Außergewöhnliche Situationen

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Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen

Es war ein guter Tag zum Sterben, die Sonne schien mild, nicht heiß an jenem Septembermorgen des Jahres 1240 nach der Kreuzigung unseres Erlösers Jesus Christus.

Friedrich II. warf ein weiteres Mal einen hoffnungslosen Blick auf den Feind.

Dort auf der anderen Seite des Hügels, an der Stelle, wo einst Obsthaine und Felder gestanden hatten, lagerten nun mehr als 20.000 mongolische Krieger. Sie würden noch vor Einbruch der Nacht angreifen und ihn und seine bereits angeschlagenen Männer vernichten. Einige waren bereits in der Nacht desertiert; der Kaiser konnte es ihnen nicht verübeln. Knapp 4.000 Krieger gegen eine solche Übermacht - das war purer Wahnsinn.

Doch, dachte er resignierend, wenn er und seine Männer sich ihnen nicht entgegenstellen würden, wer in Gottes Namen würde es dann tun?

Die Mongolen schienen ihn und seinen Haufen nicht mal als Bedrohung wahrzunehmen, denn sonst hätten sie bereits angegriffen. Die Zeit dafür wäre günstig gewesen. Der Morgen war kühl und trocken gewesen, ein Reiterangriff im Morgengrauen hätte diesem Drama schon längst ein Ende bereitet.

Hufschlag riss Friedrich aus seinen Gedanken. Zuerst rechnete er mit einem Angriff, aber dann realisierte er, dass sich nur ein einzelnes Pferd von hinten näherte. Er wandte sich um, und das erste Mal seit dem Sommer keimte so etwas wie Hoffnung in ihm auf. Der Bote, den er zum Kaiser geschickt hatte, war zurückgekehrt.

„Mein Herr ich bringe frohe Kunde.“ verkündete der Bote.

„Schickt man uns also Entsatz?“ erwiderte Graf Herman, der Berater des Kaisers, hoffnungsvoll.

„Ja Herr, aber lest selbst.“ Der Bote hielt seinem Herrn, dem Kaiser, eine zusammengerollte Botschaft entgegen. Mit zitternden Fingern nahm Friedrich diese entgegen. Sein Gesicht, in dem noch vor wenigen Sekunden die Hoffnung gekeimt hatte, verdüsterte sich rapide, als er die Botschaft las.

„Das soll wohl ein schlechter Scherz sein, was? Ich habe ihnen doch mitgeteilt, dass ich mit 4.000 Männern einer Übermacht von 20.000 Reitern gegenüber stehe, oder?“ brüllte der Kaiser in das erschreckte Gesicht des Boten.

„Ja, mein Herr, das habt ihr.“ war dessen gestammelte Erwiderung.

„So, habe ich das? Und warum geruhen die Kurfürsten mir dann eine glorreiche Verstärkung von 12 Männern zu schicken?“ versetzte der Monarch brüllend. „Bei Gott womit habe ich das verdient?“ stammelte er, als er auf einem in der Nähe befindlichen Heuballen zusammenbrach.

