Angriff auf die Kommune: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 13:52, 5. Jun 2011
Amy:
Was für ein Gefühl, als der Hubschrauber schlingernd abdreht! Und die Polizisten abziehen. Und Fjuna aus dem Gebüsch kiecht, von oben bis unten mit Farbe bemalt. Erleichterung und Triumph und Angst vor meiner eigenen Courage. Wir haben gegen die Technokratie gekämpft und gewonnen! Wenigstens diese kleine Schlacht gegen diese Handlanger... Oh Gott, was wird als nächstes geschehen? Ich konnte in der Eile nur ganz rudimentäre Vorkehrungen treffen, um meine Spuren zu verwischen. Wenn sie jetzt Cassie auf dem Schirm haben, wird es nicht mehr lange dauern, bis sie herausfinden, dass ich auch eine "Realitätsverbrecherin" bin. Es gab einfach zu viele Zeugen bei meiner Erweckung, auch wenn sie beschlossen haben, die Ereignisse lieber zu vergessen... Wie kann Käpt'n Harris nur vorschlagen, mit dem Feind einen Deal zu machen? Vielleicht bildet sich die Technokratie ein, die Menschen nur schützen zu wollen, aber in Wirklichkeit wollen sie nur die Macht und alle ausschalten, die anders denken wie sie. Sie haben meine Eltern getötet und Harris spricht von Respekt vor dem Gegner! Ich habe wieder die Gelegenheit verstreichen lassen, von ihm mehr zu erfahren, habe die Müdigkeit vorgeschoben und die dringlichere Frage, was mit Cassie und Fjuna passieren soll, wenn sie nicht in die Kommune zurück können. Aber ich glaube, ich habe einfach Angst davor, die Geschichte zu hören, die mir Onkel David damals nicht erzählen wollte.
Es schien, als hätten wir noch ein wenig Zeit, uns auf die Konfrontation mit den Werwölfen vorzubereiten. Noch neun Tage bis zum 11. September, aber was sollten wir mehr tun als das, was wir schon ins Rollen gebracht hatten? Um mich abzulenken, dachte ich, ich könnte mir am Mittwochmorgen erst mal in Ruhe den Zettel von Fjunas Meister vornehmen und nachspüren, was er sich gedacht hat beim Schreiben. Der Pförtner hat langsam genug davon, dass ich zu allen möglichen Tageszeiten im St. John's zum Proben auftauche und beantragte einen eigenen Schlüssel für mich. Ein Schlüssel, mit dem ich jederzeit Zugang habe zu dem akustisch wertvollsten Konzertsaal in ganz London - und ganz nebenbei zu meinem Knoten! Die Atmosphäre und mein Lieblingsinstrument trugen auch gleich dazu bei, dass ich viel erfolgreicher war als am Freitag im Gildehaus. Toomstone, der Superheld! So hat er sich offenbar gesehen: Auf dem Weg, einen großen Widersacher zu stellen. Und das kleine, überforderte Mädchen - sprich: Fjuna - sollte ihm ja nicht folgen, um sich nicht in Gefahr zu bringen. Dieser "Many Eyed", von dem ich vorher einen kurzen Eindruck aufgefangen hatte (Der Kapitän und ein Lenkrad aus Holz), scheint ein durchgeknallter Marodeur zu sein, der auf dem Weg lauert und mit dem es Fjuna zu tun bekäme, wenn sie sich auf die Spur ihres Meisters setzt. Und sie soll im Umbra dem Pfad des Mondes folgen - was auch immer das heißt. Pf - auf jeden Fall hat sich Toomstone offenbar keine großen Gedanken gemacht, dass Fjuna zum Zeitpunkt seines Weggangs schon 15 Jahre verschwunden war. Weil er genau wusste, wo sie sich aufhielt, weil er sie dorthin verbannt hatte? Oder hat sich Fjuna, wie sie glaubt, im Umbra verlaufen, als sie von Toomstone wegrannte? Vielleicht will er auch nur, dass sie das glaubt, weil er dann Recht behält, seine Schülerin rumzukommandieren!
