Zwischenstopps: Menschen sind komisch

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Michaelit: "Das findet man immer noch heraus, wenn man die Hütte mit dem gezückten Gabrieliten gestürmt hat!"

Zachiel:

Wie unergründlich die Wege des Herren sind, zeigt sich darin, dass die Menschen seine liebsten Geschöpfe sind, wie Siguriel sagt - warum sonst hätte er seine besten Streiter auf die Erde gesandt, um sie zu beschützen. Ich fürchte, unser Schar-Führer hat recht, und Gott möge mir meine hochmütigen Gedanken vergeben. Doch ich glaube, die jüngsten Ereignisse haben selbst Siguriels Geduld mit den Menschen ein bisschen strapaziert. Vielleicht hört er jetzt auf, sich bei jeder Gelegenheit Federn auszureißen und sie als Glücksbringer unters Volk zu werfen. Ich hab ihm schon gesagt, dass er bald wie ein gerupftes Hühnchen aussehen wird, außerdem sind beeinträchtigte Schwingen nicht hilfreich, wenn wir eine lange Reise vor uns haben und nicht wissen, welchen Gefahren wir noch begegnen werden.

Die erste Traumsaat-Kreatur haben wir jedenfalls platt gemacht wie nichts! Eigentlich ist uns erst hinterher richtig aufgefallen, dass es etwas anderes war als ein riesiges, verfressenes Meeres-Tier. Eigentlich war ich nur neugierig und wollte versuchen, ein paar von diesen fliegenden Fischen zu fangen um mir ihre Flügel anzusehen. Leider war unsere Veruel ein bisschen spät dran mit ihrer Info aus der Kathetrale des Wissens, dass die Tiere wohl von einem Feind aus ihrem Element herausgejagt wurden - da war ich schon längst Aug in Aug mit diesen Monster-Glupschern! Aber kein Problem: Meinem Flammenschwert konnte das dämonische Vieh nichts entgegen setzen. Tamael hat einen guten Treffer am Hals gelandet, bevor es mich vollspucken konnte, und Siguriel hat ihm mit der Lanze den Rest gegeben - auch wenn das gar nicht mehr nötig war ist es gut zu sehen, dass er wirklich mit einer Hasta umgehen kann. Der geballten Kraft der himmlischen Boten konnte diese unwürdige Kreatur nichts entgegen setzen! Gut, ich weiß aus meiner Ausbildung, dass wir es noch mit viel mächtigerer Traumsaat zu tun kriegen werden, und Veruel hatte noch die ein oder andere neue Information für mich - aber ich bin sicher, dass wir jedem Gegner gewachsen sind!

Ich wäre ja nie auf solche Gedanken gekommen wie unsere Flugroute so zu wählen, dass wir durch Gegenden kommen, in denen die Menschen selten mit dem Anblick von Engeln gesegnet sind. Aber irgendwie hat Siguriel ja recht damit. Ist ja schön, wenn die Leute und besonders die Kinder sich freuen. Und es ist ihre Christenpflicht, entsprechende Ehrfurcht zu zeigen, aber diese Massenaufläufe und das Gegrabsche zehrt ein bisschen an meinen Nerven. Sind eigentlich alle Menschen außerhalb der Himmel und der Klöster so... beschränkt? Und damit meine ich nicht mal das offensichtlich zurückgebliebene Mädchen Marla, das Siguriel auf Bitten der Mutter aus dem Dorf ins nächste Kloster bringen wollte. Ich bin ja der Meinung, Gott erlegt niemandem eine größere Last auf, als er tragen kann, und dass wir die Mutter nicht in ihrer Feigheit hätten unterstützen dürfen. Aber bitte... Ich war's ja nicht, der unser Gespann mit Kind fast in einen Baum gelenkt hat! Aber bisher bin ich mit Siguriels Führung eigentlich zufrieden. Diese weit geöffnete Formation scheint mir sinnvoll, um die Gegend im Auge zu behalten. Auch wenn ich öfter dran denken muss, Rodunel nicht zu viel im Wind fliegen zu lassen. Er schlägt sich wacker und was ich bisher von seinen Heilkünsten gesehen habe, wird sich noch als nützlich erweisen - aber er sollte einfach mal zugeben, wenn er was nicht kann oder zu müde ist!

