Stuttgart

aus Die Bibliothek, der freien Wissensdatenbank
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Prolog

Gold, Gold war das Einzige was Haib noch vorwärts trieb, es musste schon eine ganze Menge Gold sein, dachte er sich. Eine ungeheure Menge, dass er diese ganzen Strapazen auf sich nahm. Aber andererseits, der Imam hatte davon gesprochen, es sei das Grab einer assyrischen Prinzessin. Haib konnte sich das kaum vorstellen, was er hier im flackernden Licht seiner Talgfackel sehen konnte sah nicht besonders königlich aus. Ganz im Gegenteil, es wirkte eher wie eine Sickergrube, wie sie sein Vetter Tariba säuberte. Schon seit 3 Stunden kämpfte er sich seinen Weg durch die dunklen, niedrigen, irdenen Tunnel, viele von ihnen waren halb eingestürzt und er musste sie wieder freischaufeln. Fast wie Tabira die Scheiße der reichen Händler aus den Sickergruben schaufeln musste, aber ihn würde am Ende Gold erwarten. Seine braunen sehnigen erdverkrusteten Hände waren blutig und verschrammt wie der Rest von ihm. Wenn seine Mutter ihn so gesehen hätte, sie hätte ihm eine Standpunke gehalten, geboten die Gesetze Allahs doch Reinlichkeit und Sauberkeit. Anforderungen die der kleine bärtige, sehnige und verdreckte Mann nicht erfüllte. Seine Gewänder, die nie besonders prächtig gewesen waren, waren zerschlissen und von Erde und etwas Blut bedeckt. Aber seine Mutter würde nichts dazu sagen können, denn sie war tot wie auch sein Vater, hingeschlachtet bei dem was diese Barbaren aus dem Norden einen heiligen Kreuzzug nannten. Barbaren wie sein Auftraggeber, Haib vermied es sich umzusehen irgendwie war ihm der Mann, der ihn begleitete, unheimlich. Haib überlegte, dass er über diesen Fremden eigentlich gar nichts wusste, vielleicht war das der Grund für sein ungutes Gefühl. In diesem Moment gelangte Haib an den Kopf einer steinernen Treppe die gewunden in eine scheinbar unendliche Tiefe hinabführte. Auch der Rest des Ganges änderte sich mit einem mal, wo zuvor noch alles aus mehr oder weniger festgestampftem Lehm bestanden hatte, den er zum Teil mühsam beiseite schaufeln musste, etwas bei dem ihm der Barbar kein bisschen geholfen hatte, wozu bezahlte man schließlich seine „ungläubigen“ Führer, war es nun solider Stein der die Wände und die Decke bildete. Und nicht nur das, er war auch behauen. Haib konnte viele unterschiedlich lange Keile feststellen und diese waren immer wieder durchbrochen von bildhaften Darstellungen. Als Haib sie näher betrachtete verstärkte sich das ungute Gefühl in ihm noch. Haib war eine Tagelöhner und Gelegenheitsdieb, in den Straßen Eddesas, er hatte schon viel Not, Armut und Gewalt gesehen, ja er hatte auch schon getötet. Aber dennoch, etwas an diesen primitiven, schlecht sichtbaren Steinbildern beunruhigte ihn, drang tief ein in das Innerste seiner Seele und erfüllte diese mit einem kalten Schaudern. Ein Lufthauch lies die Fackel etwas flackern. Als sich Haib´s Blick, nachdem er kurz zu Fackel gehuscht war, wieder auf die Steinmetzearbeiten vor ihm richtete, fühlte er sich fast von ihnen gebannt. Die Wand zeigte eine Reihe von Szenen, wie eine schöne Dame in hinreisende Kleider gehüllt wurde, wie ein Heer von Dienerinnen ihr Geschmeide anlegte, wie sie gesalbt und geschminkt wurde, und wie sie hinausschritt in die sternenklare Nacht, um an einem Opferritus teilzunehmen. Szenen aus dem Alltag der Prinzessin, so schien es, und doch ging von ihnen etwas Unheimliches, Unerklärliches aus, das sich Haibs Wahrnehmung entzog und ihn erschreckte und faszinierte zugleich. So als würde ihm vom bloßen Hinsehen die Seele aus dem Leib gezogen. Ein Rascheln hinter ihm lies in zusammenfahren, der Barbar war näher getreten. Haibs Eingeweide verkrampften sich als er einen Schritt die Treppe hinunter machte. Irgendwie hatte er plötzlich eine unerklärliche Angst davor von dem Fremden berührt zu werden. Viel Gold, dachte er, als er sich Stufe um Stufe die Treppe hinab kämpfte, und dabei krampfhaft versuchte die Bilder an den Wänden zu ignorieren. Aber je weiter er hinab stieg desto mehr schien es ihm, als würden die Gestalten auf den Bildern ihn aus den Augenwinkeln beobachten, genauso wie er sie aus den Augenwinkeln beobachtete und sie schienen Mitleid mit ihm zu haben, ja, all die vielen Augenpaare der Wände bedauerten ihn, schoss es Haib durch den Kopf. Bis auf die Augen der Prinzessin, diese nicht, im Gegenteil sie schienen ihn begierig zu erwarten, ganz so als wolle sie ihm so schnell wie möglich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen, um ihm die Seele auszusaugen, genau wie es ihre Abbilder taten wenn man sie zu lange betrachtete. Die unheilvolle Erkenntnis stieg in Haib auf, dass dieses Grab zu seinem Grab werden würde. Er wollte sich zu dem Barbaren umdrehen um ihm sagen, er verzichte auf die Belohnung die ihm versprochen worden war und das er von hier aus allein weiter nach der Grabkammer suchen könne, doch in diesem Moment erreichte Haib den Fuß der Treppe. Dieser lag am Anfang einer kleinen Kammer die zu einem großen Tor führte vor der ein vollkommen runder Basaltstein ruhte, in den aus Gold und Silber bestehende Einlegearbeiten eingelassen waren. Gold, mehr Gold als viele dieser fetten Pfefferhändler in Eddesa besaßen würde Haib bald gehören, der fremde Barbar hatte es ihm versprochen. Er hatte ihm gesagt, er könne die Hälfte des Goldes behalten. Jetzt kam Haib das etwas seltsam vor, er, ein Straßenköter, ein Nichts, sollte so großartig belohnt werden. Andererseits wirkte der Fremde eher wie ein fetter Kaufmann von einem Barbaren als wie ein Mörder, und Haib rechnete sich gute Chancen aus ihm zu entkommen, sollte er versuchen ihn zu betrügen. Irgendetwas kam ihm merkwürdig vor an dem Mann, der ihn angeheuert hatte, und der sich nun daranmachte den Felsen vor dem Eingang der Grabkammer aufzuschaukeln. Warum hatte er vorhin eine fast panikartige Angst davor gehabt von dem Fremden berührt zu werden, so als ob dieser die Pest hätte, und warum vermied er es bei jeder Gelegenheit ihn anzusehen. So als ob seine Augen ihn davor bewahren wollten etwas zu sehen das ihn der Verstand kosten könnte. Hatte er den Fremden überhaupt jemals richtig angesehen oder berührt? Das fragte sich Haib, seinen Blick fest auf den Stein fixiert, der in gleichförmiger Bewegung immer hin und her schaukelte, und dessen Goldene und Silberne Einlegearbeiten hypnotisch, sinnverwirrend, tanzten. Ein kalter Schauer lief Haib über den Rücken und lies ihn aus dieser Träumerei auffahren. Der Versschlussstein wog mindestens eine Tonne, wie konnte ein einziger Mann... Gold!!! Der Eingang war frei, und dahinter schien die Sonne aufzugehen. Das schwache, flackernde Licht der Fackel wurde so stark reflektiert, dass es Haib fast blendete. Die Wände waren mit Gold geschmückt, es standen Truhen mit Goldschmuck im Raum, einige Amphoren aus purem Gold strahlten ihn an und auch der Sarkophag schien aus purem Gold zu bestehen. Haib stürzte in den Raum alle Ängste und Schmerzen des frühen Abend und der bisherigen Nacht waren vergessen, während er auf eine der Truhen zurannte und diese auf der Suche nach gut zu transportierender Beute durchwühlte. Armreifen, Spangen und eine Krone aus purem Gold hatte er schon zu Tagegefördert als ihn etwas innehalten lies. Etwas an dieser Situation stimmte nicht, aber was? Was war das gerade für ein Geräusch das er gerade gehört hatte? Wo war der Fremde? Warum kniete er nicht neben ihm an der Kiste und durchwühlte sie nach Schätzen. Beschlichen von einem Gefühl des grauenvollen Unheils drehte Haib sich ganz langsam um, und in jedem Augenblick sträubten sich seine Nackenhaare mehr, während sich seine Eingeweide zusammenkrampften und seine Muskeln anspannten. Nun hatte er die Drehung vollendet und wünschte sich er hätte es nicht getan. Der Sarkophag war geöffnet und der Fremde hatte die Prinzessin, die obgleich seit mehr als tausend Jahren Tot, nicht ein Merkmal der Verwesung zeigte halb herausgehoben und versenkte gerade sein Fingerlangen Fangzähne in ihrem Hals. Einen Augenblick später riss der Fremde die Augen auf und starrte Haib an, der sich gewünscht hätte sofort sterben zu dürfen. Aber ein solches Schicksal war ihm von Allah nicht vergönnt. Sich unter dem Blick des Fremden windend, wurde er von einem Kribbeln durchzuckt als würden tausend Spinnen über ihn krabbeln, eine Kugel glühenden Feuers schien in seinem Magen zu explodieren und in seinen Ohren gellte ein ohrenbetäubendes Kreischen, als würde jemandem bei lebendigem Leibe das Fleisch von den Kochen geschabt. Haib verbrachte einige endlos wirkende Augenblicke in dieser entsetzlichen Agonie, bis ihn die entsetzliche Erkenntnis ereilte, das er die Quelle dieser peinigenden, seelenzerreisenden Laute war. Diese Erkenntnis spülte den letzten Rest bewussten Denkens der ihm noch geblieben war hinfort über die Klippe des Wahnsinns. Und so sah er hilflos im Banne dieser furchteinflößenden, tierhaft rot leuchtenden Augen zu, wie der Fremde die Leiche der Prinzessin aussaugte. Und als alles Blut aus ihrem Körper gesogen war begann sie zu einer schrumpeligen Mumienartigen Gestalt zu verwesen, und obwohl es jeglicher Vernunft wiedersprach riss sie die verwesten Augenlieder auf, öffnete den an eine klaffende Wunder erinnernden Mund, wobei sie nadelspitze Fänge entblößte und stieß einen schrillen beängstigenden Schrei aus, als ob ihr die Seele entrissen würde. Dann zerfiel ihre immer noch schreiende Leiche zu Staub. Der Fremde seinerseits taumelte einen Schritt zurück und seine Gesichtzüge verzerrten sich als, ringe er mit einem Fremden Geist, der nahe daran war die Herrschaft über seinen Körper zu übernehmen. Doch dann normalisierten sich seine Züge wieder, und er schritt schnellen Schrittes aus der Grabkammer, verschloss sie mit dem Rundstein, und eilte wild grinsend mit neuer Macht hinaus in die Nacht. Den wahnsinnig schreienden, und heulenden Haib, in der Grabhöhle eingesperrt zurücklassend.


Kapitel 1

Es fühlte sich großartig an zum Sabbat zu gehören, zu dieser wilden, jungen Sekte freiheitsliebender Vampire die sich nicht vor der Menschheit verkrochen, sondern sie auf den Platz verwiesen der ihnen zustand - in den Staub. Die Sekte, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Vorsintflutlichen und ihre Handlanger zu vernichten. Sich niemandem beugen und unterordnen zu müssen, sterbliche Fürsten, kirchliche Würdenträger und ihre bedeutungslosen Handlanger zu ignorieren, oder, wenn sie zu aufdringlich wurden, zu massakrieren um anschließend ihr Blut zu trinken! Ja, das war die wahre Freiheit die der Sabbat, und nur er, versprach. Ja, es war jede Nacht aufs Neue erheiternd und ein Quell der Lust. Es war einfach großartig zum Sabbat zu gehören, das dachte sich Eduardo Bruni. Zumindest war es das meistens. In den letzten Nächten hatte es jedoch wenig Anlass zur Heiterkeit für ihn gegeben. Obwohl alles dafür sprach. Er war ein junger aufstrebender Kainit aus dem Clan Brujah, die Camarilla nannte sie zwar antitribu, aber die dachten ja auch, die Vorsintflutlichen wären nur eine Legende. Er war jung, wild und kampfstark, alles was ein Kainit des Schwertes Kains sein sollte. Trotz seiner knapp sechs Jahre im Untod hatte er schon zahlreiche bedeutende Taten vollbracht. Nicht zu letzt die Auslöschung der ach so edlen Familie de Episculi. Diese Tat war seine jüngste und die großartigste in einer Reihe großartiger Taten. Er hatte sie alle getötet, die ganze sogenannte edle Familie. Die hatten nicht schlecht geschaut, als der Diener, der ihnen nur das Fleisch auftun sollte, dem edlen Fernando de Episculi urplötzlich und mit unmenschlicher Gewalt die Serviergabel zwischen die hübschen Augen gerammt hatte. Mit einer solchen Wucht hatte er zugestoßen das die Gabel zu Fernandos Hinterkopf wieder ausgetreten war und große Teile seine „edlen“ Gehirns nun die Rückwand des Speisesaals der leider verstorbnen Familie zierte. Noch während Fernando grunzte und zusammenbrach, hatte sich Eduardo zu dessen entsetzter Familie umgewandt, ein diabolisches Grinsen auf dem Gesicht, und sie mit lieblich klingender Stimme gefragt: „ Wem darf ich als Nächstem das Fleisch auftun?“ Die schockierte Familie Episculi hatte sich in wilder Panik der Tür entgegengeworfen, nur um voll Grauen feststellen zu müssen das sie dort bereits von Eduardo erwartet wurden, süffisant lächelnd, mit blutverschmiertem Servierbesteck in den Händen. In den folgenden Augenblicken hatte er den Erwachsenen Mitgliedern der adeligen Familie vor Augen geführt womit sich ihre Sprösslinge schon als Vorspeise den Magen verdorben hatten. Er fand, dass das nötig gewesen war angesichts der hungernden Massen vor den Toren des Turms. Zugegeben, die hungernden Würmer dort draußen interessierten Eduardo herzlich wenig, als er nun die erwachsenen Mitglieder der Familie Episculi dazu zwang, das zu verspeisen was aus den Gedärmen ihrer sterbenden Kinder hervorquoll. Nein, es ging ihm nur um sein unmenschliches, perverses Verlangen. Doch dummerweise machte ihm sein heissblütiges Brujahblut einen Strich durch sein perverses Vergnügen, denn als er mit ansehen musste, dass diese verdammten Bastarde sich bei ihrer Mahlzeit, die er ihnen so freimütig kredenzt hatte, immer wieder erbrachen, heulte das Tier in seinem Innern. Sein Blut begann zu kochen und in einem Akt purer Raserei zerriss er die widerspenstigen adeligen Kostverächter. Als er nun daran dachte begann sich Eduardo Blut wieder zu erhitzen, das Tier heulte in seinem Hinterkopf, blutiger Schweiß stieg ihm auf die Stirn vor Anstrengung das Tier in ihm niederzukämpfen. Der Gedanke daran das er mit solchen Taten schnell in der Hierarchie des Sabbat aufgestiegen war half Eduardo dabei seine Fassung wiederzugewinnen. Ja aufgestiegen war er, und wie, das hätte sich sein Erzeuger, möge er auf immer in der Hölle schmoren, bestimmt nie vorstellen können. Er hatte es sogar so weit gebracht das er nun Erzbischof Giangalezzo, einem der mächtigsten Lasombra Italiens als persönlicher Bote diente. Das war wahrlich keine angenehme Aufgabe, zumal sie ihn forttrug aus seinem geliebten Mailand. Hinaus in den weiten unwirtlichen Norden, an einen kleinen unbedeutenden Ort in Herzogtum Württemberg. Er hatte eine ehrenvolle Aufgabe die ihn zu Bischöfin Natascha Kresivic nach Esslingen geführt hatte. Diese Aufgabe war langwierig und ganz eindeutig eine Vergeudung seiner Fähigkeiten, doch andererseits verschaffte sie ihm Respekt und ebnete ihm einen Weg der wahrscheinlich ganz nach Oben führen würde. Eduardo erreichte die Straße in der sich nach seinen Informationen die Zuflucht der Bischöfin befinden sollte, währe da nur nicht dieses unangenehme Gefühl im Hinterkopf gewesen das immer stärker wurde je weiter er sich der Residenz der Unholdin näherte.