Fjuna hatte auf jeden Fall einiges, woran sie knabbern musste, deshalb bat sie mich, sie zum Meditieren zurück in die Gärtnerei zu fahren. Cassie hatte an dem Morgen mal wieder die Uni besuchen wollen (dass sie ihren Status als Studentin überhaupt noch hat, wundert mich, wenn sie es mit den Veranstaltungen immer so locker nimmt wie in den zwei Wochen, die wir uns kennen). Doch dann ruft sie an und fragt, ob ich sie in einem Café treffen kann. Ihre Stimme klang ganz anders als sonst und ich dachte: Ah, die Miss Marples ermitteln wieder. Aber es war viel schlimmer: Cassie wurde bereits von der Technokratie verfolgt. Irgend so ein Typ von der Stadtplanung oder so hatte sie in sein Büro gelockt und versucht zu beeinflussen - und dabei natürlich enttarnt, als sie sich wehrte. Oder so ähnlich, das muss sie mal in einer ruhigeren Stunde berichten. Ich spürte schon Panik in mir hochsteigen: Wahrscheinlich hatten die schon ihr Handy angezapft und mitgehört, dass sie mit mir gesprochen hatte! Allein mit den technischen Mitteln, die selbst den normalen Menschen bekannt sind, konnten sie uns schon längst im Café geortet haben! Also haben Cassie und ich erst mal unsere Handys zerlegt - aber nicht bevor sie eine SMS aus der Kommune bekam, dass schon eine Polizeieinheit vorfuhr und ihre Auslieferung verlangte. Das hatte alles Zeit, wenn nur erst mal Cassie untergetaucht war.
Cem ist ein Schatz, er hat mir ohne groß zu meckern sein Auto überlassen. Der Mann hat einen Ring am Finger - jetzt ahne ich, warum er bald zwei Wochen frei nimmt, aber ich hatte keinen Nerv, mich jetzt mit seinem Privatleben zu beschäftigen. Erst mal kutschierte ich Cassie ins "No Future", wo wir zum Glück auch Steve und Nadja antrafen - wahrscheinlich gehen die nie raus. Aber der Ort war genau das, was Cassie brauchte und Steve genau der Mann für die richtigen Tipps: Er warnte uns, dass die Technokratie mit dem Hubschrauber, den sie über der Kommune kreisen ließ, Cassies Knoten aufspüren könnten. Mittlerweile hatte ich mich genug gefangen, um mich geistig in die Kommune begeben zu können. Die Polizei war schon dabei, Cassies Sachen durchzuwühlen, und weil ich mir nicht sicher war, wie viele Technokraten mit dabei sind, die die Bedeutung einschätzen konnten, habe ich erst mal das einzige Magie-Buch, das sie dort hatte, für die Betrachter als unwichtig erscheinen lassen. Fjuna zu finden, war sehr viel schwieriger, obwohl ich doch genau wusste, wo ich sie abgesetzt hatte. Sie muss sich echt gut getarnt haben. Ich bat sie, den Hubschrauber zu stören, doch es war klar, dass ich so schnell wie möglich Hilfe holen musste, am besten von der Gilde.
Ich hatte nur nicht mit Cassies Sturheit gerechnet. Sie wollte einfach nicht einsehen, dass es für alle Beteiligten besser ist, wenn sie in Deckung bleibt. Erst war ich sauer auf dieses starrköpfige Kind und sehr versucht, ihr den geistigen Befehl zu geben, sich nicht vom Fleck zu rühren. Aber Ich hatte auch Skrupel und sie war drauf und dran, davonzulaufen und sich in noch größere Gefahr zu bringen. Eigentlich konnte ich sie auch verstehen - immerhin war es ihr Zuhause, das da gestürmt und ihre Nachbarn und Freunde, die bedroht wurden. Sie hatte niemals das "Polizei, dein Freund und Helfer" verinnerlicht - und wer bin ich, dass ich ihr das vorwerfe, nur, weil ich nie in der Position war, mich mit dem offiziellen Gesetz für eine gerechte Sache anzulegen? Nun, die Sesselpupser in der Gilde würde eh nicht so schnell in Gang kommen, also machte ich mich mit Cassie auf, nachdem die sich erst mal in einem männlichen Asiaten verwandelt und in Cems Jogginganzug gesteckt hatte. Das ist schon ein ziemlich guter Trick - ich wünschte, ich hätte mein Gesicht auch verstecken können, aber ich konnte nur dafür sorgen, dass die Aufmerksamkeit von mir abgleitet - so lange meine Kraft ausreicht. Als wir bei der Kommune ankamen, gingen schon die Bulldozer in Stellung, um Häuser und Bäume platt zu machen. Meine Kontakte in der Stadtverwaltung stimmten mit am Telefon zwar zu, dass es eine Schande sei, diesen grünen Freiraum für Künstler (na ja...) platt zu machen, aber sie könnten nichts tun: Die ganze Operation lief auf der Basis Gefahr in Verzug und Anti-Terror-Gesetze. Verfluchte Instrumentarien der Technokraten! Dass sie die Medien informieren wollten, damit der Missbrauch dieser Gesetze nicht ungesehen über die Bühne geht, war nur ein schwacher Trost.