Bruder Ralf hat Rodunel auf jeden Fall das Leben gerettet, als sich der dumme Mann die Zunge abgeschnitten hat. Und alles nur wegen einer harmlosen Liebelei! Gut, vielleicht hätten wir Michelle, die Tochter dieses ketzerischen Köhlers, noch näher überprüfen sollen, aber sie war echt in den Pekati verliebt - diese unsinnige Leidenschaft, die nur ein schwacher Abklatsch ist gegen die Liebe, die Gott für uns empfindet, aber das Denken der Menschen so verwirrt! Auch der Pekati scheint ein letztlich verantwortungsvoller Diener des Herrn zu sein. Vor lauter Sorge, beim Schäferstündchen seiner Geliebten die ketzerischen Geheimnnisse zu verraten, mit deren Last diese Monachen-Kaste geschlagen ist, wollte er mit dem Rasiermesser ganz sicher gehen. Aber wir dachten natürlich gleich an schlimmeres, an Besessenheit, Traumsaat, gefährliche Artefakte im Wald! Tamael und ich haben erst mal das Gebiet abgesucht. Nachdem der erste Köhler, den ich nach Auffälligkeiten befragen wollte, zu blöd war, vernünftig zu antworten oder auch nur mein Common zu verstehen, hab ich mit Freuden Siguriel die Aufgabe überlassen, Informationen von den Waldbewohnern zu sammeln. Hat natürlich trotzdem kaum was gebracht. Aber wie es die Fügung so wollte, erwischten wir bei der Rückkehr ins Kloster Michelle, wie sie gerade über die Mauern stieg, um nach ihrem Geliebten zu suchen, der nicht zur Verabredung erschienen war. Ich glaube, die anderen haben glücklicherweise nicht so recht mitbekommen, dass es mein Zusammenstoß mit dem Wetterhahn war, der die vermummte Gestalt warnte und ihr Vorsprung verschaffte. Aber Siguriel konnte sie im Haus mit gezogenem Schwert stellen. Wer konnte ahnen, dass sich das Mädel dann aus dem Fenster wirft! Unser Held ist natürlich gleich hinterher um ihren Fall zu bremsen. Menschen! Also wieder einen Tag verloren, an dem wir das Paar zum anderen Kloster geleiteten, wo sie ein neues Leben anfangen können. Ich hoffe, sie haben sich auch sonst nicht viel zu sagen... Jetzt wird es Zeit, dass wir mit unser eigentlichen Mission vorankommen!

Ich fürchte die Engel, selbst wenn - besonders wenn - sie Geschenke bringen. (heimliches Motto der Klösterleitungen)

Siguriel:

Das Leben außerhalb des Himmels ist spannender und verwirrender, als ich mir das vorgestellt habe. Ich bin sehr froh, daß meine Schargeschwister so fähige Streiter des Herrn sind!
Wir fliegen zur Zeit in einer weit geöffneten Formation die ich mir aus taktischen Erwägungen heraus überlegt habe. So können wir zum einen einen größeren Abschnitt Land überblicken, zum anderen können wir uns immer noch abwechselnd Windschatten geben.
Schon kurz nach dem Aufbruch sind wir auf seltsame fliegende Fische gestoßen, und während Veruel noch in ihrer Kathedrale nach diesen merkwürdigen Wesen recherchierte, tauchte schon ein hässliches Traumsaatwesen auf. Glücklicherweise haben Zachiel und Tamael sofort reagiert und das Monstrum ausgeschaltet. Sehr beeindruckende Krieger, die beiden.
Mein Vorschlag, eine eher abgelegene Route zu fliegen, um auch die Menschen dort daran zu erinnern, daß die Kirche über sie wacht, egal wie abgelegen sie auch wohnen, mußte ich Zachiel zwar erst erklären, aber dann war sie einverstanden. Und es zeigte sich, daß es der richtige Weg war. Auf diese Weise konnten wir ein kleines Mädchen und seine Mutter sehr glücklich machen, und Mutter und Tochter zeigen, daß die Gnade des Herren, genau wie seine Wege, unergründlich, aber dafür omnipräsent ist. Ich bin sehr froh, daß Zachiel so unglaublich stark ist, sonst hätten wir mit dem Kind eine sehr unsanfte Bruchlandung in einem Baum gemacht.

Und auch in einem weiteren Kloster konnten wir zwei Menschen glücklich machen, auch wenn ich fast glaube, dass wir in gewisser Hinsicht auch der Katalysator für die Ereignisse dort waren. Kurz nach unserer Ankunft schnitt sich dort ein Pekati namens Ralf die Zunge ab, und wir mussten annehmen, daß irgendwelche finsteren Machenschaften dahinter stünden. Zachiel und Tamael machten sich daran den Wald, in dem Ralf sich häufiger herumtrieb, zu durchsuchen, während Rodunel sich um den Patienten kümmerte und Veruel und ich mit der Em sprachen. Wir hörten von einem ketzerischen Köhler, der kürlich hier ausgeschaltet wurde, und beschlossen uns dahingehend umzuschauen. Doch natürlich waren Zachiel und Tamael auch schon auf die Köhler aufmerksam geworden und hatten versucht, einen von Ihnen auszufragen. Leider war dieser jedoch dem beeindruckenden Anblick meiner Schwetser nicht gewachsen, und so von ihrem göttlichen Erscheinen geblendet, daß er nicht in der Lage war, auf ihre Fragen zu antworten. Die armen Menschen in dieser Wildnis, die Sendboten des Herren sind ihnen hier so fremd, daß sie uns fast so sehr fürchten wie die Traumsaat. Aber wir müssen ihnen dennoch mit Geduld und Respekt begegnen, und sie daran erinnern, dass wir hier sind um sie zu beschützen.