Eduardo erreichte die Tür hinter der die Zuflucht der Bischöfin liegen sollte, das Gefühl in seinem Hinterkopf war noch da, er beschloss sich keine Blöße zu geben und sich nichts anmerken zu lassen. Nochmals kontrollierte er seine Kleidung, feinste italienische Mode, die weiten Pumphosen, die schön gefärbten Beinkleider, die weiten prachtvollen Ärmel, und nicht zuletzt der weite ausladende Kragen. Ja alles saß wie es sollte, sein Erscheinungsbild war perfekt. Er klopfte an, das schwere Eichenholz der Tür gab den klang seines kräftigen Klopfens weiter. Es klang irgendwie bedrohlich. Nicht lange musste er in der kalten Novembernacht warten, obwohl Kälte schon seit Jahren jede Bedeutung für ihn verloren hatte. Die Tür wurde geöffnet und entlies einen Schwall seltsam riechender Luft nach draußen. Der Mann der die Tür öffnete war zweifellos ein Ghul, Sterbliche wie sie verachtenswerter nicht sein konnten. Menschen die sich Kainiten ergaben und deren Blut tranken um einen schwachen Abklatsch dessen zu erleben was für Kainiten alltäglich war. Eduardo verachtete sie, sie waren ein Zeichen von Schwäche von Dekadenz und von Unfähigkeit. Durch derlei Gedanken in Rage gebracht, packte Eduardo den kleinen rundlichen Mann mit dem hässlichen Gesicht und den zusammengewachsenen Augenbrauen, and der Kehle und presste zwischen seinen ausgefahrenen Fängen hervor. „ Bring mich zu deiner Herrin“. Der Ghul war in Eduardos Griff erstarrt und wartete bis er frei war, dann krächzte er aus seiner Geschundenen Kehle: „ Bitte warten sie im Salon meine Herrin wird in Kürze bei ihnen sein“. Eduardo betrachtete den Salon während der Ghul sich eilig in die Hinteren Teile des Hauses aufmachte um seine Herrin zu holen. Langsam kehrte Eduardos Ruhe zurück, und er realisierte das er in einem großen beklemmend wirkenden Saal stand. Die Eingangstür ein seinem Rücken. Was das beunruhigende an diesem Saal war vermochte Eduardo nicht so recht zu sagen, doch irgendwas daran verstärkte sein ungutes Gefühl noch, und lies ihn nicht so ruhig werden wie er es gern gehabt hätte. Der Saal war von beeindruckenden Ausmaßen, mit zwei Säulengängen an den Seiten in denen sich die Ein und Ausgänge verbargen, insgesamt 5 an der Zahl. Auch gab es Möbel in diesem Empfangsraum, doch waren sie alle von weißen Leintüchern verhangen, der ganze Raum wirkte irgendwie staubig und wenig benutzt, und ein seltsamer Geruch den Eduardo schon vorher bemerkt hatte lag in der Luft. Es roch nach Staub, Schweiß, Blut und etwas Verwesenung. Auch bemerkte Eduardo nun das ein leises kaum hörbares Wimmern in der Luft zu liegen schien. Der Tatsache das die Eingangstür hinter ihm sich offenbar ohne das Zutun eines Wesens geschlossen hatte schenkte er keine Beachtung. Langsam ging er durch den Raum, auf den Umriss eines von weisen Lacken verhüllten Flügels zu. Dieser befand sich ungefähr in der Mitte des Raumes und als Eduardo ihn erreicht hatte schien aus einem der Durchgänge ein leichtes Seufzen auf ihn zuzuwehen. Mit einem Anflug von Panik sah Eduardo sich nach allen um, dabei legte er geistesabwesend die linke Hand auf das den Flügel bedenkende Leintuch. Nur um sie sofort wieder zurück zuziehen, mit einem Anflug von Entsetzen, Angst und Hunger starrte Eduardo auf die Stelle des Leintuches die er so eben berührt hatte, sie war blutig. Das Blut schien aus dem Ding zu stammen das das Leintuch bedeckte. Dieses Ding mochte zwar die Umrisse eines Flügels haben, war aber sicher keiner. Als es nun ein leises Geheul anstimmte, hätte das Tier in Eduardos Seele diesem am liebsten zur Flucht veranlasst. „Sie haben ihn erschreckt“!, die Stimme lies Eduardo das geraubte Blut in den untoten Adern erstarren. Sie erklang kalt und gefühllos direkt hinter ihm, mit einer übermenschlichen Geschwindigkeit fuhr er herum, bemüht seine Aufflammende Panik unter Kontrolle zu halten und sich keine Schwäche anmerken zu lassen. Was er sah als er seine Drehung vollendet hatte war so abstoßend das er beinahe das Gesicht verzogen hätte. Die Frau welche die Worte an ihn gerichtet hatte die genau hinter ihm erklungen waren, befand sich seltsamerweise einige Meter entfernt, in einem der 5 Durchgänge stehend die aus dem Saal in die tiefen Eingeweide des Anwesens führten. Und der Anblick den sie bot war widerwärtig, sie war fett, zwar waren in diesen Tagen mollige Frauen mit üppigen Rundungen bei den Sterblichen sehr begehrt, doch diese Frau wurde bestimmt von keinem als Attraktiv empfunden. Sie hatte eine gewaltige Körperfülle, sie wirkte fast wie ein gewaltiges Raubtier nicht mehr wie ein einst menschliches Wesen, wie sie das stand, in einem für ihren fetten, ekelhaften, madenartigen Körper, viel zu engen und betonendem Kleid, aus dessen Dekollete ihre rieseigen melonenartigen Brüste hervorquollen. Eduardo, glaubte kurzzeitig schwarze Haarstoppeln auf der linken Brust entdeckt zu haben, doch irgendwie wagte er nicht seine Bebachtung zu überprüfen, er musterte stattdessen das Kleid, dessen Material ihm unbekannt war, während er seiner Gastgeberin ein warmes, wenn auch leicht gezwungenes Lächeln schenkte und fragte: „Wen habe ich erschreckt?“ „Meinen Diener, er war durch euer auftreten sehr erschrocken“, antwortete die Bischöfin. Ihre stimme klang tief, mütterlich, rauchig und dennoch schwang etwas beunruhigendes darin mit, so als ob einem der Teufel einen angenehmen Tag wünschen würde. Das Tier in Eduardos Kopf verstärkte sein heulen und winseln. Mühsam darum bemüht sich seine Angst und seinen inneren Kampf nicht anmerken zu lassen, hielt Eduardo die Konversation mit folgenden Worten aufrecht: „Sterbliche erschrecken so leicht, und sind es im allgemeinen nicht wert sich von diesem Schrecken wieder zu erholen.“ „Ich bin hier im Auftrages des Erzbischofs Giangalezzo aus Mailand, ihr habt sicher schon von ihm gehört. Er lässt euch diese Nachricht zukommen.“ Mit diesen Worten und neugewonnenem Mut und Selbstvertrauen überreichte Eduardo die Nachricht an die fette Bischöfin, die sich ihm nun bis auf zwei Meter nährte. Das allein hätte schon ausgereicht um Eduardos frischgewonnenen Mut wieder sinken zu lassen, aber da war noch etwas das dazu beitrug das Eduardo kalte Schauer über den Rücken zu laufen begingen. Hatte sich die linke Brust der Bischöfin gerade bewegt? Eduardo hatte schon hundert Brüste berührt und ungleich mehr gesehen, und er wusste genau wie sie sich zu bewegen hatten und wie sie sich sonst verhielten. Aber diese beiden annähernd Kopfgroßen Brüste waren anderes sie wirkten irgendwie zu hart und Eduardo hätte schwören können das der die linke Brust sich gerade eigenständig bewegt hatte, als er der Herrin dieses unheimlichen Anwesens von seiner Nachricht berichtet hatte. Die Tzimisce schien seinem zunehmenden Entsetzen keine Beachtung zu schenken, erbrach stattdessen das Siegel des Briefes und entfaltete das etwas mitgenommen wirkende Stück Pergament. Eduardo konzentrierte sich derweil nur auf ihre Brüste. Und in der Tat er schien recht gehabt zu haben unter dem Kleid aus dem merkwürdig bekannt wirkenden Stoff bewegte sich etwas, langsam und widernatürlich. Angst und Übelkeit stiegen in dem jungen Brujah auf als er gewahr wurde das sich in der rechten Brust mit etwas Fantasie und den übernatürlichen Sinnen eines Untoten Gesichtszüge erkennen ließen, die sich bewegten. Durch das Geräusch Zereissenden Pergaments wurde Eduardo jäh in seinen Betrachtungen gestört. Der kalte berechnende Blick der Bischöfin lag wie ein tonnenschweres Gewicht auf ihm, schwer und bedrohlich.. „Ihr wart ein Guter Bote, euer Timing war perfekt“, trotzt des enthaltenen Lobes klangen die Worte Nataschas kalt und berechnend. „Ihr schmeichelt mir, edle Bischöfin“, brachte Eduardo heraus obwohl sich sein Magen erneut zusammenkrampfte. Für eine erneute Welle eisigen Wassers das ihm den Rücken hinunter geschüttet zu werden schien sorgte nun der Blick dem Ihm die Tzimisce zuwarf. In ihrer kalten distanziert grausamen Art sagte sie: „Einem Boten steht es eigentlich nicht zu ungefragt zu sprechen, aber weil ihr so ein braver Junge gewesen seid und den weiten Weg von Italien hierher gemacht habt, und zu einem geeigneten Zeitpunkt erscheint, werde ich euch eure letzte Unhöflichkeit verzeihen, und euch sogar von dem Inhalt des Briefes in Kenntnis setzen.“ Mit einem hörbaren Schlucken nickte Eduardo der fetten unheimlichen Frau zu, die ihn immer noch unverhohlen musterte, wie ein Rabe das Auge eines verwesenden. Sie begann ihn langsam zu umkreisen während sie wieder das Wort an ihn richtete: „ Erzbischof Giangalezzo aus Mailand, lässt mir durch euch mitteilen das er nun bereit und Willens ist meinen Kriegsplänen die Notwendige Unterstützung zukommen zu lassen.“ „ Er schreibt weiter das er persönlich dafür Sorge tragen wird das eine ansehnliche Heerschar Kainiten des Sabbat sich aufmachen um meine Truppen zu unterstützen.“ „Er ist ebenfalls der Meinung das der Krieg um Stuttgart nur von kurzer Dauer sein wird, die Pläne und Vorbereitungen sind gut, die Ventrue und die ihnen untergebene Camarilla wird in wenigen Wochen fallen, vielleicht sogar in wenigen Nächten und sie werden kaum bemerken woher der tödliche Schlag kam.“ „ Er bittet mich nur um einen kleinen Gefallen für die gewährte Unterstützung“, sagte sie als sie ihren Kreis um ihn vollständig abgeschlossen hatte. In Eduardo hatte sich inzwischen alles zusammengekrampft, er wollte nur schnell eine Antwort und dann weg, weg von dieser unheimlichen fetten Frau, weg von ihrem wage bedrohlich wirkenden Anwesen, weg aus dieser stinkenden kleinen Stadt. Die nächsten Worte ließen ihn noch mehr erstarren. „ Ich soll nur für die Vernichtung des Boten sorgen der mir diese Nachricht überbringt“, flüsterte Natascha, während sie einen überraschen schnellen Schritt auf den entsetzten und verblüfften Eduardo zu tat. Ihr Kleid riss dabei in Fetzen und enthüllte einen widerwärtig bizarren Anblick. Eduardo hatte recht gehabt, die Brüste der Frau hatten Gesichter, und viel mehr noch sieh hatten dünnen lange, in Krallen auslaufende unerwartet kräftige Arme. Diese Natascha war nicht eine Frau, sie war die unheilige Dreieinigkeit, wie Eduardo nun voll grauen erkennen musste. Die Arme die zu den beiden Kainiten gehörten die mit ihr verschmolzen war und deren Köpfe die Brüste der fetten Frau bildeten, packten ihn und zogen ihn mit übermenschlicher Kraft unaufhaltsam immer näher auf ihre wild schnappenden Fänge zu. „ Na mein kleiner gefällt dir was du siehst“, hörte er die hallende Stimme der Tzimisce während er den beiden wild schnappenden Mäulern in ihrer Brust immer näher kam, „ ja ganz recht das ist mein Meisterwerk, meine beiden treusten und gehorsamsten Kinder sind mit mir für immer verbunden und dir werde ich die Ehre gewähren an dieser Schöpfung Teil haben zu dürfen, deine Seele wird sich mit den unseren vereinen.“ Ein entsetzlich gellender Schrei drang in Eduardos Ohren, als das rechte Maul sich in seiner Schulter verbiss und schmerz seinen Körper durchfuhr wie eine Sense aus Licht, und dann kurz bevor auch der zweite blassgrüne kränklich wirkende Kopf seine Fänge in seinem Hals versenkt hatte, erkannte Eduardo das dieser markerschütternde Schrei von ihm selbst kam. In jenem Moment wurde er sich der Aussichtslosigkeit seiner Situation bewusst, die Angst wurde Hoffnungslosigkeit nur um sich gleich darauf wieder in blinde Panik zu verwandeln als er wahr nahm wie der gewaltige zahnbewährte Schlund Nataschas sich seinem Kopf nährte. Mit einem Ohren betäubenden knirschen drangen ihre Zähne durch Eduardos Schädel und sie begann genüsslich das austretende Blut aufzusaugen. Gemeinsam tranken sie Vazalv und Pjotre das Blut und die Seele des Jungen Brujah.

Natascha Kresivic, Bischöfin von Esslingen am Neckar und bald, wenn alles lief wie geplant, Erzbischöfin von Stuttgart, war kämpfte mit dem Tier in ihrem Innern. Nach dem sie die Seele dieses unwürdigen Brujahboten in sich aufgenommen hatte rebellierte das Tier das jeder Kainit in sich trägt und verlangte nach noch mehr Blut und Zerstörung. Nur mit einer gewaltigen Willensanstrengung zwang sie sich und ihre beiden Kinder, die mit ihr auf eine unheilige und für Sterbliche und viele andere Vampire unverständliche Art mit ihr verbunden waren, von den Abgründen der Raserei zurück. Erschöpft aber mit sich selbst zufrieden rief sie nach ihrem Diener. An den Namen dieses Sterblichen konnte sie sich nicht erinnern, vielleicht so dachte sie, hatte sie ihn nie hören wollen. Sie waren ohnehin alle Austauschbar und verschwanden so schnell in den Tiefen ihres Haushalts, wie ihre anderen Kinder ihr neue besorgten. Der Diener kam und begann die verfaulten Knochen, welche als einzige stumme Zeugen von der Vernichtung des Brujah waren, zu entfernen. Natascha ihrerseits wanderte aus ihrem Salon, in die, wie sie fand, interrasanteren Teile ihres Anwesens. Das schauderhafte wimmern eines vormaligen Dieners der sie enttäuscht hatte empfing sie in ihrem Arbeitszimmer. Der vormals menschliche Körper diente nun als Tischdecke und Arbeitstisch, wobei seine Knochen das Gestell bildeten das durch Muskeln und Sehnen zusammengehalten wurde. Fleisch und Haut bildeten die Tischplatte sie waren schmerzhaft hart und unnachgiebig über das Gestell gespannt. Allein das Atmen musste für den ungehorsamen eine schier unerträgliche Qual sein. Genau so wie Natascha es plante. Sie schenkte ihren Möbeln aber derzeit keinerlei Beachtung. Es gab einen Krieg zu planen. Erschöpft aber voll unbefriedigtem Tatendrang begann Natascha logistische und Strategische Überlegungen anzustellen. Dabei kreisten ihre Gedanken stets um eins, die Einnahme Stuttgarts, die Vernichtung oder Vertreibung der dort herrschenden Ventrue und vor allem der Gefangennahme Erichs von Schwaben, dem Prinzen der Stadt. Ein verabscheuungswürdiger Camarilla Ventrue Bastard, war dieser Erich, schon unzählige Pläne hatte er ihr durchkreuzt und vereitelt, so viele Kriegspläne mussten verworfen werden, weil sie gezwungen war mit unfähigen rebellischen Kindern zu arbeiten. Diese unfähigen Welpen, die so dumm und undiszipliniert waren wie gleichaltrige Sterbliche, waren ihre sogenannte Armee, das stolze Schwert Kains. Es war lächerlich. Kaum einer von diesen Jungen wilden war zu mehr nütze als zu simpler Gewalt. Keiner dieser Küken, die sich immer zu mit ihrer Tapferkeit brüsteten war eine große Hilfe bei diesem Krieg den sie und die restlichen Führer des Sabbat gegen die Camarilla führten. Nur sehr wenige dieser Jungen Kanallien da draußen waren es Wert sich Krieger des Sabbat nennen zu dürfen. Viele dieser Kriegszeugungen kannten nicht mal den Ursprung ihrer Großartigen Sekte. Natascha war anders, sie war sozusagen ein Sabbatvampir der zweiten Generation. Ihr Erzeuger hatte zu den Tzimisce gehört die in streunenden Rudeln durch die Alten Lande zogen, nach dem die verfluchten Tremere die Burg seines Erzeugers in Schutt und Asche gelegt und ihm damit unbeabsichtigt die Freiheit geschenkt hatten. Von ihm hatte sie all die wichtigen Dinge gelernt die ihr heute noch, mehr als 200 Jahre danach, die Führung sicherten. Was wussten diese Würmer im Gegensatz dazu? Nichts! Sie hatten keine quälenden dreißig Jahre der Ausbildung durch einen Sadistischen Lehrmeister ertragen. Wenige von ihnen waren mehr als zehn Jahre Wesen der Nacht. Kein Wunder als das Erich es bisher jedes Mal geschafft hatte ihre Eroberungspläne zu vereiteln, in dem er wichtige Kontakte eliminierte, Versorgungslager zerstörte oder seine Menschlichen Handlanger benutzte um ihre schlafenden Truppen in ihren Zufluchten grausam verbrennen zu lassen. Nein Erich von Schwaben musste Gefangen genommen werden, sie würde sich Jahre lang bei ihm für die erlittene Schmach rächen, und dies nach allen regeln der Kunst zelebrieren. Allein zu diesem Zweck hatte sie bereits einen eigenen Raum für ihn eingerichtet, und mit sehr viel Aufwand sichergestellt das sie über seine Ernährungsgewohnheiten, das Blut schöner Frauen, wie Typisch, gut informiert war. Sie hatte bereits vor elf Jahren einen Harem anlegen lassen um dem Gefangenen das Überleben zu sichern. Sein Tod sollte lange währen das hatte sie sich geschworen. Und nun mit der ersehnten Hilfe des Erzbischofs von Mailand würde ihr Wusch endlich in Erfüllung gehen. Mit träumerischem Gesichtsausdruck lies Natascha ihren gewaltigen Körper nach hinten in die Lehen des Stuhls sinken. Und schenkte dem stockenden heulen keine Beachtung das einsetzte als Vazlav die Oberfläche des Tisches mit seinen Messerscharfen Knochenfingern zu bearbeiten begann.