Eigentlich kann ich immer noch nicht ganz glauben, dass ich das wirklich getan habe. Erst einmal habe ich die Bulldozer-Fahrer dazu gebracht, unaufmerksam zu sein und die Geräte ineinander zu lenken. Cassie wollte sich den Hubschrauber vornehmen: Da fuhr der eine Bordkanone aus. Wie im Film! Aber das war Realität, auf einer öffentlichen Londoner Straße! Der Krieg hat mich endgültig eingeholt. Aber solche Gedanken mache ich mir erst jetzt - vorhin handelte ich einfach nur: Gestärkt von Steves Einschätzung, meine Magie sei in diesem Fall wirksamer als seine, weil sie sich nicht auf Technik-Ebene bewege, griff ich den Schützen direkt geistig an. Ich muss ihn regelrecht ausgeknockt haben - ob er einen bleibenden Schaden davon getragen hat? Aber es war Notwehr! Trotzdem drückte der Kerl noch den Knopf, doch seine Salve verfehlte us und traf den Ü-Wagen vom Fernsehen, der gerade angebraust kam. Cassie schaffte es irgendwie, den Hubschrauber wegzudrücken. Dass jetzt die wütenden Reporter anfingen, live die brutale Vorgehensweise der Polizei zu kommentieren, sorgte offenbar für die Entscheidung der Technokraten, die Aktion abzublasen. Seit der Tomlinson-Sache sind sie wohl vorsichtiger mit der öffentlichen Meinung. Der Hubschrauber drehte ab, endlich!
Cassie spielte noch vor der Fernsehkamera ihre Rolle als schockierter asiatischer Tourist und ich beschloss, meinen Namen nicht noch tiefer mit der Angelegenheit zu verstricken und lieber nachzusehen, wie es Fjuna ging. Als mir in der menschenleeren Kommune dann dieser Baum entgegen kam, hab ich erst mal einen hysterischen Lachkrampf bekommen vor Erleichterung. Und der fleischfressenden Pflanze Bert schulde ich noch eine Flasche Mineralwasser. Ich sollte mich besser daran halten... Wer kannes mir verdenken, dass ich sehr misstrauisch war, als dann dieser bepelzte Typ in seiner Limo auftauchte und uns zu einem geschäftlichen Gespräch bitten wollte? Seymour Jackson heißt er offiziell - und ertrug es erstaunlich gelassen, dass ich ihn stattdessen in mein Auto packte und ihn zu einem Theater mitnahm, wo wir hin und wieder auftreten. Dort konnte Fjuna wenigstens duschen. Was ist das für ein Kerl? Eine Investitionsfirma, die sich sehr für verschiedene gemeinnützige Projekte engagiert, aber nie öffentliche, wo der Staat zu genau hinsehen würde... Er will die Kommune kaufen, angeblich um sie zu bewahren. Einzige Bedingung: Alle Neubauten müssen von ihm genehmigt werden. Kein Geschäftsmann ist so ein Sonnenschein! Und dass er bereits mit den anderen "relevanten Gruppen" wie den Naturgeistern und den Werwölfen gesprochen hat und dass er sofort durchschaute, wie ich mich geistig mit den anderen beiden beriet, machte mich noch nervöser. Ehrlich gesagt, ich traute mich danach nicht mehr, ihn abzuchecken. Magisch wirkte er nicht. Mafia, die da ihr Geld waschen will? Nun, in vier Tagen will er eine definitive Antwort, da bleibt noch Zeit, ihn zu durchleuchten. Eins nach dem anderen. Steve und Nadja haben mit der Unterstützung von Amethyst und unserem "Wilden" Jenkins schon mal Cassies Polizeiakte gelöscht. Was wir mit der Erinnerung von diesem Richards machen, ist noch ne andere Frage...
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