Die Loki Familie

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„Endlich geht es wieder los!“ Mit einem großen Satz landete Alfons, derzeit Copilot, zukünftig Held und Retter des RDL, auf seinem Sessel im Cockpit der Loki. Den etwas irritierten Gesichtsausdruck seines Kapitäns ignorierend, begann er gewissenhaft alle Waffensysteme des Travellers zu überprüfen. „Hoffentlich wird’s diesmal spannender als die letzte Reise“ dachte er, während seine Gedanken abschweiften. Diesmal, sagte ihm sein arbiträisches Gefühl für Ruhm, würde er es Eli und Ragnar zeigen! Ein vergnügtes Lächeln stahl sich in sein Gesicht, als er sich ausmalte wie er ganz alleine, während der Rest der Crew schlief, eines dieser verdammten GenKom Schiffe manövrierunfähig schoss, dann enterte um die Beweise für die „GenKom-Weltherrschafts-Verschwörung“ zu bergen. Er stellte sich Elisabeths Gesichtsausdruck vor, wenn er ihr beim Wachwechsel Bericht erstatten würde: „Keine besonderen Vorkommnisse Käpt’n. Außer dem geheimen GenKom Transporter mit den Plänen für das Psioniker Trainings-Camp in Norvord, die sich jetzt im Computer befinden!“. Nicht mal mehr Ragnar würde ihm dann vorwerfen können, sich in sinnlosen Verschwörungstheorien zu verlieren. Und endlich würde er ganz allein im Rampenlicht stehen, als Retter des RDL… „…ein erhebendes Gefühl…“ riß in die Stimme Eli’s aus seinen Tagträumen und er wandte sich wieder den Kontrollen zu.

„Es ist immer wieder ein erhebendes Gefühl“ sagte Elizabeth, als sie mit geübten Handgriffen den Abdockvorgang einleitete, der die USA Loki ein weiteres Mal in die Schwärze des tiefen Meeres entließ. „Ja“, dachte sie, „das ist es. Es gibt nur wenig was mit dem Gefühl vergleichbar ist, wenn die Andockklammern ein Boot freigeben, Trimmung und Steuerung ansprechen, und das Boot sich in seinem Element, in völliger Freiheit in Schwebe befindet“. Wie immer genoß sie das Gefühl eine Sekunde, bevor sie den rechten Fuß durchdrückte, und damit den starken Triebwerken unter ihr den Befehl gab, dass Schiff zu beschleunigen. Nach wenigen Augenblicken meldete sich die Leitzentrale und gab Vektor und Geschwindigkeit vor, auf denen die Loki Lod verlassen sollte. Grade hier, in der Nähe der Kuppel, wo ankommende und abfahrende Schiffe mit der Heerschar der Wittlinge, Ecrevissen und anderer Kleinstboote der Wartungsdienste um jeden Kubikmeter freies Wasser kämpften war ein präzises Einhalten aller Vorgaben unumgänglich um Kollisionen zu vermeiden. Wie alle erfahrenen Piloten brachte Elizabeth, den Blick auf das VASI gerichtet, das Schiff mit schlafwandlerischer Sicherheit mit der rechten Hand auf Kurs, während sie die Loki mit der linken Hand um einige Meter sinken ließ um einem ankommenden Orca, der Kennung nach einer der Passagiertransporter von LodWaters, Platz zu machen. „Schon komisch“ meinte sie zu ihrem Copiloten, „in der Ausbildung ist man voll damit beschäftigt, den Überblick über die Kontrollen zu behalten, und ist furchtbar im Stress, und mit der Zeit gewinnt man immer mehr das Gefühl, man wäre mit seinem Schiff verwachsen, irgendwann steuert es sich fast wie von selbst!“. „Stimmt!“, meinte dieser, „und wenn man dann noch anfängt mit dem Boot zu reden, dann dauert es nicht mehr lange, bis einen Deine bessere Hälfte zum nächsten Psychiater schickt, nicht wahr, mon amie?“ Elisabeth schenkte dem jungen Arbiträer auf dem Copilotensessel ein strahlendes Lächeln bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem VASI zuwandte. „Vertrauen in die Leitzentrale ist gut, Kontrolle mit dem eigenen Ortungssystem ist besser“ – ein alter Merkspruch den beinahe jeder Pilot seinen Lehrlingen eintrichterte.



„Meine braven Babys“ murmelte Jacob auf breitem Stawanisch während er mit der Hand über die beiden Hochleistungsmotoren strich, die den gewaltigen Sog in den beiden Turbinen der Loki erzeugten. „Seid ja schön brav, ich verspreche auch, dass die beiden Chaoten im Cockpit Euch diesmal nicht weh tun werden“ setzte er hinzu als er den Maschinenraum verließ. Seit dem Tod seiner Frau, war dies hier sein zu Hause, die USA Loki, und ihre Besatzung seine Familie. Er genoß das Rumkommen, die vielen neuen Städte, die faszinierende Kunst und Kultur der fremden Völker. Ja, an sich war es klasse Maschinist einer wunderschönen und perfekten Maschine wie der Loki zu sein. Wären da nicht diese verdammten Piloten, die jede Gelegenheit nutzen um sein Baby zu beschädigen: Torpedos, Strömungen, Eiltransporte… Warum nur konnte die Loki nicht einfach nur von A nach B schwimmen und HARMLOSE Dinge tun? Wären die anderen nicht seine Freunde, dann würde er ihnen mal ausführlich erzählen was er von ihrem Umgang mit den armen Maschinen hielt! Andererseits: Grade WEIL sie seine Freunde waren sollte er sie in der Hinsicht dringend aufklären…