Peter Haeberlen rannte keuchend die nächtliche Weinsteige hinauf, so schnell als würde er von Dämonen gejagt. Angstschweiß rann ihm in strömen vom ausgemergelten Körper. Einst war er ein stattlich gebauter Tischlergeselle mit gehörigem Bauchansatz gewesen. Doch das war bevor er diesem Monstern in die Hände gefallen war. Sie hatten ihm nach einer durchzechten Kneipennacht verschleppt, ihn wie ein Tier in einem dunkeln Kellerverlies eingesperrt und ihm Dinge angetan an die er sich um nichts in dieser gottverlassenen trostlosen Welt erinnern wollte. Aber durch Glück und einen fast Wahnhaften Akt der Willensanstrengung hatte er es geschafft zu entfliehen, zerlumpt abgemagert, ausgemergelt. Aber seine Flucht war ihm erst am frühen Abend geglückt und nun war es dunkel und bestimmt suchten ihn seine Häscher schon. Um keinen Preis wollte er ihnen wieder in die Hände fallen diesen Untoten Monstern. Er zwang seine schmerzenden Beine dazu schneller zu laufen. Da fiel ihm ein Gebäude auf das er kannte, vielleicht gab es doch einen Gott. Er war in Degerloch, hier wohnte ein enternder Verwandter von ihm, ein Stadtrat, er hatte eine Villa in den bewaldeten Hängen ganz in der Nähe, dort würde er Obdach und Hilfe finden. So hoffte Peter als er mit letzter Kraft den Weg zu seinem Retter einschlug. Ja bei seinem Großonkel Sieghelm, würde er Sicherheit und Hilfe finden, sich fest an diesen Gedanken klammernd rannte Peter so schnell ihn seine geschundenen Beine trugen durch das offenstehende eiserne Prunktor. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rannte er die Hofeinfahrt hinauf, diese sechzig Meter erschienen ihm endlos lang und quälend. Was war das? Hatte es hinter ihm im Gebüsch nicht gerade geraschelt, konnten sie es sein, konnten seine monströsen Verfolger ihn bereits eingeholt haben. Verschleppten sie ihn ein zweites mal, diesmal auf der Türschwelle seines Verwandten. Oder war auch die Villa eines Stadtrates nicht sicher vor diesen grauenvollen Bestien. Die Verzweiflungen dieser Gedankengänge lies Peter noch schneller laufen. Er ereichte mit knapper Not die Türschwelle, stolperte über die Eingangsstufe und schlug hart mit dem Kopf gegen die Schwere Eichentür. Schmerz durchzuckte seinen geschundenen Leib, wie ein glühender Draht. Am Rande seines Blickfeldes sah er die Ohnmacht verheißenden schwarzen Ränder sich nähern. Und begann sich verzweifelt darum zu bemühen bei Bewusstsein zu bleiben. Als die Tür endlich geöffnet wurde. In seiner Not wunderte sich Peter nicht darüber das sein Großonkel der vornehme Stadtrat ihm selbst die Tür öffnete. „Um Gottes Willen Peter was ist den mit dir geschehen“? „Du siehst ja furchtbar aus.“ Dies zu hören war für Peter der Himmel auf Erden. „Komm rein Junge, wir haben uns schon Sorgen um dich gemacht. Was ist den geschehen?“ Mit diesen Worten half sein Onkel dem immer noch benommenen Peter der nun seine letzten Reserven verbraucht hatte in die Villa. Sieghelm führte den fast bewusstlosen Mann durch den Empfangsraum in die Bibliothek wo er ihn in einen weichen Ohrensessel setzte. Dann eilte er davon um seinem Gast sein Fernbleiben zu erklären. Dies bekam Peter aber nur am Rande seines aus schmerz und Erschöpfung bestehenden Universums mit. „ Ich muss wach bleiben, ich muss ihm von den Monstern berichten“, dachte Peter verzweifelt. Als er mitbekam das unter Geklapper eine Tür geöffnet und ein Tablett herein getragen wurde. Durch die Schleier die sein Bewusstsein umgaben, drang die Stimme Sieghelms:“ hier mein Junge trink das.“ „ Das wird dir helfen.“ Der Tischlergeselle schluckte vorsichtig die Flüssigkeit die sich als Obstbrandwein erwies. Langsam kehrten seine Sinne zurück und er entsann sich der Gefahr in der er vielleicht immer noch schwebte. „ Großonkel ich muss dir erzahlen was passiert ist“, brachte er unter Mühen heraus. „ Ja das musst du, aber das hat Zeit, erst mal musst du wieder zu Kräften kommen.“ „ Nein ich muss es dir sofort erzählen, möglicherweise sind wir beide in schrecklicher Gefahr.“ „Nein mein Junge hier bist du absolut sicher.“ Die Antwort seines Großonkels wirkte beruhigend. Aber dennoch konnte Peter ihr nicht so recht glauben. „ Nein Großonkel du verstehst nicht, ich wurde von Monstern entführt, von Ungeheuern.“ „Ja sicher mein Junge diese Schurken haben ungeheuerlich Verbrecherisches getan, aber sie sind deshalb keine Monster.“ „Nein Onkel du verstehst mich Falsch es waren Monster, sie waren keine Menschen sie waren Vampire.“ „Ich bin mir sicher das hast du dir nur.... was meinen sie?“ Erst zu diesem Zeitpunkt erkannte Peter das noch ein anderer Mann im Zimmer war. Dieser richtete nun das Wort an Peter. Trotzt dessen Bemühungen sich zu ihm umzudrehen blieb der Mann hinter der Lehne des Ohrensessels verborgen. „Keine Angst das ist Patrick, ein Geschäftsfreund von mir“, erklang neben ihm die beruhigende Stimme Sieghelms. „Wie sahen sie denn aus?“ „Was?“ „Wie sahen diese Monster den genau aus, und wie kommst du darauf das es Vampire waren?“

Die bemutternde ungläubige Art wie sein Großonkel mit ihm sprach lies Zorn in Peters geschwächtem Körper aufwallen.

„Weil sie nur Nachts kamen und mein Blut tranken, ich sah wie sie ihre spitzen langen Fänge in meinem und im Körper vieler anderer Vergruben um sich zu stärken während sie und uns zum Zeitvertreib folterten.“ Schrei er so laut sein schmerzender Körper es ihm gestattete. Der andere Mann, Patrick ein gutgekleideter vornehmer Herr, mit ernster Mine trat nun um den Sessel herum hinein in Peters Blickfeld. Er ging vor ihm in die Hocke, fixierte Peter mit seinen großen Stahlgrauen Augen und fragte. „ Wie haben sie ausgesehen und wie viele waren es?“ „ Acht oder Neun“ antwortete Peter der froh war das ihm wenigstens jemand glaubte. „ Und wie sahen sie aus?“ Fragte dieser Patrick nun mit Nachdruck. Peter begann Beschreibungen zu stammeln, während er sich langsam aber sicher fragte was hier vor ging. Sein Onkel dem er während der Befragung, oder vielmehr des Verhörs den einen oder anderen Blick zu geworfen hatte. Wollte ihn mit seinem gutmütigen Nicken beruhigen, aber er schien Respekt vor diesem Mann zu haben, oder gar Angst. Der Mann, der mittlerweile Aufgestanden war und im Raum herumlief, schien mit der Qualität der Antworten nicht zufrieden zu sein. Irgendetwas an ihm war seltsam. Die Art wie er die Nachricht aufnahm, als währe sie alltäglich, oder... Nein, dachte Peter, da war noch etwas anderes. Als sich der Mann wieder zu ihm umwandte, erkannte Peter die schreckliche Wahrheit, der Mann atmete nicht, er war nicht lebendig, er war einer von denen. Patrick schien ebenfalls die Veränderung zu bemerken und trat unglaublich schnell wieder an Peters Sessel heran. Peter wollte etwas sagen, etwas tun, fliehen. Aber nichts war mehr möglich als Patrick seine Hände auf die beiden Armlehnen von Peters Sessel legte und seinen Blick mit seinen nun golden wirkenden hypnotischen Augen einfing. Vollkommen verloren in den Augen des anderen saß Peter da, Teilnahmslos und Apathisch. „Nun noch einmal von Vorn sagte Patrick, du wirst mir nun genau beschreiben wie die Kainiten aussahen die dich gefangen hielten.“ „Ja Herr...“ war Peters Antwort.

Erich von Schwaben saß in seinem Arbeitsraum, in einer prunkvollen Villa im Südwesten Stuttgarts und widmete sich seinen Studien. Es war befreiend sich nur mit den Studien der menschlichen Seele auseinander zusetzen, keine Politischen Intrigen, keine Untertanen die seinen Rat erbaten. Nur seine Studien. Der mehr als 500 Jahre alte Ventrue Prinz von Stuttgart saß in seiner Geheimen Zuflucht und grübelte. Kaum einer seiner Untertanen, den nächtlichen Bewohnern Stuttgart hätte ihm das Zugetraut. Erich erschien seinen Untertanen stets als Sinnbild aller noblen Tugenden eines Herrschers, er war edel, gerecht und entschlossen, ja vor allem Entschlossenheit war ihm zuzuschreiben. Wie hätte er sich ohne Entschlossenheit über 160 Jahre an der Spitze der Camarilla halten können. In einem Land in dem weit ältere Kinder Kains existierten. Nein nur seine Entschlossenheit hatten ihm die Prinzenwürde Stuttgarts eingebracht. Damals in jenen düsteren Nächten 1654, als die Feuer der Inquisition den alten Prinzen verschlangen und die Kainiten der neu gegründeten Camarilla sich in Angst und Schrecken vor den Häschern der Inquisition, vor den Trägern der Schwarzen Pest und voreinander verbargen. Damals hatte seine Entschlossenheit ihn an die Spitze gebracht, er hatte die Maskerade, jener dünne Schleier der die nächtlichen Jäger vor der Aufmerksamkeit der Sterblichen verbarg, mit eiserner Faust durchgesetzt. Die ständigen Angriffe der Schergen des Sabbat abgeschmettert und die Kainskinder Stuttgarts unter seiner Führung geeint. Aber das war damals gewesen, die Zeit hatte sich geändert, die Menschen hatten sich geändert. Halt das stimmte nicht, dachte Erich, die Menschen haben sich nicht geändert, ebenso wenig die Welt. Nur Details veränderten sich, zwar trug man nun andere Kleidung, aß andere Speisen, unter anderem diese Kartoffeln aus der neuen Welt, und betrachtetet das ganze Universum von einer anderen Warte als in den Tagen seiner sterblichen Existenz. Ja Gott war nicht mehr die alles umgebende Macht wie damals im 13. Jahrhundert in dem Erich aufgewachsen war. Gott war vielleicht nicht mal existent, wie einige der Sterblichen seit neustem zu glauben pflegten. Ein schmunzeln wanderte über Erichs jugendliche Züge, das zeigte am besten wie wenig sich die Menschen geändert hatten, sie waren immer noch dumm und egoistisch, früher glaubten sie an Gott und das Paradies weil es ihnen einen Vorteil brachte, einen Hoffungsschimmer, etwas auf das man sich freuen konnte. Heute da die Welt für sie schöner und angenehmer geworden war, da war es bequemer Gott, die von ihm gegebene Ordnung und das Paradies als Fantasiegebilde abzutun. Erich seufzte, er wusste es besser, er war sich der Tatsache bewusst das Gott existierte und er ihn verflucht hatte, wie er auch alle anderen verflucht hatte, die mit ihm das Blut Kains, des Brudermörders, teilten. Ja Erich war sich der Existenz Gottes jeden Morgen bewusst, wenn die Sonne ihn in die für seine Art unausweichliche, kalte Umarmung der Starre zwang. Die Menschen hatten sich nicht geändert, so viel stand fest, die Welt hatte sich geändert, aber nur in unwichtigen Kleinigkeiten. Und dennoch war Erich müder als sonst. Er war es leid sich jede Nacht vom Blut schöner deutscher Frauen zu nähren, der Fluch der ihm durch seinen Clan aufgebürdet war. Sich Nacht für Nacht mit den Intrigen der Sterblichen und der Untoten auseinander zu setzten, die Angriffe des Sabbat und anderer Machtgieriger und wahnsinniger Mächte auf seine Stadt abzuschmettern, und doch keinen Triumph, keine keinen Lohn, keine Freude spüren zu können. Nur den überwältigenden Durst nach Blut und das betteln, winseln und flüstern des Tiers in seinem Kopf. Welches ihn nach Zerstörung und Tod verlangen ließ. Erich von Schwaben, Prinz der Domäne Stuttgart, war seines Daseins müde, aber Pflicht- und Verantwortungsgefühl hielten ihn gefangen. Wem könnte er die Stadt und die darin lebenden Menschen denn überlassen, wer währe stark genug, weise genug und human genug, als das er ihm die Macht überlassen würde. Erich fiel niemand ein, der noch existierte und den er sich nicht im Laufe der Jahre zum Feind, gemacht hatte. Feinde, Erich hatte viele von ihnen, man machte sich als Kainit unwillkürlich Feinde, und umso mehr je entschlossener und mächtiger man war. Gegen einige seiner Feinde hatte er nicht einmal etwas, sie waren einfach nur die Verbündeten der Falschen Leute. Falten des Kummers und der Sorge durchzogen das jugendliche Gesicht des alten Prinzen. Seiner äußeren Erscheinung und seiner Kleidung hätte man seine Macht und sein alter nie angesehen. Das Blonde Haar war kurzgeschnitten, das Gesicht vornehm blass, die Gesichtszüge, herrschaftlich, aristokratisch, die Schultern breit, etwas zu breit für einen Mann von nur einen Meter sechzig. Er trug einen schwarzen Geschäftsanzug der in London maßgeschneidert worden war. Nur seine Augen verrieten das er mehr war als ein kleiner gutaussehender deutscher Geschäftsmann. Sie waren blau und Tief, wer hineinblickte wusste das der Mann dem diese Augen gehörten mehr als 500 Jahre gesehen hatte. Um eben diese tiefen blauen Augen standen nun große Sorgenfalten. Vielleicht sollte er noch ein Kind zeugen, ein Neuer Kainit, der in die Welt der Nacht eingeführt werden musste würde seine Lebensgeister vielleicht wieder beflügeln. Einen Menschen jung rein unverbraucht der ihm wieder... Es klopfte an der Tür. Die elegante und würdevolle Gestalt von Gustav, verharrte im Türrahmen, „Herr man wünscht euch zu sprechen, es ist dringend.“ Gustav Stimme klang gepflegt und nobel, aber unterwürfig, wie man es von einem guten Diener erwartete. Sorgenfalten durchzogen sein edles Antlitz. „Worum geht es denn?“, fragte Erich mit gespielter Gelassenheit, er hasste es bei seinen Studien gestört zu werden, und das Tier in seinem Kopf flüsterte ihm zu er solle den Boten der die Störung verursacht hatte in blutige Stücke reißen. „Ich weiß es nicht mein Gebieter, der Bote war nicht sehr gesprächig, offenbar wünscht euch Patrick von Seibach zu sprechen, er bittet euch um dringende Audienz.“ „Lass eine Droschke rufen ich mache mich sofort auf den Weg“ war die rasche Antwort des Prinzen. Nun hielten auch Sorgenfalten in Erichs Gesicht Einzug, Patrick von Seibach war ebenfalls aus dem noblen Clan der Ventrue. Er war sogar der Erstgeboren, kein Mann der Dinge in ungebührlicher Hast anpackte. Was konnte den nach ihm ältesten Patrizier Stuttgarts zu einer solchen Bitte gebracht haben überlegte Erich als er seinen Mantel ergriff und in die vor dem Anwesen wartende Kutsche stieg. Die bitte um eine sofortige Audienz musste gerechtfertigt sein, oder sie zog einen gewaltigen Prestigeverlust mit sich, sinnierte der Prinz. Und Patrick von Seibach war mit Nichten ein Mann der sich einen solchen leisten würde. Es musste also etwas wichtiges, möglicherweise etwas bedrohliches sein. Voll Sorgen, Gram und übler Vorahnungen raste die Kutsche durch die nächtlichen Straßen Stuttgarts, dem alten Schloss entgegen. Sie durchfuhren das große Tor, vorbei an den Wachen die es an der Innenseite diskret flankierten. Erich verlies die Kutsche mit fast unherrschaftlicher Eile, mit bedrohlich ernstem Gesichtsausdruck durchschritt er die Gänge und Flure des Schlosses. In einem der Besprechungszimmer im ersten Stock wartete Patrick bereits auf ihn, auch sein Gesicht war ernst, das war das erste was der Prinz bemerkte, das zweite war die Gestalt die hinter Patrick kauerte. Es handelte sich wie der Ventrue mit dem nächsten Atemzug wahrnahm um einen Sterblichen. Er wirkte in seiner heruntergekommenen ausgemergelten, scheußlichen Art aber eher wie ein Nosferatu. Er war dürr, ja abgemagert, seine zahlreichen Wunden und Schrammen nur notdürftig verbunden. „Ich dachte das solltet ihr selbst hören“ unterbrach die sonst wohlklingende, jetzt aber harte Stimme Patricks die Musterung des Prinzen. „Was“ Erichs Stimme klang verärgert, der Sterbliche krümmte sich hinter Patrick aus furcht und Schreck zusammen. „Was soll ich selbst hören? Was ist von solcher Wichtigkeit? Nun sprecht schon.“ „Das soll lieber der Zeuge selbst tun, den ich extra zu diesem Zweck zu euch gebracht habe,“ antwortete Patrick mit stahlharter angespannter Stimme. „Sprich, Peter, sag ihm alles“ Mit aufkeimender Furcht und Wut hörte Erich von Schwaben, Ventrue Prinz von Stuttgart den Bericht des zerschundenen Sterblichen. Das er nach einem Kneipenbesuch von Untoten entführt und eingesperrt worden war, zusammen mit einigen anderen. Diese Menschen von denen einige schon Jahr hier waren wurden wie die Tiere in engen dunklen Zellen in feuchten modrigen Kellern gehalten, meist gab es keine Nahrung, und in jeder Nacht kamen ihre monströsen Häscher um ihr Blut zu trinken und sich mit ihnen zu vergnügen. Sie schlugen sie, rissen ihnen die Haare aus, brachen ihnen Knochen. Ja einige der Gefangenen wurden in mehrere Teile zerrissen. Andere verschwanden, wenn sie wiederkamen so hatte man ihnen schreckliches Angetan, ihre Augen waren herausgerissen oder mit groben Stichen zugenäht worden. In der Nacht vor seiner Flucht war der Sterbliche von einem seiner Häscher dazu gezwungen worden, eine Frau zu schänden der man die Beine gebrochen und die Arme mit Draht, in groben Stichen an der Haut ihres Rückens festgenäht hatte. Sie schrie als würde sie sterben und während dessen lachten und johlten die Monster die das Spektakel beobachteten. Dann kam einer, von ihnen und riss ihn fort von der Frau um sie an den Armen empor zu reißen. Das brachte die Nähte die ihre Arme auf dem Rücken hielten zum reißen, es hörte sich an als würde ein kräftiger Kerl Leder zereisen. Die Frau begann auf dem Dreckigen Boden zu verbluten und die untoten Monster sahen ihr dabei zu. Das alles schilderte der Sterbliche Erich von Schwaben. Dieser saß mit stoischer Mine da und lauschte den Worten seines Gastes ohne eine sichtbare Gefühlregung. Doch in ihm kochte die Wut. Als der Sterbliche seine Geschichte mit seiner Erfolgreichen Flucht bei Tag, seine Geschichte beendete. Blickte Erich Patrick lange schweigen an. War dies die Wahrheit oder versuchte Patrick ein ausgeklügeltes politisches Manöver? Die einzige Möglichkeit das sicher zu erfahren, bestand darin die Gedanken diese Sterblichen zu durchforschen, aber die dort enthaltenen Bilder könnten ihn in Raserei treiben, überdachte Erich. Und das war in Gegenwart des Ventrue Primogen um jeden Preis zu vermeiden. Andererseits konnte er es sich erlauben diesen Worten keinen glauben zu schenken.