(Szene: Eine kleine Lichtung im Wald mit einer baufälligen Köhlerhütte. Zwei Engel, jeder mit einer Flügelspannweite von acht Metern, setzen zum Landeanflug an, die Bäume neigen sich im Sturm. Der Köhler, ein armer Mann ohne Familie, hat noch nie die Sendeboten des Himmels gesehen. In seiner Furcht vor diesen schönen und zugleich schrecklichen Wesen fällt ihm nichts anderes ein, als seine Tür zu verbarrikadieren. Tamael will seiner Schwester vorschlagen, das Verhör lieber dem menschenerfahrenen Siguriel zu überlassen, doch sie rammt bereits die Tür mit ihrer Schulter ein. Der grimmige, schwarzgekleidete Todesengel füllt den Türrrahmen aus, die Hütte ächzt. "Gruß", sagt Zachiel in ihrem gebrochenen Common. Der Köhler starrt sie an, unfähig, auch nur ein Wort über die Lippen zu bekommen. "Du sehen Mönch?" Der Mann starrt. "Kleid keine Arme, Haare weg?" Zachiel versucht, ihre Frage mit ausholenden Gesten zu verdeutlichen. Was redet der Engel da nur? Der Köhler zittert, als er die Ungeduld in ihrer Stimme hört, und schüttelt nur mit dem Kopf. Zachiel versucht noch die ein oder andere Formulierung, dann verliert sie die Geduld. "Segen für dich und Hütte", brummt sie und geht zu Tamael zurück, der am Rande der Lichtung wartet. Blitzt da ein unterdrücktes Lachen in seinen Augen auf?)



Nun ja, einige Zeit später war ich, möge Gott mir vergeben, schon dabei aufzugeben, da es keinerlei Hinweise auf irgendein Geschehen gab, dass mit Ralfs Tat in Verbindung zu bringen war. Doch auf dem Rückweg zum Kloster bemerkten wir eine Gestalt in Mönchskutte, die gerade dabei war, über die Klostermauer zu klettern. Leider bemerkte der Eindringling uns und entkam Tamael und Zachiel in ein Gebäude. Wir umstellten vorschriftsmäßig alle Ein- und Ausgänge und machten uns daran das Gebäude zu durchsuchen. Hier zeigte sich der Nachteil der Wildnis-Verbundenheit der Streiter Uriels. Gebäude sind nun mal keine Wälder und insofern entging Tamael der Eindringling. Dem Herrn sei Dank konnten wir sie aber in einem der Räume stellen. Es handelte sich um Michelle, die Tochter des verbrannten Köhlers, die hier im Kloster Hausverbot hat. Das kann ich übrigens gar nicht verstehen. Die Em scheint nachtragend und rachsüchtig zu sein. Es ist wohl kaum Michelles Schuld, daß ihr Vater ein verblendeter Ketzer war, und ihr die Nähe Gottes vorzuenthalten ist bestimmt nicht in seinem Sinne. Michelle und Ralf hatten ein Verhältnis, und aus Angst, ihr Geheimnisse seines Ordens zu verraten, schnitt er sich die Zunge ab. Deswegen konnte er sich allerdings nicht mit ihr im Wald treffen, und aus Sorge um ihn, versuchte Michelle ins Kloster zu gelangen um nach ihm zu sehen. Das ist Liebe im Sinne Gottes, sich völlig frei von Sorge um sich selbst um den Geliebten zu kümmern. Das ist der Grund, warum wir Engel hier sind, um Gottes liebste Geschöpfe zu verteidigen, und wenn es unsere Körper kostet. Wie hätte ich dieser Frau also zürnen können? Leider war sie so in Angst, dass sie versuchte aus dem Fenster zu springen. Dem Herrn sei Dank, gelang es uns sie vor in der Luft aufzufangen und ihren Sturz zu bremsen. Ralf war sehr glücklich als er sie sah, und trotz seiner Verletzungen, liebt Michelle ihn immer noch. Es wäre sicher nicht im Sinne Gottes gewesen, die beiden zu trennen, aber die Em schien wenig Interesse daran zu haben, Michelle zu vergeben. Natürlich kann ich auch sie verstehen, sie muss an das Wohl ihres Klosters denken, aber ich hoffe, der Kompromiss den wir ihr anboten, hat ihr Gesicht gewahrt und Michelle und Ralf eine strahlende Zukunft geschenkt. Wir brachten die beiden zu Ab Luca in dessen Kloster, der sich schon der kleinen Marla so liebenswert angenommen hat. Und auch über diese beiden Neuankömmlinge wird er seine schützende Hand halten. Ab Luca ist ein gottesfürchtiger und ehrbarer Mann, und sollten er und sein Kloster irgendwann einmal die Hilfe des Herrn benötigen, so werden meine Schargeschwister und ich alles tun, was nötig ist um diesen frommen Menschen Gottes Hilfe zu gewähren.


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