„Jetzt geht es also wieder los…“ seufzte Ragnar, Schiffsarzt und 1. Offizier der Loki, als er die letzte Nachschubladung in der Krankenstation des Schiffes verstaute. Bestimmt wieder einer dieser Aufträge bei denen alles schief ging, und Schiff und Besatzung von der Eisfalle in den Vulkanausbruch gerieten. Stirnrunzelnd überprüfte er die Krankenstation, während er im Geiste die erschreckend lange Liste an Notfällen durchging die zu behandeln mit den primitiven Mitteln der mehrere Millionen Lex teuren Krankenstation er nicht in der Lage sein würde. „Bestimmt werden wir alle dabei draufgehen“ brummte er zu sich selbst. Mit einem letzten Blick versicherte er sich, dass alles an Ort und Stelle war. Ja, seine Krankenstation und er waren bereit. Mit einem „Hilft ja doch nichts!“ auf den Lippen verließ Ragnar die Krankenstation in Richtung Brücke um seinen Platz an den Maschinenkontrollen zu übernehmen. Wenn Eli nicht seine Frau wäre, dann würde er nicht bei solchen sinnlos gefährlichen Aktionen mitspielen. Doch, verbesserte er sich, würde er, schließlich war er der einzige an Bord, der potentiell Größenwahnsinnige wie seine Frau, und definitiv Größenwahnsinnige wie Alfons vor sich selbst und dem Rest des Meeres schützen konnte. Im Flur stieß er um ein Haar mit Jacob, dem Maschinisten zusammen, der auf stawanisch fluchend ebenfalls zur Brücke stapfte und warf diesem einen fragenden Blick zu. „Nicht dass ich glaube, dass es DIESMAL was hilft“ antwortete dieser auf Lod zur Erklärung

„Genau!“ antwortete Ragnar und gemeinsam betraten sie die Brücke.

„Mal sehen, wen ich in Logica kenne“ sagte Yvette mit einem Blick auf ihren Handheld. Chefingeneurin an Bord eines Schiffes zu sein hatte viele Vorzüge. Unter anderem den, dass man in jeder Stadt einen Geliebten haben konnte. Und bevor es Probleme gibt, ist man wieder weg ging es ihr durch den Kopf, als sie an ihren Ex-Mann, den untreuen Verräter, dachte. Und dennoch, es blieb das Gefühl von Schmerz und Verlust, egal mit wie vielen Männern sie sich ablenkte… Im Moment hatte sie Freiwache, Jacob, der Maschinenfetischist hatte wie immer die undankbare Aufgabe übernommen, die schon beinahe faschistoide Checkliste, auf der der Kapitän aus nicht nachvollziehbaren Gründen bestand, durchzugehen. Wie immer war alles an Bord in bester Ordnung, sie hatte die Zeit in Lod ja nicht nur zu ihrem Vergnügen genutzt… Sie seufzte als sie Alfons enthusiastische Stimme durch den offenen Schott hörte – eigentlich war sein jugendlicher Enthusiasmus ja erfrischend, aber andereseits frustrierte es sie immer mehr, dass Alfons mit jeder noch so waghalsigen Aktion Glück hatte, während es in ihrem Leben einfach nicht bergauf ging. Nun ja, neuer Kurs, neues Glück. „Selbstmitleid hat noch keinen weiter gebracht“ dachte sie, riß sich zusammen und betrat voller Elan die Brücke: „Also, was gibt’s zu tun?“.

„Nur ein weitere Auftrag“ dachte Abraham Lincoln, als er seinen Koffer in der Halterung des Luxusquartiers der Loki verstaut hatte. Und der Weg dorthin würde angenehm werden. Es war immer wieder erheiternd zu sehen, und mit seiner Gabe zu spüren, wie nervös die Besatzung war, wenn sie mal wieder seine Buchung erhielt. Und der Gesichtsausdruck des kleinen Arbiträers als der Kapitän ihn zu ihrer Hochzeitsfeier in Stawa einlud war alleine schon die 600.000 Lex für die Überfahrt wert. Eine Einladung zu einer Hochzeit – er hätte nicht gedacht, dass es der, zugegebnermaßen hinreißend gebauten und offensichtlich halbwegs cleveren Mrs Grant je gelänge ihn zu überraschen. Nur schade, dass Ragnar in seinem Rücken stand, bestimmt war dessen Gesichtsausdruck genauso sehenswert. „Sollte man mal schauen“ lächelte er, stöpselte seinen Laptop an das Schiffsnetz und verschaffte sich Zugriff auf die Kameras in den Gängen…

Elisabeth musste lächeln, als sich ihre gesamte Besatzung auf der engen Brücke versammelt hatte. So fühlte sie sich wohl, umgeben von ihrer Crew, die gleichzeitig Freunde, fast schon Familie war. Und es war immer wieder erstaunlich wie effektiv diese Familie arbeitete, obwohl sie doch Alle so grundverschieden waren… Bestimmt würde dieser Auftrag genauso lohnend wie der letzte, und bald würde Loki Operations DIE Adresse im RDL für Spezialaufträge im Schiffsbereich sein… „hoffentlich nicht für Meuchelmorde“ flüsterte Ragnar ihr ins Ohr, als er sie, ihre Gedanken ahnend, von hinten umarmte.



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