Vorsichtig richtete der Prinz das Wort an den Erstgeborenen. 

„Ich möchte euch danken das ihr so schnell reagiert und mir diesen Zeugen so unverzüglich vorgestellt habt.“ „Wenn ich euch noch um einen weiteren Gefallen bitten dürfte, es währe mir äußerst lieb wenn ihr die Güte hättet mir diesen Sterblichen anzuvertrauen.“ „Aber selbstverständlich mein Prinz, ihr könnt frei über den Mann verfügen.“ War Patricks antwort. Der Prinz blickte dem in sich zusammengesunkenen Menschen in die Augen und sprach in herrischem, befehlendem Ton: „ Geh hinaus !“ Als der Sterbliche den Raum verlassen hatte, und von einem der Untergebenen des Prinzen in die Kerker geführt wurde, richtete Erich seinen sorgenvollen Blick wieder auf Patrick. „ Wir haben es offenbar wieder einmal mit dem Sabbat zu tun.“ „Ja mein Prinz, so scheint es“ war die Antwort des Primogen. „ Das scheint eine neue Taktik zu sein, sie haben wohl erkannt das ihre Versorgungswege zu lang waren und beschlossen sich in Stuttgart selbst geheime Zufluchten und Nahrungslager einzurichten.“ Analysierte der Prinz, kalt und emotionslos. „So scheint, es. Wobei ich diesen barbarischen Welpen eine solche Rahfinesse und ein solches Geschick, diese Vorbereitungen vor uns zu verbergen , gar nicht zugetraut hätte.“ War die ebenso kühle Antwort. „Ja offenbar haben wir es nicht mit den gewöhnlichen geistlosen Kindern zu tun, sondern mit einer größeren Bedrohung, höchstwahrscheinlich werden sie von jemandem gelenkt.“ Fuhr der Prinz fort. „Was glaubt ihr Lasombra oder Tzimisce?“ „Ich weiß es nicht zu sagen, es deutet viel auf einen Tzimisce hin, aber auch ein Lasombra könnte dahinter stecken, vielleicht beide.“ Gab der Prinz nachdenklich zurück. Die Wut kühlte langsam zu Hass ab, der seine Venen und Adern durchströmte. Wie konnte es Jemand wagen sich an seiner Stadt zu vergreifen. Er würde diesen Angriff abwehren und jene Vernichten die dafür verantwortlich waren wie er es schon so oft getan hatte.


„Es ist nicht deine Schuld. Du kannst nichts dafür. Das weiß ich. Hab keine Angst“ sagte die tiefe mütterliche Stimme. Doch Adrian hatte Angst, sogar Todesangst. Das Tier in ihm heulte und winselte und er hatte Mühe es unter Kontrolle zu halten. Blutiger Schweiß drang auf seine Stirn. „Du musst keine Angst haben, ich weiß das du nichts dafür kannst“, wiederholte sie. Adrian hasste es wenn seine Herrin, Bischöfin Natascha Kresivic ihre mütterliche Seite entdeckte. Sie sprach behutsam auf ihn ein, während sie ihn in ihren Armen hin und her wiegte. An ihren großen, seltsam harten Busen gedrückt, stand Arian trotz der Versicherungen seiner Herrin tausend Ängste aus. Ihre beruhigenden Worte hätten mehr Wirkung gezeigt wenn sich unter dem Kleid nicht ständig die Konturen einer schauderhaften Fratze mit Fängen bewegte, genau an der Stelle wo sich bei einer Sterblichen Frau die Brustwarzen befunden hätten. Adrian war sich sicher das die Bischöfin genaustens über den verstörenden Effekt dieser Situation bescheid wusste und ihn genoss. „Also, der Prinz weiß vermutlichen schon davon das wir im Herzen seiner Stadt, Nachschublager an Blut etabliert haben.“ „ Was denkst du weiß er auch wie viele , mein lieber?“ Adrian schluckte, er war von seiner Herrin mit dem Aufbau und der Leitung dieser Nachschubbasen beauftragt worden, und er hatte versagt. „ Nein ich denke er weiß es nicht“, brachte Adrian hervor, sein Hals wirkte wie zugeschnürt. „Du meinst er weiß es noch nicht!“ antwortete die Tzimisce. Ein neuer Panikanflug durchschoss Adrian. Eigentlich war es unfair, er hatte sein bestes getan. Die acht Blutlager verstreut über Stuttgart eingerichtet, für ihre Tarnung und ihren Unterhalt gesorgt, und nur weil einer Sterblicken Ratte die Flucht gelungen war, war er nun dabei sich auf sein Ende vorzubereiten. Denn daran das er endgültig sterben würde zweifelte der junge Lasombra nach dieser Frage nicht mehr. Wahrscheinlich würden sich gleich die Fänge durch das Kleid Bohren und sein Blut und seine Seele würden von seiner Herrin und ihren Kindern verschlugen werden. Er würde sterben, für die Unfähigkeit anderer, hätte er nur fähigere Kainiten mit der Beaufsichtigung des Lagers betraut als dies drei Clanlosen Bastarde. Adrian bedauerte, das er keine Gelegenheit mehr haben würde, die drei für ihr versagen zu bestrafen. Sie waren Schuld daran das der Plan scheitern würde. Sie war verstummt. Kam jetzt das Ende ? Adrians Gedanken rasten, warum war sie stumm? Hatte sie ihn etwas gefragt? Jetzt erinnerte er sich. „Ja Herrin, ich wollte sagen er weiß bis jetzt noch nicht davon“, würgte Adrian hervor, sein Schlund schien auf haaresbreite zusammengeschrumpft zu sein. „ Gut, dann können wir es vielleicht so aussehen lassen als währe das Lager das erste in einer Langen Reihe.“ „Vielleicht finden sie die anderen nicht, wenn wir jetzt Geschickt vorgehen.“ „Und wenn sie, sie finden, dann müssen wir den Eindruck erwecken das es noch viel mehr von ihnen gibt, so verschaffen sie uns wenigstens Zeit, nicht war?“ „Ja Herrin“, mit einem Mal wurde Adrian emporegerissen. Zu seinem eigene Erstaunen existierte er vier Sekunden später immer noch. Sie dicken fleischigen Finger Nataschas strichen ihm die Haare aus der Stirn. „Weißt du was nun Geschehen wird?“ fragte sie den reglosen Adrian. Die Frage lies den jungen Lasombra bis ins tiefste Innere seiner schwarzen Seele erschaudern. Für eine endlos erscheinende Zeitspanne hing diese Frage unheilschwanger in der Luft. „ Nein Herrin“ war Adrians vorsichtige Antwort, er rechnete mit einem Schlag, oder dem finalen Biss. Doch stattdessen umfasste die Unholdin sein Gesicht mit beiden Händen, führte ihr Antlitz ganz dicht an das seine heran. „ Ja, mein lieber, ich dachte mir schon das du das nicht weißt, und das ist überhaupt nicht schlimm, denn ich weiß es, vertrau mir, es wird alles gut werden, du musst keine Angst habe.“ Das knirschen von Fängen auf Brusthöhe verursachte einen weiteren Panikschub bei Adrian. Sein Gesicht immer noch in Händen haltend, fuhr sie fort. „ Wir werden nun die anderen Blutlager räumen und unter strenger Observierung halten, bis wir wissen, ob auch sie entdeckt worden sind.“ „Das bereits entlarvte Lager wird als Bauernopfer auf dem Schlachtfeld belassen, wir werden dafür sorgen das die drei Pander es bis zu ihrem Tode verteidigen.“ „In der Zwischenzeit, werden wir neue noch geheimere Blutlagerstätten aufbauen, die Armee die sich uns anschließen wird muss schließlich versorgt werden.“ „Mit dieser Aufgabe betraue ich dich, du hast ja bereits Erfahrung.“ Mit diesen Worten gab sie Adrians Gesicht frei, ungläubig über das eben gehörte machte dieser zwei taumelnde Schritte rückwärts. „Warum schaust du denn so überrascht?“ , ich hatte dir doch gesagt das es nicht deine Schuld ist, du kannst nichts dafür.“ „Nun musst du aber gehen, los, beeile dich.“ Verwirrung, restlose Verwirrung herrschte in Adrians Kopf, und so etwas wie Hoffung, zum ersten mal seit er diese Haus heute Nacht beteten hatte machte er sich die Hoffung es auch wieder verlassen zu können, und nicht auf grausame und wiedernatürliche Art zu Tode gefoltert zu werden, wie es vielen anderen ergangen war von denen er gehört hatte. Entschlossen drehte er sich um und machte einige schnelle Schritte zur Tür. „Adrain“, erklang ihre Stimme ganz dicht hinter ihm, „da währe noch eine Kleinigkeit“. Entsetzt, der Rasserei nahe fuhr Adrian stock Steif, beim klang ihrer Stimme herum, um abermals mitzuerleben wie die Tzimisce sein Gesicht in ihre fette widerwärtigen Hände nahm. Hände mit denen sie seine Knochen und sein Fleisch in jede abnorme Form zwingen konnte. „Vergiss nicht es ist alles in Ordnung, ich bin dir nicht böse, alles wird gut. Und nun geh.“ Mit diesen Worten schob sie Adrian nach draußen und schloss die Tür hinter ihm.


„Warum habt ihr ihn gehen lassen, Mutter?“ die Frage erklang wortlos in Nataschas Geist. „Mein lieber Vazlav, so sehr ich dich liebe, aber du musst noch viel lernen.“ war ihre ebenso wortlose Antwort, während sie zu ihren Experimenten in die dunklen, feuchten Kellerräume hinabstieg. „ Sei versichert er wird seine Strafe erhalten, wenn er Pech hat, dann vernichtet ihn die Camarilla im Krieg, hat er aber Glück und überlebt. Dann werde ich mich seiner Annehmen.“ „Du wirst doch zustimmen das es eine Verschwendung wäre eines der Fähigen Kinder dieser Tage für solch ein kleines Vergehen zu töten, wenn es einem noch gute Dienste zu leisten vermag.“ Führte die Bischöfin weiter aus. „Ja meine Herrin, eure Worte sind wie immer weise und überzeugend“ war die telepathische Antwort ihres mit ihr verschmolzenen Kindes. Während Natascha die schwere Eichentür in ihren Experimentierraum durchschritt, wo vier menschliche Körper auf vier sternförmig angeordneten Liegen verharrten, alle mit dem Kopf am Haupt des anderen verschmolzen, so das sich ein Kreis ergab, der nur an einer Seite noch eine offene Stelle hatte. An das schließen genau jener Lücke machte sich Natascha nun, während sie im Geist ihre Planung durchging. Ihr Plan war einfach aber genial. Und gerade in diesem Moment kam ihr eine neue Überlegung in den Sinn, wie sie das aufgeflogene Blutlager für ihre Zwecke nutzen konnte. Ein diabolisches Grinsen verzog ihr Gesicht, als sie einen Diener rief, ihm eine Nachricht diktierte und ihn Adrian hinterher schickte. Der Prinz und seine Lakaien würden es sich bestimmt nicht nehmen lassen das Blutlager persönlich zu vernichten. Bei dieser Gelegenheit, konnte man sie verfolgen und so die Informationen über ihre Zufluchten aktualisieren. Und sollten sie wiedererwarten doch Ghule, mit der Säuberung des Lagers beauftragen, so konnte man diese fangen und befragen. Letztere Möglichkeit schien der Unholdin, besonders attraktiv. Wenn erst die Streitmacht aus Italien eingetroffen war, so konnte sie ihren Angriffsplan in die Tat umsetzen. Dann wenn ihr durch Erzbischof Giangalezzo einige Fähige Kainiten geschickt hatte die sie mit dem Aufbau der zweiten Front beauftragen konnte. Als ihr diese Gedanken durch den Kopf schossen, brachten sie zugleich Sorgen mit. Was wenn der alte Lasombra sie abgesetzt haben wollte, und in der Armee bereits ein potentieller Nachfolger ihrer Person mitreiste. Vielleicht war dieses ganze Hilfsangebot, auch nur ein Vorwand sie durch einen Lasombra unter der Kontrolle Giangalezzos zu ersetzen. Aber wenn dem so sein sollte, dann hatte sich der alte Bastard gehörig verschätzt, dachte Natascha grimmig. Sie würde sich nicht so einfach absetzten lassen, die neuen würden einer sehr genauen Prüfung unterzogen werden. Und sollte sich herausstellen das die Armee zu ihrer Absetzung und Vernichtung heraneilte, so würde sie sie bekämpfen und auslöschen. Mit einem Blick nach unten überlegte Natascha, voll Freude, was für eine schöne Unterstützung ihr neues Projekt für ihre Truppen werden würde. Auf den Tischen unter ihr lagen 4 sich windende, durch schwere Lederriemen in Position gehaltenen Menschen, die sich ungeheuer ähnelten. Diese Ähnlichkeit war kein Zufall, sondern bewusst herbeigeführt worden. Und nun nach Wochen, ja Monaten der Arbeit stand Nataschas Projekt kurz vor der Vollendung. Es war nur noch die Verschmelzung der Geister zu bewerkstelligen und dann waren sie oder vielmehr, dann war es bereit den Kuss zu empfangen. Ein schrei drang an Nataschas Ohren, er entrann der Kehle eines der Versuchsobjekte. Sie unterbrach ihr schöpferisches Werken, an der Verbindung der Beiden Köpfe und ging hinüber zu dem Kopf mit den Angstgeweiteten Augen. „Psst, beruhige dich, es wird alles Gut. Vertrau mir.“ Mit diesen Worten strich sie dem Mann über die kahle schweißnasse Stirn und verschloss anschließend mit ihren Fleischformkünsten den Mund des Objektes, so das aus dem schreien ein leises Wimmern wurde. Sie konnte sich jetzt keine Ablenkung leisten.