Er wusste nicht wie lange er dort gesessen hatte, auf dem Heuballen, ins leere stierend. Aber es konnten nicht mehr als 20 Minuten gewesen sein, denn der Stand der Sonne hatte sich kaum verändert. Als ihn eine Stimme aus seiner Trance der Verzweiflung riss. „Verzeiht Herr, aber die Verstärkungen sind hier.“ „Aus dem Weg Mann, war der herrische Befehl, den der Soldat von dem großen in eine schwarze Kutte gekleideten hageren Mann erhielt“. „Ihr seid als Friedrich II., korrekt?“ Der Kaiser bejahte diese forsche Frage verdutzt. „Wieviele Männer habt ihr hier?“, fragte der Kuttengewandete den Monarchen, der bis jetzt keine Zeit hatte sich zu erholen. „Fast vier.. fast viertausend Mann, aber viele von ihnen sind verwundet.“ Brachte er hervor wobei er langsam an Fassung gewann. „Das ist gut, die werden in einer halben Stunde sicher fertig sein!“ war die mysteriöse Antwort des Kuttenträgers. „Mehr wären uns ohnehin nur im Weg gestanden!“ Jetzt reichte es dem Grafen von Lühburg, mit vor Wut, zitternden Unterlippe starte er dem dünnen Mann in die Augen und brüllte aus Leibeskräften, „Was zum Teufel glaubt ihr eigentlich wer ihr seid, so mit dem Kaiser zu reden?“ Mit einem rasenden unbändig aufflammenden Temperament entgegnete der Fremde, „Ich bin Geroge Morgan ex Flambeau! Und ich führe die Menschen an, die gekommen sind um euch euer erbärmliches Leben zu retten!“ Etwas ruhiger setzte er hinzu, “ und dies sind meine Begleiter; Elektra Geramanis ex Bonisagus, Stephanos ex Jerbiton, Armanda ex Bonisagus, Salvatore del Martiness ex Bjönär und Griffith ex Miscellanea, und das sind unsere Schildknappen.“ Mit einer ausladenden Handbewegung schloss er den seltsamen Haufen hinter ihm ein. Und nun seid so freundlich und stört uns nicht weiter. Verdutzt und hilflos sah und hörten der Graf und Kaiser die folgenden Ereignisse mit an. „Meisterin Elektra würdet ihr bitte eurem Gatten sagen, das er die Männer des Kaisers mit einem Lied ablenken und ihnen etwas Mut und Zuversicht einflössen soll ja? Und er soll gleich Salvatore mitnehmen, der sich um die Verwundeten kümmern kann.“ „Wenn ihr anschließend so liebenswürdig währt und für die Befestigung dieses Hügels sorgt?“ „Aber gewiss doch.“ War die Antwort der gutaussehenden Frau, die sich daraufhin an den Rand des Hügels stellte und damit begann lateinische Worte zu rufen. „Griff, kommst du mal kurz? Irgendwie gefällt mir das Wetter nicht, es ist zu … wie soll ich sagen zu…“ „Zu wenig dramatisch?“ fiel ihm der andere Mann ins Wort. „Ja genau, das ist es, es muss dramatischer sein, kannst du das?“ Mit einem stummen Nicken begab sich Griffith ebenfalls etwas Abseits und rief etwas, das nach Rego Tempestatum klang. Kurz darauf begann sich der vormals strahlende Himmel zu verdunkeln und Wolken schoben sich mit atemberaubender Geschwindigkeit heran. Während ein böiger Wind Nebel- und Regenschleier vorbeiziehen lies. Mit lautem Krachen schlug ein Blitz in der Nähe des in Aufruhr geratenen Mongolischen Lagers ein. Der Mann kehrte mit breitem Grinsen zurück. „So besser?“ fragte er George. Dieser nickte nur stumm. Als das Stöhnen und Krachen der sich verformenden Erde selbst die Luft erzittern lies. Als sich mehrere Fuß hohe spitz zulaufende elfenbeinfarbene Zähne aus dem Rücken des Hügels schoben und seine Kuppe auf einen 50 Meter durchmessenden Halbkreis umgaben. Fassungslos mussten Graf Herman und sein Herr der Kaiser des heiligen römischen Reiches deutscher Nation, nun mit ansehen, wie der ihm als George bekannte Mann in den tosenden Himmel zu schweben begann, höher und immer höher stieg, bis er fast 30 Schritt über dem Boden schwebte. Er hob die Hände und aus diesen löste sich urplötzlich und ohne Vorwarnung ein Ball aus purem Feuer welcher mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit auf das Lager der Mongolen zu raste und dort gewaltige Verwüstungen anrichtete. Nur Sekunden später folgte ein weiterer Feuerball und noch einer und ein vierter. Panik brach unter den Änhängern Dschingis Kahns aus, als sie all dieser Veränderungen bewusst wurden. Und sie reagierten wie Krieger, immer reagieren, die sich einer Macht ausgesetzt sahen die sie nicht verstanden, deren Ursache sie aber in dem kleinen Mann der über dem anderen Hügel flog ausmachen konnten. Sie griffen an. Hastig und unkoordiniert aber dennoch in Scharen. Wie eine Welle Strömten sie auf ihren kleinen schnellen Ponys den Hügel hinab. Wobei viele den Feuerbällen zu Opfer fielen, die George immer noch auf sie schleuderte. Dann tat sich der Boden vor ihnen auf und die Spitzen ihres Angriffes stürzten in einen mehrere Schritt tiefen Graben, der sich unter ihren Pferden auftat. Hunderte fanden dabei den Tod. Inzwischen toste ein gewaltiger Sturm, den Mongolen entgegen, nahm ihnen die Sicht und machte ein abfeuern der Bögen unmöglich. Und immer wieder schlugen Blitze neben ihnen ein und rissen Kameraden und ihre Rosse in den Tod. Hecken und Wälle aus Gestein erhoben sich urplötzlich vor im Galopp befindlichen Pferden. Und kosteten Leben. Während Feuer vom Himmel auf sie herabregnete. Die Ersten überlebenden Mongolen erreichten nun den Fuß des feindlichen Hügels, von welchem auf einmal Meere von Säure herabflossen und die Beine der Pferde und herabstürzende Reiter gleichermaßen zerfraßen. Jene die es schafften den tödlichen Strömen zu entgehen wurden von Kristallenen Pfeilen, die sich aus der Erde selbst erhoben dezimiert. Doch immer noch waren es mehr als 1000 Kampffähige Reiter, die nun die Basis des Elfenbeinhalbkreises erreichten. Als sich in Süden ein vielstimmiger Kampfsschrei erhob und die viertausend Kaisertreuen, wie die Berserker über sie herfielen, von unvorstellbarem Mut und Tapferkeit beseelt ritten und liefen sie auf den Feind zu um ihm in die Hölle zuschicken aus der er hervorgebrochen sein mochte. Und zwischen ihnen lief dieser seltsame Spanier, von dem Pfeile und Schwerter gleichermaßen abzuprallen schienen und der selbst den Halbtoten und schwerstverwundeten wieder neues Leben einzuhauchen vermochte. Denn alle die von ihm berührt wurden erhoben sich erneut um mit unverminderter Kraft weiter für die christliche Sache zu streiten. Beeindruckt und von solcher Macht und den Sieg in greifbarer Nähe erwachten Graf Herman und sein Herr, aus ihrer Erstarrung und stürzte sich ebenfalls in das harte Kampfgetümmel. Und als der Abend herandämmerte hatten er und seine Männer über die östlichen Horden obsiegt. Doch von der seltsamen Verstärkung war keine Spur mehr zu sehen. Nur Lachen im Gras und die Brandstellen der Feuerbälle und leichte Vertiefungen im Boden wo die Gräben gewesen waren, erinnerten überhaupt an ihre Anwesenheit. Die von den Kaiserlichen Mannen nur als Wunderbar bezeichnet werden konnte.



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