Alonso war aufgeregt, seine noblen Schuhe kratzten ungeduldig über das edle Parket, alles war so verdammt hell und angenehm hier. Nein korrigierte er sich das stimmte nicht ganz, die Lampen verbreiten zwar viel Licht, mehr als dem Lasombra lieb war, aber es gab immer noch einige Felder des Schattens. Sterbliche mochten von der Vorspiegelung von Luxus im Empfangsraum seiner Hochwürden Erzbischof Giangelazzo von Mailand vielleicht getäuscht werden, aber er ganz sicher nicht. Alonso dachte stolz daran das er und der mächtige Erzbischof sich einen gemeinsamen Vorfahren teilten. Zwar lag dieser mehrere Generationen zurück, und war schon vor hunderten von Jahren vernichtet worden, doch sein Blut blieb. Das stolze blut der Lasombra, das in ihnen beiden kreiste und ihnen Stärke, Macht und einen Führungsanspruch über alle Sterblichen und über die anderen Abkömmlinge Kains des ersten Mörders zusicherte. Alonso starrte in den leeren Spiegel, einer von vieren die den Empfangsraum verzierten, kein Spiegelbild, auch das war ihnen gemeinsam. Beide litten unter dem Fluch den der erste Mörder dem längst vernichteten Gründer ihres Clans in dessen machtvollem Blut verankert hatte. Sein Blick, fixierte den Spiegel und malte sich die Gestalt aus die darin zusehen hätte sein müssen. Ein Junger starker man, eher sehnig als bullig, mit langen schwarzen Haaren und einem olivenfarbenen Teint. Nein, das stimmte nicht, nicht mehr, einst war seine Haut olivenfarben gewesen, aber mehr als 60 Jahre im Untod hatten sie bestimmt schon in ein herrschaftliches Weiß verwandelt. Weiß wie Gesichter der Adeligen. Ein schmunzeln verzog Alonsos Lippen, ja wie die adeligen das passte zu ihm war er nicht wie ein Mann von Adel gekleidet. In seinem reich verzierten knielangen Mantel mit den goldenen Knöpfen, den edlen Schuhen und den weißen Beinkleidern, den Dreispitz in der Hand. Ja obwohl er sein Spiegelbild nicht sehen konnte, fühlte Alonso, wusste er, das er prachtvoll und mächtig war, der Inbegriff des Adels, nicht des sterblichen Adels, nein, des wahren nächtlichen Adels, eines Geschlechtes dem aufgegeben war über die Erde zu herrschen. Und doch war er unruhig, ungeduldig und voller Frucht, in diesem Empfangsraum, der an einen gewaltigen Ballsaal gemahnte, mit den vier großen Spiegeln, den Statuen, dem Stuck, dem Prunk und Pomp, den vielen Lichtern die doch nicht hell genug brannten um allen Schatten draus zu vertreiben. Was konnte der Erzbischof von ihm wollen? Panik ergriff Alonso, hatte er sich etwas zu Schulden kommen lassen? Sah der Erzbischof in ihm vielleicht eine Bedrohung, nein das konnte nicht sein. Gewiss er entstammte einer selbst für Lasombra beeindruckenden Abstammung, und er war mächtig und einflussreich hier in Mailand, ja sein Rudel war unter den Kainiten Mailands mit Abstand das ruhmreichste, mächtigste und wildeste, und er ihr Anführer hatte ein reifes Alter erreicht. In der neuen Welt so hatte Alonso gehört waren Kainiten, die sein Alter erreicht hatten bereits Bischöfe und Prisci, und nicht immer noch ein einfacher Duktus wie er. Aber dennoch, konnte er so einflussreich, so mächtig geworden sein das der Erzbischof sich gezwungen sah Maßnahmen gegen ihn zu ergreifen? Nein das konnte nicht sein. Es war nicht die Art des Erzbischofs. Seine Feinde oder die welche sein Missfallen erregten verschwanden einfach, in den Schatten, so hieß es. Er lud sie nicht zu sich in sein Haus, oder besser seine Gewölbe, ein. Aber, was wenn sie genau so verschwunden waren, nicht in den Schatten wie es hieß, sondern in seiner Zuflucht was wenn… Die schweren Bronzetüren, die die Innere Zuflucht des Erzbischofs vom Empfangsraum trennten, öffneten sich. Alonso rang seine Inneren Dämonen nieder und durchschritt den Durchgang, aufrecht und erhaben, wenn er heute Nacht schon die Vernichtung finden würde, dann würde er würdevoll sterben, so versprach er sich. Ticken, etwas tickte. Alonsos angespannte Nerven, identifizierten eine alte mechanische Uhr als Urheber des entnervenden Geräuschs. Die Uhr war groß, sie maß wohl einen halben Meter und war fast genauso breit. Ihr äußeres war mit Fratzen und Schädeln geschmückt, sie zeigte ein Skelett das eine Sense und eine Sanduhr hielt als Hauptmotiv. Dieses beunruhigende Ungetüm stand an der Wand hinter dem Schreibtisch im Arbeitszimmer seiner Hochwürden. Der Arbeitstisch war ein Ungetüm aus Eichenholz, übersäht mit Pergamenten und Schreibutensilien. Dahinter saß die mächtige Gestalt Bischof Giangellazos. Obwohl dieser einem schmächtigen Knaben von nur 17 Jahren glich, verfügte er über eine Macht und Präsenz die den kleinen dunklen Raum mit Leichtigkeit ausfüllte, ja sogar überschattete. Seine Augen wandten sich von den Briefen ab, und sein Blick bohrte sich in den Geist Alonsos. So schien es zumindest. Als er von diesen kalten schwarzen Augen getroffen wurde, ein anderer Ausdruck währe dafür unpassend, ergriff erneut Panik Alonsos Herz. War es möglich das der alte seine Gedanken las, nach Verrat oder Illoyalität suchte, was würde er tun wenn er herausfand das Alonso und seine Rudelmitglieder ihn als Weichherzig und behäbig bezeichnet hatten weil sein Regiment über die Stadt so konservativ war. Was wenn… „Du hast dir einen Namen gemacht“, der Erzbischof sprach zu ihm. „In Mailands Schatten spricht man bewundernd über dich und dein Rudel.“ War das ein Vorwurf, eine versteckte Drohung ? Sollte er darauf antworten, und wenn ja was? „Wir bemühen uns den Ideale des Sabbat treu zu werden“ war Alonsos vorsichtige Antwort. „ Das mein lieber Sohn versucht ihr nicht nur, sondern ihr erreicht, oder vielmehr übertrefft die Ideale des Sabbat sogar“. Die Stimme Giangelazzos war kalt und emotionslos. „Die Kinder des Sabbat verehren dich, sie zollen dir und deinem Rudel, große Achtung und großen Respekt“ fuhr er fort. „Von wegen Respekt“, dachte Alonso, erst kürzlich hatten er und sein Rudel sich ein bitteres Gefecht mit den Leichen des Hasses geliefert, einem anderen Sabbatrudel. „Natürlich darf man Achtung und Respekt nicht mit Bewunderung verwechseln, und Ruhm bringt auch Neid hervor“, fuhr der Erzbischof fort als hätte er in Alonsos Mine, oder in seinen Gedanken gelesen. „Aber unter deiner Führung hat das Rudel der Tanzenden Schatten seien Position tapfer verteidigt und verfestigt. Ihr habt dem Sabbat so manchen wertvollen Dienst erwiesen, das verlangt nach einer Ehrung.“ „Einer Ehrung“ platzte es auf dem jüngeren Lasombra heraus, er hatte mit allen gerechnet, von einem Tadel bis zu seiner Vernichtung, aber das ihn der alte Basthart ehren wollte damit hatte er nicht im mindesten gerechnet. „Mein junger Freund, in meinem Alter weiß man die welche denken zuwenig bekommen zu haben oft ungebeten erscheinen um sich das zu holen was ihnen zusteht. „Ich habe nicht die Absicht dir das zu verweigern was dir zusteht. Denn früher oder später würdest du kommen und versuchen es dir zu holen und danach verlangt es mir nicht.“ Entsetzt ob der Wort es alten Lasombra beteuerte Alonso:“ ich hatte nie die Absicht…“ „Natürlich hattest du sie nicht, noch nicht. Alles nur eine Frage der Zeit, alles nur eine Frage der Zeit. Aber damit es nicht so weit zu kommen braucht werde ich dir jetzt geben was du begehrst. Ruhm Status und Macht für deine am Sabbat geleisteten Taten.“ Waren die Worte des Alten. Er erhob sich aus seinem Stuhl und kam auf den jungen Lasombra zu, obwohl er um mehr als einen Kopf kleiner war schien er Alonso mit Leichtigkeit zu überragen. „Knie nieder mein Sohn und empfange die Ehren die der Sabbat für dich bereit hält“ Mit von Angst umklammertem Herzen und auf das Zereisen angespannt, tat der Junge Lasombra wie ihm geheißen. Der Erzbischof trat mit einer Goldenen Schale voll Blut vor ihn tauchte seine Hand hinein und besprengkelte ihn damit, währen er die Wort sprach: „Hiermit ernenne ich dich Alonso Kind Faustinos Kind Marianas zum Prisci des Sabbat und zum Heerführer der Heere Mailands. Sei gesegnet im Namen Kains. Führe sein Schwert tapfer und hingebungsvoll, jetzt und für immerdar, Amen“ Mit diesen Worten lies er Alonso aus der mit Menschenblutgefüllten Schale trinken. Als sich dieser wieder erhob spürte der frisch ernannte Heerführer, die Macht und die Kraft dieses Amtes zum Erstenmal. Mit dieser Segnung hatte der Erzbischof ihm die Macht über alle Paladine des Sabbat in Mailand übergeben und über jeden Kainiten den er in Armee pressen konnte. Das Gefühl solcher Macht war überwältigend. Erst Sekunden später bemerkte Alonso das Erbbischof Ginagelazzo wieder hinter seinem Schreibtisch platz genommen hatte und wartete. Schnell verbeugte sich Alonso und sagte: „Ich danke euch für die Ehre und das Vertrauen, ich stehe zu eurer Verfügung, was sind die Aufgaben die ihr für mich vorgesehen habt?“ „Ihr werdet eure Armee sammeln und mit ihr gen Norden ziehen, über die Alpen nach Deutschland, genauer gesagt nach Esslingen bei Stuttgart, dort werdet ihr Bischöfin Natascha Kresivic bei der Einnahme Stuttgarts helfen. Alles Weitere wird sich vor Ort entscheiden. Ich erwarte euren Aufbruch in drei Wochen.“ Was Alonso da hörte machte ihn benommen, er hatte keine derart große Aufgabe erwartet, mechanisch bejahte er seinen Befehl und verlies Gedankenversunken die unterirdisch gelegene Zuflucht des Erzbischofs. Als er die Stufen erklomm überlegte er was die vergangen Ereignisse für ihn bedeuteten. Er musst fort fort aus Mailand, in den Norden, durch Wolflingverseuchtes Gebiet. In den Krieg mit der Camarilla. Doch andererseits die Möglichkeiten. Er würde allein über das Heer Mailand gebieten, alle seine Rivalen würden vor ihm kriechen oder die Reise nicht überleben, und was hatte der Erzbischof gesagt, alles weitere wir sich vor Ort entscheiden. Konnte das bedeuten das er wenn sich ihm die Möglichkeit bot die Bischöfin abzusetzen, die Vollmacht dazu hatte. Ja natürlich die Worte des Erbischofs konnten nichts anderes bedeutet haben. Er würde über Stuttgart und Esslingen als Erzbischof herrschen. Aber dazu brauchte er Truppen gute Truppen. Ein diebisches Lächeln stahl sich in sein Gesicht als er beschloss auf dem Weg zur Zuflucht seines Rudels noch einen kleinen Umweg zu machen. Es war noch nicht allzu spät und in den Straßen Mailand war noch einiges los. Er würde später entscheiden ob der nächtliche Fang ein Rekrut werden würde oder nur Reiseproviant.

Angst lies, Rosanna die Kiefer verkrampfen. Sie war von einem grauenvollen Schrei erwacht. Wie spät war es? Es musste Nachmittag sein. Oh nein, der verdammte Bastard Alonso hatte sich geirrt, die Spuren die sie letzte Nacht entdeckt hatten rührten sicher nicht von gewöhnlichen Wölfen her wie er behauptet hatte. Da noch ein Schrei, die Stimme kam ihr erschreckend bekannt vor war es Adina die da schrie? Wurde sie angegriffen? Von diesen abscheulichen Ungeheuern in Stücke gerissen? Oder ließen sie sie einfach im Licht der unbarmherzigen Sonne verbrennen? Würde sie die nächste sein? Nur zu gern hätte Rosanna gewusst was dort draußen vor sich ging. Doch lieg lag in dieser Holzkiste, die einem Sarg nur allzu ähnlich war, und konnte nichts tun. Selbst wenn sie ihre Angst und ihre, wie ein Felsblock auf ihr lastende Müdigkeit überwunden hätte, wäre es selbstmörderisch gewesen den Deckel ihres Versteckes zu öffnen, zu viel Licht könnte durch Fenster oder Türen auf ihren untoten Köper treffen und sie vernichten. So lag sie in ihrer Kiste, die Versteck und Gefängnis zu gleich war und kämpfte in ihrer Angst panisch gegen den Schlaf. Immer wieder aufgeschreckt durch die Schreie ihrer Rudelkameraden. Ein Entschluss keimte in ihrem von Panik fast rasenden Verstand. Sie würde nicht so sterben wie ihre Rudelkameraden sie würde fliehen, der Wald war nicht so weit entfernt das sie sich nicht in den Sicherheit spenden Schattend der Bäume retten könnte. Sie vernahm ein Kratzen am Deckel ihrer Kiste und erstarrte mit Weitaufgerissenen Augen. Der Deckel wurde hochgehoben und die blickte auf ein Monster, das sich über ihr Versteck gebeugt hatte. Die Kreatur maß mindestens 3 Meter, sie schien nur aus blutigen Klauen und einem Maul voller Spitzer Zähne zu bestehen. Die gewaltigen Kiefer schossen mit atemberaubender Geschwindigkeit auf Rosanna zu um ihr den Kopf von den Schultern zu beisen. Doch Rosanna war um einen Liedschlag schneller. Ihr Toreadorblut lies sei schnell genug reagieren um sich unter den Kiefer wegzuducken und sich am der Bestie über ihr vorbei zuschieben. Sich hastig im Raum umblickend erkannte sie drei weitere der Wölfischen Bestien die sich wie die Berserker auf die Transportkisten stürzten. Schmerz und das Geräusch eine nassen plumsens ließen Rosanna sich umblicken. Auf der Erde zu ihren Füssen sah Rosanna einen blutigen Arm liegen und erkannt in dem Moment wo sie zu rennen begann, das es ihr Arm war. Ein gellender Schrei schien sie zu begleiten, als sie rasend schnell durch die Türöffnung rannte. Der Wald, sie musste den dichten Wald erreichen bevor. Der Schmerz des Sonnenlichtes brach so gewaltig über sie herein das sie ihr letztes bisschen Verstand an das sabbernde panische geifernde Tier in ihrem Innern verlor und nur noch als Passagier mit ansehen musste wie ihre verbliebenen Gliedmassen in Flammen aufgingen und sie dennoch weiter rannte gellend schreiend und brennend brach sie durch unterholz und Gestrüpp, bis sie an einer Dicken Eiche zusammenbrach.

Alonso verdammte sich in seinem Geiste fortwährend selbst. Er hatte es geahnt, schon in dem Augenblick als er die Spuren gesehen hatte, hatte er gewusst das sie keinem natürlichen Wolf gehörten. Alles in allem so dachte er hatten er und die seinen Glück noch zu leben. Der Überfall auf den kleinen Gasthof in dem sie den Tag verbrachten, der für zu viele der Letzte gewesen war, wäre ein voller erfolg für die Werwolfmonster gewesen, wenn sich nicht Rosanna so beherzt und mutig für die anderen geopfert hätte. Sie war brennend in den Wald gelaufen und hatte in dem trockenen Gehölz einen Brand entfacht, der die Biester verscheucht hatte. Nur leider hatten viel zu viele Mitglieder seiner Streitmacht während des Angriffs den Tod unter den Klauen der Monster gefunden, oder waren nach Anbruch der Nacht im angesichts des Waldbrandes dem Tier in ihrem innern verfallen und geflohen. Von den über 70 Kainiten waren ihm nur noch 23 geblieben. Keine besonders beeindruckende Streitmacht. Vor Frust schlug Alonso mit seiner Faust gegen die Kutschenwand. Sie hatten ihre Reihen bereits wieder durch eine paar Bewohner des Dorfes, das sie kürzlich passiert hatten ergänzt, neugeborene unwürdig und unnütz. Und sie hatten sich auch entgegen der üblichen Gepflogenheiten im Sabbat ein paar Ghule geschaffen, noch erbärmlicher als die neuen Rekruten waren sie, doch sie konnten bei Tag wach bleiben und sie vor weiteren Angriffen schützen. Alonso fühlte Angst in sich aufsteigen. Was würde die Erzbischöfin von Esslingen sagen, wenn er ihr statt der Versprochenen Streitmacht von Veteranen nur ein paar zerlumpte Kämpfer und einen Stall voll unwürdiger Kücken bringen würde. Würde sie ihn verlachen oder würde sie es wagen ihn zu züchtigen, ihn einen Abgesandten des Erzbischofs von Mailand. Er musste auf jeden fall seine noch vorhandenen Veteranen vollständig nach Esslingen bringen, komme was da wolle. Und einige der Neuen wenn möglich auch, so dachte der Lasombra, denn das viele von ihnen die nächsten Nächte nicht überstehen würden, daran zweifelte er nicht.

Sie würde ihm nicht entkommen. Adrian sprang vom Dach des niedrigen Fahrwerkhauses hinab auf die zerlumpte Frauengestalt unter ihm. Panisch wandte sie ihre Züge nach oben. Doch es war zu spät. Adrian fühlte wie er mit seinem ganzen Gewicht auf ihr landete, sich seine Klauen tief in ihr Fleisch bohrten. Warmes Blut und matschiges Fleisch umschloss seine Hände, die einen Sekundenbruchsteil später wieder aus dem abgemagerten Brustkorb der Frau ins Freie traten. Nein dachte Adrian im selben Moment es würde keinen weiteren erfolgreichen Ausbruch aus den Blutlagern geben. Er würde es verhindern. Mit einem Eckelerregenden flutschenden Geräusch glitt der Kadaver von Adrains blutigen Klauen auf das Rotgetränkte schmutzige Kopfsteinpflaster der Gasse. Adrian drehte die Leiche um. Er blickte in das verhärmte Tote Gesicht einer Frau, deren Mund mit einer Klavierseitenaht verschlossen war. Nein die Insassen der Lager würden es nicht leicht haben Jemandem ihre Geschichte zu erzählen. Als er in die leeren toten Augen seines Opfers starrte, gefangen von ihrem panischen Blick, zwinkerte die Leiche ihm mit dem Rechten Auge zu. Von entsetzen Geschüttelt wich Adrian zurück und ging in geduckte Kampfhaltung. War dies ein Trick, eine Falle oder eine Übler Scherz. Adrian hatte Geschichten darüber Gehört das die Geister der Opfer sich manchmal an ihren untoten Mördern rächten. Würde die zerfetze geschundene Leiche der Frau, sich gleich erheben? Würde sie beseelt von geisterhafter Kraft die zusammengenähten Lippen auseinander reisen und ihm Flüche entgegen schleudern? Oder würde sie versuchen mit ihren gebrochenen Gliedmassen auf ihn einzuschlagen. Adrian blieb angespannt und beobachtete den Kadaver. Er wusste, jede weitere Sekunde machte eine Entdeckung wahrscheinlicher, aber er konnte sich dennoch nicht dazu überwinden sich der Toten zu näher, geschweige denn sie anzuheben und zurück ins Versteck zu schaffen. Der Turm der Rathausuhr schlug Zwei, verdammt das bedeutete, das er schon Zehn Minuten auf eine Reaktion der Toten wartete. Adrian beschloss sich nun zusammenzureißen. Vorsichtig näherte er sich dem Köper, tief geduckt und bereit einen drohenden Angriff abzuwehren. Doch die Nacht blieb still. Adrian berührte vorsichtig den, mit Lumpen bedeckten, Fuß der Toten. Keine Reaktion. Die Augen starrten weiterhin leer und gebrochen in den dunklen Nachthimmel. Mit einem Ruck umfasste Adrain die Hüfte der Frau und warf sie sich über die Schulter, fuhr herum, nur um sich einer Gestalt gegenüberzusehen die sich ihm von hinten unbemerkt genähert hatte. Von Schreck und Panik überwältigt riss Adrian die Klauen Hand nach vorn und zerriss dem Mann, den er erst im Nachhinein als Nachtwächter erkannte die Kehle. Noch ehe der Kopflose Leichnam des Mannes auf dem Boden aufschlug, war der panische Adrian mit der Leiche auf dem Rücken bereits in den Dunklen Straßen des nächtlichen Stuttgarts verschwunden.

Adrian erwachte, Schüsse, es war Mittag, das konnte nur bedeuten. Oh nein, sie hatten sie gefunden. Ghule. Sie griffen bei Tag an. Die feigen Bastarde machten sich noch nicht einmal die Mühe sie selbst zu bekämpfen, sondern schickten ihre verdammten Lakaien. Gegen die bleierne Müdigkeit ankämpfend erhob er sich aus seiner hölzernen Bettstadt, nur um erneut das krachen von Schüssen zu hören. Mit schwankenden Bewegungen kämpfte Adrian sich zum Fuß der Treppe, die in den Keller führte in dem er geruht hatte. Als ihm auch schon ein Kopfloser Kadaver entgegen gerollt kam, der noch im Sturz, die Stufen hinab verrottete. Als er am Fuß der Treppe angelangt war, konnte Adrian nur noch einen schrecklich verwesten Leichnam in teuerer neuer Kleidung erkennen. Doch die Kleidung die Adrian wie gebannt anstarrte offenbarte ihm das der Kadaver einst Erhardt gewesen war. Ein Brujha der wie er den Auftrag hatte die Blutlager zu bewachen. Geräusche rissen ihn aus seinen tagträumerischen Gedanken. Schreie, die unheiligen Schreie im Tageslicht verbrennender Kainiten. Panik floss wie Eiswasser in Adrians Adern. Sie würden hier herunter kommen und dann würden sie auch ihn töten, oder sie kamen nicht und zündeten stattdessen das Gebäude an, auch das würde ihn vernichten. Und was wenn seine untote Existenz endete? Würde er sich dann vor all denjenigen rechtfertigen müssen denen er übles angetan hatte, wie seiner Familie seinen Nachbarn, der Frau und dem Nachtwächter letzte Nacht? Wieder rissen ihn Geräusche aus seinen Gedanken, er verfluchte seine Unfähigkeit bei Tag einen klaren Gedanken fassen zu können und konzentrierte sich. Ja es waren Schritte. Sie kamen um auch ihn zu vernichten, so wie sie alle anderen Bewacher des Lagers vernichtet hatten. Verzweifelt rannte Adrian die Stufen hinauf. Seine Klauen schienen nur unendlich langsam aus seinen Händen zu erwachsen. Er erreichte die Biegung im selben Moment wie der Ghul. Seine Klauen fuhren nach vorn um die Kehle des Mannes zu zerreißen, wie er es schon unzählige male getan hatte. Doch sein Schlag landete matt und kraftlos auf dem Oberkörper des massiven Ghuls. Dieser stieß einen mächtigen Schrei aus und stieß ihm die Axt die er hielt in die Brust. Von der Wucht nach hinten Geschleudert landete Adrian schreien, mit dem Rücken auf dem Boden des Kellers. Da waren auch schon die Ghule über ihm, drei Männer die sich mit rasender Geschwindigkeit bewegten. Zwei ergriffen seine Arme, und der dritte rammte mit beiden Fäusten ein angespitztes Stück Holz in Adrians Brust. Dieser erstarrte sofort, als der Pfahl sein lange totes Herz durchdrang. Das nächste was Adrian aus seinen in der Bewegung erstarrten Augen erkennen konnte, was eine Kiste in die er gelegt wurde. Dann wurde es finster, als sich der Deckel über ihm schloss.

Adrian erwachte, immer noch unfähig sich zu bewegen, nicht einmal zu einem Liedschlag war er fähig. Ein stattlicher Mann trat in sein Blickfeld. Dieser sah ihm direkt in die Augen und sprach. „Ich werde dich nun von dem Pfahl befreien und dann befragen und du wirst mir alles erzählen was ich wissen will und dich ansonsten nicht einen Fingerbreit bewegen. Adrian spürte wie sich der Pfahl aus seinem Herzen löste, und er wollte den Mann anspringen, er wollte ihn mit seinen Klauen zerfetzen, er wollte fliehen, er wollte all das gleichzeitig. Und statt dessen tat er nichts außer zu reden. Er redete und redete beantwortete jede Frage die ihm gestellt wurde wahrheitsgemäß. Und mit jeder Antwort die er gab starb er ein Stück mehr, er wusste das die Dinge die er sagte den Untergang des Sabbat, der Sekte, die er über alles liebte, der er alles verdankte, herbeiführen würde, doch er konnte sich den Fragen nicht erwehren, sich nicht vor ihnen verschließen. Adrian wünschte sich nun sterben zu dürfen, doch dieser Segen war ihm nicht vergönnt. Stattdessen trieb der Kainit, der ihm das angetan hatte den Pfahl wieder in sein Herz und lies ihn in die Gewölbe seines Kellers werfen wo sich Adrian weiterhin wünschte sterben zu dürfen um dem aufflammenden, vom Selbsthass genährten Wahnsinn entfliehen zu können.

Erich von Schwaben wandte sich an seinen Rat der Erstgeborenen. Das Verhör des Gefangenen hat ergeben, das wir es mit einer durchaus ernsten Lage zu tun haben. Nicht nur, das es weitere dieser Blutlager gibt, die überall über die Stadt verteilt sind und welche die hiesigen Truppen des Sabbat mit Blut versorgen. Nein der Gefangene berichtete auch noch von einer Streitmacht an Sabbatkainieten, die aus Mailand heranrückt. Er wusste nicht wie groß diese sein würde, schätzt aber das es über 50 Kainskinder sein werden, die sich in weniger als einem Monat über unsere schöne Stadt ergießen. Einangsterfülltes Raunen ging durch die Reihen des Rates der Erstgeborenen. „Können wir den Zahlen vertrauen?“, fragte Manuella, Erstgeborene der Malkavianer. Doch ein strenger Blick des Prinzen lies sie sofort verstummen. „Ich habe den Gefangen selbst befragt“, erwiderte Erich von Schwaben, „und sollte er selbst Opfer einer Täuschung sein, so kann die Zahl der Feinde nur geringer ausfallen. Zustimmendes Nicken folgte seinen Ausführungen. Keiner der Erstgeborenen Stuttgarts wagte es sich vorzustellen das eine Streitmacht von mehr als 50 Kainiten auf die Tore ihrer Heimatstadt marschieren könnte. „Dennoch“, fuhr der Prinz fort, „sind selbst fünfzig Kainskinder eine ernstzunehmende Bedrohung, selbst wenn es sich bei diesen um die üblichen unerfahrenen Krieger es Sabbat handelt.“ „Den Zahlen die mir zurzeit vorliegen bevölkern nunmehr 63 Kinder Kains meine Stadt.“ „Wenn wir vom schlimmsten ausgehen, haben wir nicht genug Kainskinder in den Mauer Stuttgarts um die Maskerade zu wahren und den Sabbat zurückzuschlagen, und selbst wenn uns das gelingen sollte, würden wir zu schwach sein um die Werwölfe davon abzuhalten in die Stadt einzudringen, besonders im gefährdeten Süden.“ „Vielleicht könnten wir die Wolflinge für unsere Zwecke benutzen“, kam es vom Primogen der Ventrue. „Gern verehrter Patrick wenn wir jemanden finden der mit ihnen in Verhandlungen treten kann“, war die bissige Antwort des Prinzen. „Nein die Werwölfe sind zu gefährlich und zu unberechenbar! Und dennoch werde ich meine Stadt nicht kampflos aufgeben!“ „Verzeiht mein Prinz“, erklang die zögerliche Stimme Marcel de Rondeleri, dem Erstgeborenen der Toreador. „Es gäbe da vielleicht noch eine Möglichkeit…

19… 19, Alonso verfluchte sich in Gedanken selbst. Gerade einmal 19. Er war mit mehr als siebzig Veteranen aus Mailand losgezogen und wie viele brachte er nach Esslingen. Lausige 19. Er hatte volle fünf erfahrene Rudel an Werwolfangriffe und kleinliche Kämpfe untereinander verloren. Was würde die Bischöfin Kresivic dazu sagen. Was würde sein Herr der Erzbischof von Mailand dazu sagen. Sie beide würden zu rech seien Kopf fordern. Wütend ging Alonso bei seinen Männer auf und ab. Unter ihm am Fuße des Berges, lag ihr Ziel. Esslingen am Neckar. Die einzige Möglichkeit sein Unleben zu retten war jetzt einen kühlen Kopf zu bewahren und sich später bei der Vorstellung der Bischöfin gegenüber nichts anmerken zu lassen. Vielleicht würden die 27 neu gezeugten Kücken, die er aus diversen bayrischen und österreichischen Dörfern zusammengesammelt hatte ja ausreichen um ihren Blick zu täuschen. Immerhin sie hatten die Reise hierher überlebt und schon einiges an Erfahrung gesammelt, überlegte er. Ihm wurde übel, von so viel Angst, Heuchelei und Selbstbetrug. Er wandte seinen Blick auf die Geschehnisse hinter ihm, um sich etwas zu entspannen. Dort waren die Kainiten gerade damit zu Gange die Ghule, die ihre Reise hierher während des Tages beschirmt hatten an einer der großen Eichen aufzuhängen. Es war ein Bitten und Betteln, doch die Soldaten, seine Soldaten zeigten kein Mitleid mit ihren ehemaligen Beschützern. Zu widerwärtig empfanden sie diese perverse Zwischenstufe zwischen Mensch und Vampir, zwischen Beute und Jäger. Nein die Ghule mussten sterben bevor sie eine Bedrohung für sie oder die Mission wurden. Außerdem half es den Kainiten sich von den Beschwerlichkeiten der Reise abzulenken.

Als der letzte Mann mit einem flehendlichen „Bitte“, seinen letzten Atemzug getan hatte, stießen sie alle noch ein grölendes Lachen aus und die Sabbatarmee zog die gewundene Straße entlang nach Esslingen hinein. Alonsos Gedanken kreisten schon wieder unaufhörlich um sein schicksalhaftes Zusammentreffen mit Bischöfin Natascha Kresivic vom Clan Tzmisce.

Zur selben Zeit verlies ein reitender Bote die Stadt Stuttgart mit Kurs Westen. Sowohl der Reiter als auch das Pferd waren Ghule eines der mächtigsten Toreador der Stadt. Der Reiter hatte den strikten Befehl unter allen Umständen nach Paris zu gelangen und seine Nachricht an nur eine Person zu übergeben. Um diese schier unmögliche Aufgabe kreisten die Gedanken des nächtlichen Reiters. Denn die Person war kein Mensch, sondern ein Vampir, aber nicht irgendein Vampir, sondern der erlauchte Prinz von Paris persönlich. Doch auch wenn es ihn sein Leben kosten würde, er würde den Auftrag seines Herrn erfüllen.

Der Ort des Zusammentreffens war gut gewählt fand Natascha Kresivic Bischöfin des Sabbat. Die verwinkelten Gassen boten reichlich Platz um sich darin zu verbergen. Und aus den zahlreichen Rampen die zum Innenhof der Schlachterei führten konnten ihre Leute schnell genug eingreifen sollte dies nötig sein. Außerdem bot die Verlassene Gegend in der der Schlachthof lag genug Platzt um die ankommende Armee aufzunehmen. Natascha hoffe auf ein friedliches zusammentreffen. Würde sie gezwungen sein die anrückende Armee zu vernichten würde das ihre Eroberungspläne zu Grabe tragen oder zumindest sehr weit nach hinten verlegen. Doch man konnte nie vorsichtig genug sein. Vielleicht hatte Erzbischof Giangelazzo tatsächlich den Entschluss gefasst, das nun ein Mitglied seines Clans ihre Bemühungen, Stuttgart zu erobern, fortsetzen solle. Was heute Nacht auch geschehen sollte, sie war vorbereitet. Und ihr neues Projekt würde ihr vielleicht den Überraschungsvorteil liefern den sie benötigte.

Alonso und seine Männer schritten langsam und vorsichtig die engen Kopfsteingepflasterten Gassen entlang. Die Gegend lag verlassen da, und vor allem dunkel. Diesen Aspekt begrüßte Alonso ungemein, da ihm das einen möglichen Vorteil verschaffen würde, wenn es ihm nicht gelänge die Bischöfin zu täuschen und ihre Gunst zu erlangen. Er überprüfte nochmals die Aufstellung seiner Einheiten und als er damit zufrieden war, wie sie in dem Gelände Stellung bezogen hatten. Lies er die überlebenden Mitglieder seines Rudels zu sich kommen und trat mit ihnen aus dem Schatten heraus, seinem Schicksal entgegen.

Natascha Kresivic erkannte Bewegungen in den Schatten am anderen Ende des Hofes. Sie griff kurz auf ihr übernatürliches Wahrnehmungstalent zurück und hätte erleichtert aufgeatmet, wäre das nicht meilenweit unter ihrer persönlichen Würde gewesen. An die Stelle des Aufatmens trat bei ihr ein entspannen der Geisteshaltung. Erzbischof Gigangelazzo plante wohl nicht ihre Absetzung, oder er unterschätze sich gewaltig. Die Kainiten, die sich ihr nun näherten schätzte sie so ein, das sie sie allein lange genug in Schach halten konnte, bis ihre Verstärkung eingetroffen war. Fast bedauerte sie es ein bisschen, das sie heute keine Gelegenheit mehr haben würde, ihr neues Spielzeug zu testen. Doch es würde andere Gelegenheiten geben. Ja ganz bestimmt, das würde es. Die italienischen Kainiten näherten sich ihr langsam und vorsichtig bis auf wenige Meter. „Was war der Grund für diese Vorsicht“ fragte sich die Tzimisce. „War ihr ein Fehler unterlaufen und hatte sie die Situation doch falsch eingeschätzt. Waren die Vampire, die nun vor ihr standen gar nicht die Verhandlungspartner, sondern nur eine Ablenkung. Unauffällig konzentrierte sie ihre übernatürlichen Sinne auf die Peripherie des Platzes. Doch dort war nichts zu entdecken, was sie als Bedrohung einschätzte. Der Anführer der Italiener verbeugte sich hastig und mit einer Ehrerbietung, die ihr nicht im Ansatz gerecht wurde. Hätte sie sich nur einmal so schlampig vor ihrem Erzeuger verbeugt hätte dieser sie in einen Höllenhund verformt und sie zur Strafe in dieser Gestalt belassen, bis sie sich selbst wieder zurückverwandeln gelernt hätte. Doch das war weit weg von hier und in einer anderen, längst vergangenen Zeit. Sie beschloss in anbetracht der Situation, großmütig zu sein. Und nickte dem Kainiten vor ihr, huldvoll zu. „Ich bin Prisci Alonso Ranzorri, Abgesandter und Heerführer Erzbischof Giangelazzos von Mailand.“ Eröffnete der Italiener. Natascha war enttäuscht, lies sich das aber nicht anmerken, als sie ihn und seine „Armee“ Formvollendet in Esslingen willkommen hieß. Nicht einmal seinen Erzeuger hatte er genannt, von Etikette und Höflichkeit hatte der junge Bastard keine Ahnung. Doch als Tzimisce war sie zu stolz auf die Weitgerühmte Gastfreundlichkeit ihres Clans, um ihn sofort für seine Unhöflichkeit zu maßregeln. „Nun wie ich bemerke habt ihr eine sehr ansehnliche Truppe, zur Unterstützung meiner Kräfte, aus Mailand hierher geführt.“ Alonsos Blut begann ihm in den Adern zu gefrieren. Er hatte seine Truppen sehr weit hinter ihm belassen um ihre Unzulänglichkeit so gut zu verschleiern wie es nur möglich war. Doch offenbar war dieses Manöver erfolglos gewesen. Und nun kam es ihm als schlechte Idee vor, seine Verstärkungen so weit hinter ihm abgestellt zu haben, das sie ihm im Ernstfall nichts nützen würden. „Nun kam es alles auf sein Verhandlungsgeschick an“, dachte er sich. „Nun wir haben auf dem langen Marsch über die Alpen einige Verluste erlitten, die wir aber zum Glück wieder mit neuen Kräften auffüllen konnten.“ War seine Antwort. „Ich bin sicher Erzbischof Ginagelazzo wir eure Bemühungen angemessen zu belohnen wissen“ kam es von der Tzimisce zurück. „War das eine versteckte Drohung, hatte er bereits sein Todesurteil unterzeichnet? Lebte er bereits von geborgter Zeit? Er entschloss sich dazu standhaft zu bleiben, wie es sich einem Lasombra geziemte. „Ich bin mir sicher das er das wird, doch hättet ihr nun die Güte mich in die Eroberungsstrategie einzuweihen?“ „Aber mein hochverehrter Prisci Alonso, alles zu seiner Zeit, sie und ihre Truppen müssen doch hungrig und müde von der Reise sein.“ „Lassen sie mich ihnen demonstrieren, das Esslingen die Gebote der Gastfreundschaft weit übertrifft.“ Sagte die Bischöfin freundlich um dann in einem kälteren befehlenderen Tonfall hinzuzufügen. „Sie und ihre Truppen werden Michel folgen. Er wird ihnen ihre Unterkünfte und Versorgungslager zuweisen.“ „Die Besprechung der Strategie wird morgen Nacht stattfinden.“ „Ich werde meine Truppen anweisen sich in die durch sie zur Verfügung gestellten Ruheräume zu begeben und dort auf meine Befehle zu warten“, erwiderte Alonso mit der kalten Arroganz die ihm durch sein Lasombrablut aufgezwungen wurde. Sekundenbruchteile später verfluchte er sich bereits für seinen Tonfall und seine Wortwahl, als die Bischöfin ihm einen kalten schneidenden Blick zu sandte. Doch dann schob sich ein Lächeln in ihre Züge, das zwar kalt, aber doch irgendwie beruhigend wirkte. „Gewiss, ich würde es sehr begrüßen wenn sie sich morgen Nacht gegen 10 in meinem Herrenhaus einfinden würden um mit mir die Strategie für den Angriff durchzusprechen, sagte sie auf eine freundliche schmeichelnde Art, die es Alonso kalt den Rücken herunter laufen lies. „Michel wird euch abholen“ fügte sie, ebenso schmeichelnd hinzu. „Selbstverständlich“, entgegnete Alonso, der es nicht wagte noch etwas hinzuzufügen, aus Angst sich erneut in der Tonlage zu vertun.

„Sie und ihre Truppen werden am Grund des Neckars in den nordöstlichen Teil der Stadt gelangen und dort die hier zu sehenden Blutlager besetzen.“ Sagte Natascha Kresivic, ruhig und bestimmt. Während sie Alonso mit ihren kalten dunklen Augen fixierte. Alonso der ebenso verbissen zurückstarrte, nickte nur knapp und herrisch um zu signalisieren das er sich einverstanden erklärte. Mittlerweile war es weit nach ein Uhr und sie waren beide sehr gereizt. Anfangs war Alonso noch voll Furcht und Unterwürfigkeit aufgetreten, doch dieses Verhalten war schnell von ihm abgefallen als er erkannt hatte, das die Tzimisce, möge sie auf ewig in der Hölle schmoren, ihn und seine Truppen als Kanonenfutter eingeplant hatte. Und das wenn er ihren Plänen nicht widersprach, die kommenden Nächte nicht überstehen würde. Geholfen hatte ihm auch die Erkenntnis, das die Truppen der Bischöfin, nur unzureichend für Erfüllung ihrer Pläne waren. Sie brauchte ihn und sie brauchte seine Truppen, oder die Eroberung würde scheitern. Das gab ihm neuen Auftrieb und lies ihn immer forscher werden. Nach einer stundenlangen hitzigen Debatte hatten sie sich auf folgenden Plan in Grundzügen geeinigt. Große Teile der Italienischen Truppen würden sich unter der Oberfläche des Neckar in die Stadt schleichen und dort im Verborgenen Stellung beziehen. Dann würden die restlichen Truppen aus dem östlich gelegenen Esslingen heranrücken und mit Scheinangriffen und Radau die Camarillavampire aus ihren Verstecken locken. Sie direkt in ihren Löchern anzugehen war zu gefährlich, das diese Verstecke Festungen ähnelten und nur von wenigen Zielen der genaue Standort bekannt war. Offenbar waren die jahrelangen Observierungen die die Bischöfin so stolz erwähnt hatte, nicht so erfolgreich gewesen wie sie es gern hätte. Alonso speicherte diesen Gedanken als weitere Munition gegen sie in seinem Hinterkopf. Nachdem sie also die Aktivposten der Camarilla durch die Lockangriffe ausgemacht hätten würden die Angriffe erfolgen. Langsam und aus der überlegenen Position würden sie einen nach dem anderen, dieser Lutscher eliminieren und somit der Camarilla Nacht für Nacht eine Figur um die andere nehmen. Damit die Truppen nicht bei Tag oder bei Nacht ziel von Vergeltungsschlägen werden würden, war geplant, das sie die Verstecke jede Nacht wechseln würden. Die Lage der Verstecke würden den Kriegern des Sabbat erst kurz vor dem Bezug der selben bekannt gegeben werden, so das auch Gefangene, sollte es sie denn geben keine Tragödie für den Plan werden. Nur Alonso und die Bischöfin würden die Position aller Verstecke kennen. Alonso überdachte den Plan nochmals, suchte nach Schwachstellen und Möglichkeiten seine eigenen Truppen so weit wie möglich zu schonen. Als ihm keine mehr einfielen, wandte er sich an die Bischöfin, deren kalte Augen ihn nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen hatten. „Mit den von mir eingebrachten und von euch in eure Weisheit zugelassenen Änderungen des Planes kann der Angriff erfolgen.“ Wenn sie es erlauben werde ich nun gehen und meine Männer in Kenntnis setzen.“ Sagte Alonso kalt und stolz, während er sich aufrichtete und seine Kleidung zurechtrückte. „Ja geht und unterrichtet eure Mannen, über das was sie wissen müssen“, kam die gezischte Antwort der Bischöfin. Die sofort in einem zuckersüßen Tonfall hinzufügte: „und sollte es etwas geben um euren Aufenthalt in Esslingen für euch und eure Mannen noch angenehmer zu machen, so zögert nicht es mich wissen zu lassen.“ „Das werde ich“, irritiert und verärgert wandte sich Alonso zum gehen. Der kantige Vampir, Michel, der ihn hergeleitet hatte, brachte ihn in eine Droschke zu seinen wartenden Rudelkameraden zurück.

Es klopfte an der Tür. Erich von Schwaben legte das Schwert, das er gerade betrachtet hatte bei Seite und lies eintreten. Es war sein Diener Gustav dem dichtauf der Erstgeborene der Toreador folgte. „Verzeiht mein unhöfliches Eindringen, mein Prinz, doch es ist wichtig.“ Sagte dieser etwas zögerlich. „So sprecht“ erschallte es vom Prinzen ruhig und würdevoll. „Ich bringe Nachricht vom Prinzen von Paris“, kam es noch vorsichtiger. „Er schickt uns einen Attache um die Situation zu prüfen.“ Es folgte eine lange Stille. „Danke“ kam die Antwort des Prinzen. „Er wird in wenigen Nächten hier sein“ versuchte der Toreador die Situation zu retten. „Danke das wäre alles“, die tiefe schwere Stimme klang traurig und endgültig. Schnell zogen sich Gustav und Marcel de Rondeleri, Erstgeborener der Toreador aus dem Arbeitszimmer des Prinzen zurück. Dieser fuhr betrübt fort sein Schwert zu betraten. Er hatte sich die Blöse gegeben den Prinzen von Paris, um Unterstützung zu bitten, er hatte mit nahezu allem Gerechnet. Mit einer entschuldigenden Absage, genauso wie mit der Bestätigung, das die ersehnten Truppen zur Unterstützung entsandt würden. Womit er nicht gerechnet hatte, war diese dreiste Beleidigung. Mit einem gewaltigen Hieb, seines Schwertes, zerteilte der Prinz seinen schweren Eichenschreibtisch. „Er schickt einen Attache, einen Abgesandten einen Stutzer, einen Höfling, den er loswerden wollte. Keine Unterstützung, eher ein Hindernis, der vielleicht auch noch meinte gute Ratschläge abgeben zu müssen. Nein wieder einmal würde er allein einen gefährlichen, möglicherweise übermächtigen Gegner bezwingen müssen, wenn er wollte, das seine Stadt weiterhin blühte und gedieh. Schweigend Trat Erich von Schwaben, Ventrueprinz von Stuttgart an das große Fenster seiner Villa und sah auf seine Stadt hinab.

Sie kamen von allen Seiten. Richard, Hilfssheriff von Stuttgart und Mitglied des hohen Clans Ventrue, sah wie die Sabbatbestien sabbernd vor gier nach seinem Blut von den Dächern der Fachwerkhäuser sprangen, den Marienplatz säumten. Nun gut, wenn sie ihn wollten sollten sie ihn kriegen dachte sich der Kainit. Warf sich mit einem Ruck zur Seite aus Tür der Kutsche, deren Pferde bereits scheuten und vom Fahrer nur mit Mühe unter Kontrolle gehalten werden konnten. Den harten Aufprall nicht zur Kenntnis nehmend, zog Richard sein Florett und seine Pistole. Ein gutes duzend zerlumpter Gestalten näherte sich ihm in einem Halbkreis. Er sah rote Augen und Zähen und Klauen im Mondlicht aufblitzen. „Flieh“ brüllte er dem Fahrer zu. Dieser gab den Pferden, die bereits halb Wahnsinnig vor Angst waren die Peitsche. Richard wartete noch ein paar Sekunden, bis die Sabbatmonster auf wenige Schritte herausgekommen waren. „WAGT ES NICHT, NÄHER ZU KOMMEN!“ befahl er ihnen mit aller Macht seines übernatürlichen Willens. Dann sprang er selbst vor und enthauptete mit einem gezielten Schlag den hässlichsten der verwirrten Angreifer. In der Rückwärtsbewegung feuerte er seine Pistole in das Gesicht eines anderen Monsters und wurde mit einem davon spritzenden Auge Belohnt. Da fühlte er eine Druck im Rücken. Sich umwendend erkannte Richard das sich einer der Angreifer hinterhältig in seinen Rücken geschlichen hatte. Dieser Bastard hatte versucht ihm ein Beil in den Wirbelsäule zu rammen, doch hatte, er nicht mit der Zähigkeit der Ventrue gerechnet. Richard packte den Angreifer, mit beiden Händen, wobei er die nutzlos gewordene Pistole fallen lies und starrte ihm in die Augen. „Kämpfe auf meiner Seite“, befahl er dem Mann, und fühlte in derselben Sekunde den schwachen Willen unter dem Gewaltigen Druck brechen. Gemeinsam wandten sie sich wieder den Angreifern zu. Und da erkannte Richard den Fehler den er begangen hatte. Denn um die Beherrschung über den einen Angreifer zu erlangen hatte er die über die anderen aufgeben müssen. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit waren sie bei und über ihm. Richard wehrte sich verbissen, aber es waren einfach zu viele. Er verschwand ganz einfach unter ihren Leibern, als sie sich alle auf ihn stürzten. Eine Geschlagene Minute, sah man immer noch wie Bewegung unter dem Kneul aus Leibern herrschte und ein Florett durchbohrte einige der Angreifer. Doch dann erstarb der Widerstand mit einem einzelnen Schrei. Diesem schlossen sich die Siegesrufe der Sabbatvampire an. Alonso der das Gesehen von einem Nahen Dach beobachtet hatte nickte zufrieden. Es hatte ihn vier seiner Männer gekostet den Hilfssheriff auszuschalten, und einer der vier war einer der frisch in Österreich rekrutierten gewesen. Ein durchaus annehmbares Ergebnis. Während er sich dem markerschütternden nächtlichen Siegesgeschrei seiner Sabbatkameraden anschloss, überlegte er sich, dass er die neuen Rekruten vielleicht unterschätzt haben könnte.


Luc de Berry, Abgesannter seiner prinzlichen Hoheit Franco Villon, von Paris, rannte durch die nächtlichen Straßen und Gassen Stuttgarts. Jemand der ihn so gesehen hätte, hätte nie im Leben vermutet dass dieser jugendlich wirkende Mann der dort um sein Leben rannte, sich hektisch umblickend mit einem von nackter Panik verzerrtem Gesicht, am nächtlichen Hofe der Toreador von Paris ein mächtiger und angesehner Ratgeber des Prinzen war. Mit von Angst verzerrter Mine sah sich der ehemals adrett gekleidete Aristokrat nun um. Fünf vielleicht sechs Sabbatkainiten waren ihm auf den Fersen, blutgierige gewissenlose amoralische Tiere die nur aus Vergnügen mordeten, zerstörten und folterten. Luc hörte das unmenschlich gellende Schreien eines seiner Jäger aus dem Nordwesten. Ja er hatte es ganz definitiv mit sechs Sabbatkillern zu tun dachte er, als er mit einem gemurmelten Fluch auf den Lippen wieder zu rennen begann, als sei der Teufel persönlich hinter ihm her. Seit vier Minuten rannte er schon durch stinkende menschenleere müllübersäte Gassen. Widerwärtige kleine Straßen die sich ohne Vorwarnung in Sackgassen verwandelten, voll von Unrat, Müll und Exkrementen und das Geräusch seiner Jäger kam immer näher. Wieder eine Sackgasse. Ein Schrei erschallte in der Dunkelheit. Kein würdiger Ort zum Sterben dachte Luc und Verzweiflung stahl sich in seine gutaussehenden Französischen Gesichtszüge. Er rannte zurück und nach links und schien dabei nicht zu bemerken dass er beobachtet wurde.

Alonso sah ihn mit angstverzerrtem Gesicht aus der Gasse laufen und Lächelte, alles verlief nach Plan. Die Informationen dass ein Gesandter vom Hofe in Paris kommen würde waren zutreffend gewesen und wie gemeldet handelte es sich um einen Stutzer eine Hofpomeranze. Es war eine Leichtigkeit gewesen die Kutsche zu überfallen und die wenigen Gefolgsleute des Toreador zu töten. Er war wie erwartet davongelaufen und nun hatten seine Jagdtrupps ihn genau dort hin getrieben wo Alonso ihn erwartete. Erneut stahl sich ein diabolisches Lächeln auf die Züge des Lasombra, seine Herrin würde sehr zufrieden mit ihm sein. Dann verwandelte er sich in einen Schatten, einen wiedernatürlich dreidimensionalen Schatten. Alonso war seinem Clansgründer immer wieder aufs Neue dankbar für diese nützliche Gestallt in der er unangreifbar war seinerseits aber schon vielen den Tod gebracht hatte. Keuchend und verängstigt erreichte der zerschunden aussehende Aristokrat das Ende der Gasse und Entsetzen stahl sich in seine Züge. Sackgasse. Kein Weg führte hinaus. Die Verfolger waren zu greifen nahe, er hörte sie am Gasseneingang heulen. Und der Schatten vor ihm begann an Form und Gestallt zu gewinnen. Er fuhr herum, am Eingang der Gasse verwandelte sich gerade ein kleiner etwas zu dick wirkender Mensch in eine bizarre Abscheulichkeit, die aus grünem Fleisch, schwarzem ekelhaft riechendem Schleim und vielen spitzen und messerscharf wirkenden Dornen aus Horn und Knochen zu bestehen schien. Johlend und rufen begaben sich die anderen vier Mörder nun ebenfalls in die Gasse. Der Tzmisce bildete die undurchdringliche Front. Hinter ihm ein heruntergekommener Mann mit einer Pistole, dieser wurde flankiert von einer blonden mageren Frau die den Verwesenden Leichnam eines kleinen Mädchens auf den Schultern trug. Dahinter lauerte ein noch abstoßenderes Paar. Er wirkte wie eine Spinne in Menschengestalt, bis hin zu den gewaltigen Mandiebelartigen Mundwerkzeugen von denen halbgeronnenes Blut troff. Sie war klein und schien keine ein Kleid zu tragen, bis man bemerkte das es ihre Haut war sie ihr schlapprig von den Hüften hing. Doch nicht nur ihr Bauch, nein alle ihre Körperstellen waren von Nosferatus Fluch in fleischigen hängenden Brei verwandelt worden. Luc wich noch etwas vor dieser Horde des Grauens zurück in Richtung des immer solider werdenden Schattens. Der Geruch nach Tod lag über der Gasse. Mit einer Stimme die sich anhörte als würde der Oberschenkelknochen eines lebenden Menschens mit einem Hobel bearbeitet sagte die Nosferatu: „Es ist Zeit zu sterben Schönling.“ Im selben Moment hob der Brujah mit atemberaubender Geschwindigkeit seine Pistole.

„Sechs gegen einen“, Dachte Luc im selben Moment, und einer davon bewaffnet das sah nicht gut aus... für sie. Wenn zwei oder drei eine Waffe besessen hätten dann hätten sie vielleicht eine Chance gehabt, aber so. Mit diesen Gedanken, bewegte er sich nach vorn und zur Seite, er sah die Kugel auf ihn zukommen, sie bewegte sich für ihn, nicht schneller als eine Seifenblase, mit einer grazilen Bewegung wich er ihr aus und versenkte gleichzeitig seine Fingerspitzen bis zum Beginn des dritten Fingergliedes im Hals der Frau mit dem Baby auf den Schultern. Sie begann zusammenzubrechen als Luc bereits zu der gewaltigen stachelbewährten Bestie weitergetänzelt war um ihn mit einem mächtigen Schlag auf die Nosferatu zu schleudern. Diese Stieß ein erschrecktes Langgezogenes Heulen aus als das Monster sie aufspießte und zerquetschte. Luc bewegte sich mit einer solchen Geschwindigkeit, das es den Sabbatkücken unmöglich war ihn zu sehen, beschweige den sie in der Lage waren das zu verstehen was sie nur schemenhaft sahen. Alonso war außer sich, gerade hatte noch alles perfekt nach Plan funktioniert, sie hatten den Gecken eingekreist und Toni hatte auf ihn geschossen um ihn für den Rest des Kampfes in seiner Bewegungsfähigkeit einzuschränken. Und was war passiert. Der Stutzer verschwand, buchstäblich im selben Moment wurde mit einem ekelhaft feucht klingenden Geräusch Viki der Kopf fast abgerissen und Bruno auf Stella geschleudert, beide fielen sofort in Starre. Ohne reagieren, geschweige den mehr als einen Schemen wahrnehmen zu können, musste Alonso mit ansehen wie Imanuell, dem Kampferfahrenen Gangrel, der Kopf mit den großen Mandiebelartigen Fängen abgerissen wurde und in seine Richtung flog dabei zog er einen Kometenschweif aus Blut mit sich. Alonso hatte Imanuell mit diesen Fängen schon Menschen halbieren sehen und nun war ihm begleitet von einem lauten knirschen, der Kopf abgerissen worden und der Lasombra hatte nicht mal mitbekommen wie es geschah. Flucht, die Informationen waren falsch, er musste fliehen und der Bischöfin mitteilen das der Toreador, wenn er überhaupt diesem Clan von unfähigen kunstverliebten Vampiren angehörte, nicht so nutzlos und in keinem Fall so harmlos war wie sie alle vermutet hatten. Mit diesem Gedanken wandte sich Alonso zur Flucht. Nur aus den Augenwinkeln erblickte Alonso eine schwarze schlangenartige Form zu der sich sein eigener Schatten zu verformen begann, wie ein Tentakel aus Schatten, aber das konnte nicht möglich sein. Mit einem gellenden Schrei musste Alonso miterleben wie der offenbar von dem Fremden gerufene Tentakel aus Schatten sich blitzschnell um seinen Körper wickelte und ihm direkt durch den geöffneten Schlund in die Kehle hinabfuhr. Dort erstickte er mit seiner Eiskalten, unheiligen Berührung jeglichen Laut. In aller Seelen Ruhe baute sich Luc vor dem Sabbatvampir mit der Waffe auf. Sich seiner überwältigenden Präsenz bewusst starrte er dem auf die Knie gesunkenen Welpen in die gebrochenen Augen. Im Hintergrund versuchte sich der Gefangene Lasombra vergebens aus den Fesseln, die aus seinem eigene Schatten gewoben waren zu befreien. „Nun zu dir mein Lieber“, sagt Luc zu dem vor ihm knienden Kainiten. „Lade die Pistole erneut“ mit einem wiederwilligen Ausdruck im Gesicht tat der junge Brujah wie ihm geheißen war. „Nun halte dir den Lauf unter das Kinn so das der Lauf nach oben zeigt.“ Die Hände des Vampirs zitterten, und seine Fänge waren gebleckt, doch er kam dem Befehl nach. „ Du weißt es sicher nicht Welpe, aber nicht alle Toreador schätzen die gleichen Künste, einige leiben das Malen, andere den Gesang oder den Tanz, meine Kunst ist das Töten, und nun zieh den Abzug durch“. Der dumpfe schmatzende Knall eines Schusses, der aus nächster Nähe einen Kopf durchschlägt erfüllte die Gasse und bildete einen würdigen Abschluss seinen kleinen Monolog, befand Luc.

Mit der Geschmeidigkeit eines Tigers kam der Toreador der gerade sein gesamtes Rudel ausgelöscht hatte auf ihn zu umgeben von einer Macht und Herrlichkeit wie sie kein irdisches Wesen besitzen sollte. Dabei betrachtete es etwas verärgert die blutigen Finger seiner rechten Hand mit der er für den Tod Vikis gesorgt hatte und fluchte dabei in einer alten recht unverständlichen Sprache die Alonso nicht identifizieren konnte. Der Unheimliche Fremde erreichte ihn und flüsterte ihm die unheilvollen Worte ins Ohr: „Bevor du nun zum zweiten mal stirbst wirst du mir noch ein paar Fragen beantworten“, dann begannen die Fragen sie wurden ohne Worte gestellt und erklangen direkt in seinem Geist. Immer wieder und wieder und er beantwortete jede einzelne unter Verlust seiner Würde und seines Verstandes. Als der Fremde ihn schließlich kurz vor dem Sonnenaufgang in der Gasse allein zurückließ war Alonso gebrochen und nicht Willens sich vor den todbringenden Strahlen der Sonne zurückzuziehen. Stattdessen begrüßte er erleichtert das Vergessen.

Anspannung. Die Anspannung würde im Laufe dieser Nacht noch größer werden. Er hatte sich ein ungeheuer schwer zu erreichendes Ziel gesteckt, und war doch fest entschlossen. Mit einem Fluch löste sich Luc aus dem Schatten der nächtlichen Gassen Esslingens. Ihre Gedanken schossen immer noch durch seinen Geist, obschon es bereits Jahrhunderte Zurücklag, das abscheuliche Verbrechen das er begangen hatte, und dennoch in schwierigen Momenten, wenn die Anspannung am größten wurde zuckten ihre Gedanken wider durch seinen Geist. Assyrisch und alt. Sie zwangen ihn, dass zu tun, was er nun vorhatte. Vielleicht würden die Stimmen aus seiner Vergangenheit dann ein Ende finden, wenn er ihr nun diesen Wunsch erfüllte. Doch für dieses Überlegungen war nun keine Zeit, er durfte sich nicht ablenken lassen nicht jetzt, oder seine Aufgabe würde scheitern. Er setzte zum Sprint an, nur wenige Meter bis zur Tür, während er lief spürte er wie sein Körper sich aufzulösen begann immateriell wurde und an Volumen verlor. Schnell und geschmeidig schlüpfte der Schatten der gerade noch Luc de Berry gewesen war unter der ritze der Tür hindurch. Schnell nach oben unter die Decke gleiten damit niemand etwas bemerkt, geschafft. Einen überblick gewinnen, der Empfangsraum leer. Gut! Die Einrichtung verstörend. Ruhig bleiben, du hast nichts anderes erwartet. Der Schatten der einst Luc gewesen war blieb reglos unter der Hohen Decke des Saals hängen. Minuten die dem Toreador entlos vorkamen schlichen dahin, doch der Saal blieb bis auf ein leises Wimmern das unter einem der vielen weißen Abdecktücher hervordrang leer. Mit großer mühe hielt sich Luc davon ab unter die Abdecktücher zu sehen, er hatte wichtigeres zu tun gemahnte er sich. Die Ghule, es musste hier welche geben und er musste sie zuerst töten. Unbemerkt, der ganze Plan mochte scheitern wenn einer der Ghule Alarm schlagen würde. Wo mochten sie nur sein? Oben, wahrscheinlich oben, möglichst weit entfernt vom teuflischen Werk ihrer Herrin. Der Schatten schwebte quälend langsam und vorsichtig an der Saaldecke entlang, in Richtung der Durchgänge, die so hoffte Luc ins hintere Teil des Hauses führten. Eine Treppe, aber sie führte nach unten. Verdammt. Der Schatten machte kehrt. Im Nächten Durchgang fand Luc was er gesucht hatte, eine Treppe die Nach oben führte, vorsichtig schwebte die Substanzlose Wolke hinauf. Ein langer düsterer Korridor erstreckte sich vor ihm, nur drei Türen. Vielleicht konnte man hier von Glück sprechen dachte sich der Toreador. Langsam schwebte er der ersten der drei Türen entgegen. Jetzt nichts übereilen, Bilder schossen in Luc Gedanken, Bilder von all den Gefahren und schrecken die ihn hinter dieser Tür erwarten konnten. Mit einem Akt übermächtiger Willensanstrengung schob er sie bei Seite und brachte das winseln des Tiers in seinem Hinterkopf zum Verstummen. Jetzt oder nie. Mit einem entschlossenen Ruck schwebte Luc unter der Tür hindurch. Nichts, der Schlafsaal lag ruhig und friedlich da. Es war eine Kluge Entscheidung gewesen erst kurz vor Drei in das Haus einzudringen, blieb nur zu hoffen das ihm für den Rest seines Vorhabens noch genug Zeit blieb. So verdammt wenig Zeit. Das gleichmäßige Atmen von fünf Menschen erfüllte den Saal. Der Anblick von vier leeren Betten beunruhigte Luc etwas, doch dann viel ihm auf das die Nachtlager nicht bezogen waren, offenbar Überbleibsel früherer Zeiten oder Gästequartiere. Nun hieß es schnell handeln. Mit einer kurzen Willensanstrengung wob Luc ein Tuch aus Schatten, das zwar Substanzlos aber dennoch erdrückend schwer und eisig über dem Raum lag, während der humanoide Schatten wieder an Substanz gewann. Luc wandte sich von Schlafstadt zu Schlafstadt und brach jedem der fünf Menschen in der Zeit eines Wimpernschlages das Genick. Reuelos betrachtete er seine Tat. Schon schlimmeres, er hatte schon schlimmeres getan, viel Schlimmeres. Hinunter, schnell. Wenige Augenblicke später erreichte der wage menschenähnliche Schatten, wieder das Haupt der in die Tiefe führenden Treppe. Jetzt gab es kein zurück mehr. Überaus vorsichtig schob sich der Schatten an der abfallenden Decke Millimeter für Millimeter voran. Was war das? Ein Geräusch hatte die stille Luft durchschnitten. Luc verharrte. Ein scharfer Geruch, Moschus, ein Raubtier, Blut, ein Kainit. Er musste ihn vernichten schnell und lautlos. Was wenn noch mehr hier waren, was wenn sie nicht allein war? Konnte er abbrechen, jetzt? Nein die Pläne waren zu weit fortgeschritten, sie waren bereits auf dem Weg. Er musste nun Erfolg haben. Der Kainit bog um die Ecke des Ganges. Ein gutaussehender blasser Edelmann. Zu gutaussehend. Tzimisce. Jetzt musste alles sehr schnell gehen. Ein halbes duzend Tentakel aus Schatten, wand sich aus mehren Ecken des Ganges auf den Überraschten Mann zu. Einer fuhr ihm mit einer Brutalität und Kraft in den Schlund, das man seinen Kiefer brechen sah. Die anderen Hielten ihn Fest. Nur einen Augenblick, dann rissen sie ihn in Stücke. Fleischbrocken und Knochensplitter fielen zu Boden, doch es gab kein Geräusch, als sie auf dem steinigen Untergrund aufschlugen. Mit einer Katzengleichen Bewegung landete Luc neben der schweren Holztür die der andere Man gerade durchqueren wollte. Er war wieder er selbst, großteils zumindest, immer noch bestand sein Unterkörper aus wogenden Schatten und sich windenden Tentakeln. Und kein laut war in dem dunklen steinernen Flur zu hören. Ebenso lautlos zerbarst die Holztür in zahllose scharfkantige Splitter und Bruchstücke. Die Gewaltige riesenhafte, Fette Frau dahinter, fuhr erschrocken herum. Sie hatte an einem Schauderhaften Experiment gearbeitet das sie nie vollenden würde. Luc erblickte vier vollkommen gleich aussehende Menschen, auf einem großen Holzkreuz, die waren an ihren Köpfen wie bizarre Siamesische Zwillinge Verschmolzen. Ihr Gehirn lag offen und ihre Gesichter waren vor Angst verzerrt. Sich nicht von Details ablenken lassen, gemahnte sich Luc, der Plan hat vorrang. Er ging kurz in die Knie und hob eines der Bruchstücke auf, ja dies mochte sich als Pflock eigenen, wenn er nur wüsste wo in diesem abscheulichen Monster das Herz saß. Die fette Frau, Bischöfin Natascha von Esslingen, erholte sich schnell von dem Schock das sie in ihrer Zuflucht angegriffen wurde, und das dieser Angriff völlig ohne einen Laut statt fand. Sie erholte sich ungewöhnlich schnell, fast zu schnell, konnte dies eine Falle sein? War sein Plan schon jetzt zum Scheitern verurteilt. Würde er den nächsten Sonnenuntergang noch erleben? Er begann sie blitzschnell zu umkreisen. Sie folgte ihm mit für eine solch fette Frau außergewöhnlicher Geschwindigkeit. Aber er war schneller. Aus seinem Unterleib peitschte ein Tentakel vor und brach den zur Abwehr erhobenen Arm der Bischöfin. Ihr Gesicht verzerrte sich, wurde zu einer Fratze der Wut und des Schmerzes. Hätte der Kampf nicht in Gespenstischer, ja magischer Lautlosigkeit stattgefunden hätte man ihren Schmerzschrei weit gehört. Das Kleid zerriss, und offenbarte, vier weitere Arme und zwei gierige, menschenähnliche kahle Köpfe. Luc wich etwas zurück, mit so etwas hatte er gerechnet. Doch auf den abstoßenden Anblick war er nicht gefasst. Flieh! Schrie das Tier in ihm. Doch Luc schenkte ihm keine Beachtung. Wo sollte er ihr nur den Pflock hineinrammen, es musste doch möglich sein, der Plan erforderte es. Sie warf sich ihm entgegen. Er wich ihr aus, doch einer der langen dünnen Arme der mit ihr verschmolzenen Wesen zeriss Fleisch und Haut über seinen schrägen Bauchmuskeln. Schmerz und Furcht durchzuckten ihn. Er nutzte den Schwung ihres Angriffs um sich zur Seite Tragen zu lassen. Jetzt kam es drauf an, alles auf eine Karte, sieg oder Tod, wie damals im Nahen Osten. Luc glitt hinter Sie und Sprang, gleichzeitig versuchte er mit den Schattententakeln die seine Person umspielten alle Arme der Tzimisce zu packen und festzuhalten. Der Pflock musste sein Ziel finden, er musste. Der Pfahl durchdrang ihr totes hartes Fleisch und bohrte sich tief in ihren Leib. Gleichzeitig spürte Luc wie einer seiner Tentakel einen der Arme der Bestie ausriss. Einer seiner Tentakel hatte aber sein Ziel verfehlt und der noch freie Arm schlug um dem Massive Körper herum nach seinem Kopf. Nur ein gewagter Sprung bewahrte Luc vor ernsthaften Verletzungen. Rasend schnell entfernte sich Luc von dem gewaltigen Leib. Während er die Bischöfin genau im Auge behielt bewaffnete er sich neu. Zwei weitere Bruchstücke der Tür würden ihm als Pflöcke sicher gute Dienste leisten. Doch vorerst musste er mit ansehen wie die Tzimisce den Pfahl aus ihrem Körper entfernte. Luc bewegte sich langsam nach vorn, hoffentlich hatte er sein Glück nicht überstrapaziert. Wenn er sich zu schnell bewegt hatte oder später etwas übersah, dann war der Plan in Gefahr. Die Tzimisce setzte erneut mit übermenschlicher Geschwindigkeit zum Angriff an. Diesen Augenblick nutze Luc um einen der Pflöcke nach ihr zu werfen. Er traf. Der Pflock durchschlug die Stirn des rechten als Brust dienenden Kopfes. Doch die Tzimice fiel nicht, sie verlangsamte kaum ihren Lauf. Sie kam mit der Gewalt einen Güterzuges auf Luc zugerannt. Bis sie unvermittelt fünf Zentimeter vor seiner Brust Stoppte, die Augen weit Aufgerissen, gefangen von seinem Blick. Jetzt. Der Pfahl in Luc Hand sauste mit genau berechneter Geschwindigkeit und Wucht in die Brust der Bischöfin und durchbohrte ihr Herz. Den Augenkontakt immer noch aufrechterhaltend brach der massige Körper in die Knie. Luc verlor keine Zeit und verdunkelte sich und den Reglosen Körper der Bischöfin. Noch während er vorsichtig das Haus verlies machte er sich daran die Erinnerungen der Bischöfin subtil zu verändern. In ihrem kopf wurde seine Gestalt zu der Erichs von Schwaben, die Schatten verschwanden, traten in den Hintergrund, die Verletzung die sie Luc/ Erich zugefügt hatte trat in den Vordergrund. Und die letzten Augenblicke des Kampfes wurden durch etwas ganz anderes ersetzt. Luc prüfte alle Veränderungen auf das genaueste, kein Zweifel durfte bleiben, oder all das was er riskiert hatte währe umsonst gewesen. Nach dem er seine Manipulationen wiederholt geprüft hatte, wuchtete er sich die gepfählte Tzimisce auf den Rücken und verlies die Zuflucht so unbemerkt wie er eingedrungen war. Der schwere Teil seiner Aufgabe in dieser Nacht lag noch vor ihm

Luc verlies die Droschke Verdunkelt, unsichtbar für aller Augen mit Bischöfin Natascha von Esslingen auf dem Rücken. Er sah dem Kutscher in die Augen und lies ihn den ganzen Abend vergessen. Den Passagier, den Ungewöhnlichen Wunsch von Esslingen so schnell wie möglich in den Westen Stuttgarts gefahren zu werden, die ungewöhnlich unauffällige Fahrt, auf der ihn keiner zu bemerken schien, alles. Das erhabene Herrenhaus, in der Mörike Straße in der Villengegend im Stuttgarter Westen lag still und friedlich da. Nur Luc roch die Anwesenheit eines Untoten im Haus. Er schlich in den Garten, dort lies er die Bischöfin im Schatten eines Gebüsches zurück, jetzt musste alles schnell und fehlerlos laufen. Luc veränderte seine Wahrnehmung und erkundete mit seien übernatürlichen Sinnen das Haus. So früh am Morgen war natürlich alles ruhig. Als Luc die Augen wieder öffnete, bemerkte er das im Osten der Horizont bereits heller wurde. Eile war angetan. Wieder schulterte er die Bischöfin, maß die Entfernung ab und sprang. Seine Flugbahn brachte ihm direkt durch das Fenster, in das Arbeitszimmer des Prinzen von Stuttgart. Dieser fuhrt erschrocken und kampfbereit herum. Aggressivität wurde durch Verblüffung abgelöst, die in das Gesicht Erichs von Schwaben Einzug hielt als die Informationen die seine Augen meldeten, seine Gehirn erreichten und dort zu einem Bild zusammengesetzt wurden. Einen Wimpernschlag später wurden seine Züge wieder ernst. Doch mehr als einen Wimpernschlag brauchte Luc nicht um, seine Hand zu einer Messerscharfen Klaue werden zu lassen und Prinz Erich von Schaben den Kopf von den Schultern zu trennen. Während der enthauptete Körper des Prinzen zu Asche zerfiel, setzte der Toreador die gepfählte Bischöfin ab, und lies sie vom Todesort des Prinzen vor hintenüberkippen. Dann wurde er zu einem wirbelnden Schatten, schlüpfte unter der Tür durch und zerschmetterte diese, so das die Trümmer in den ohnehin schon recht verwüsteten Raum flogen. Anschließend machte er sich zielstrebig auf um jeden im Haus befindlichen Menschen mit seien Schattententakeln zu zerreißen. Als dies Vollbracht war. Floh Luc vom Ort des Geschehens um erst in der folgenden Nacht auf Bittstellung des Seneschalls wieder zurückzukehren. Es war vollbracht. Sein Kunstwerk war vollendet. Perfekt geplant und trotz aller Risken fehlerfrei ausgeführt, einem wahren Künstler würdig. Entsetzt und schockiert von den Zerstörungen und Verwüstungen die der Sabbat anzurichten in der Lage war kam der Rat der Erstgeborenen noch in derselben Nacht zu dem Schluss Luc de Berry, Abgesannter Prinz Francoi Villon von Paris darum zu bitten seine Lehnsherrn um Hilfe und Beistand zu bitten. Zwei Tage später rückten die Heere Napoleons in Stuttgart ein. In der darauf folgenden Nacht wurde Emilia Choroug Kind Francoi Villons als Prinzessin von Stuttgart inthronisiert. Nur zwei Wochen zuvor hatte der ehemalige Erzbischof des Sabbat Giangelazzo, alle noch in Mailand verbliebenen Kainiten des Sabbat erschlagen, die sich ihm nicht bei seinem Vorhaben anschließen wollten. Kurz darauf, übergab er die Stadt in einem feierlichen Akt der Camarilla, unter der Bedienung das die Gründer ihn und nur ihn als neuen und einzig wahren Prinzen der neuen Camarillastadt Mailand anerkennen würden. Noch heute leitete Prinz Giangelazzo die Geschicke der norditalienischen Stadt. Sehr zur Frustration und zum Ärger des Sabbat, der schon zahlreiche Versuche unternahm den Abtrünnigen zu liquidieren. Doch alle Versuche dieser art scheiterten, bis jetzt. Stuttgart seinerseits erlebte eine wesentlich turbulentere Geschichte, die Toreador konnten sich zwar einige Jahrzehnte an der Macht halten. Doch heute wird die Stadt von einem Malkavianerprinzen regiert, doch wie es dazu kam steht in einem anderen Buch.


zurück zu Fachbereich World of Darkness