Tagebuch

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20 Seiten des Beginnes eines von hunderten im Bereich von LA in tiefen Schubladen und Schreibtischen verborgenen Drehbuchentwürfen tarnen das eigentliche Tagebuch von Matt Krueger. Übergangslos beginnt der eigentliche Inhalt:]

Datum Gestern war der Tag an dem mein Leben endete und neu Begann. Wer mich kennt weiß, dass ich einen derart melodramatischen Beginn gewöhnlich verachte, aber es gibt nichts was die Ereignisse besser beschreibt.

Ich habe beschlossen dieses Tagebuch trotz der Risiken zu schreiben, da ich nicht sicher bin, ob meine Erinnerungen und Emotionen in ferner Zukunft noch die meinen sein werden. Ich nutze dies als Hilfe um mich stets daran zu erinnern wo ich herkomme und was ich einmal war. Ein Mensch wie jeder andere. Ein sterblicher Mensch.

Für den Fall, dass dieses Tagebuch eines Tages meinem „Erben“ in die Hände fällt möchte ich mich kurz vorstellen. Geboren wurde ich als Matt Krueger in Chikago. Hier wuchs ich in einer der besseren Gegenden als Sohn einer Bankerfamilie auf. Ich würde mich mit 1,76 als normal groß und von durchschnittlichem Körperbau bezeichnen. Die einzigen sportlichen Erfolge hatte ich beim Marathonlaufen, wo ich mich jedoch weniger durch hohe fitness, sondern eher durch enorme Willenskraft und Durchhaltevermögen auszeichnete. Nachdem ich meine Jugend recht verantwortungslos verbracht hatte, waren meine Noten nach der High-School zu durchschnittlich um an einer wirklich guten Universität angenommen zu werden. Und eine zweitklassige kam für mich nie in Frage. Nachdem ich in zahlreichen Retorik-Kursen und einem langjährigen Studentenjob im Verkauf von Zeitschriften-abos mein Verkaufstalent erkannt hatte, wechselte ich in den Vertrieb von Lebensversicherung und Vermögensanlagen. Als freier Handelsvertreter verdiente ich auch mit meiner Redegewandheit schnell ein anständiges Einkommen. Mein Arbeitgeber war mit mir zufrieden und ließ mir zahlreiche Freiheiten was meinen Arbeitsort oder Arbeitszeit anging und bei einem Beratungstermin traf ich wieder auf meine alte Jugendliebe Roberta Brown. Nach drei Jahren zogen wir zusammen in einen kleinen Vorort von Chikago. Dann schlug das Schicksal das erste mal zu. Die Immobilienkrise bei den Banken zog meinen alten Arbeitgeber voll in den Untergang, so dass ich mir mitten in einer krisengeschüttelten Zeit eine neue Stelle suchen musste. So landete ich letztendlich bei einer Agentur in Las Vegas. Nicht gerade eine Gegend in der es vor Leuten wimmelt die langfristig denken und eine geordnete Altersvorsorge zu schätzen wissen. Hier musste ich noch härter Arbeiten und noch hartnäckiger auf Kunden einreden um einen Abschluss zu erzielen.

Gestern war ich wie oft noch spät in der Nacht unterwegs um zu einem Gesprächstermin zu kommen. Der Kunde, ein gewisser Milton Holmes war ein seinem Haus nach zu urteilen sehr erfolgreicher Geschäftsmann aus der Immobilienbranche. Er war an einer besonders langfristigen Geldanlage mit hoher Sicherheit und möglicher Auszahlung an einen Firmennachfolger interessiert. Eine etwas exotische Vertragsgestaltung, aber trotzdem möglich.

Als ich an seiner Haustür klingelte, öffnete mir ein gut gekleideter Mann, der offensichtlich sehr in Eile war. Als ich mich vorstellte drückte er sein bedauern aus mich nicht informiert zu haben, aber er hätte augenblicklich keine Zeit. Irgend etwas machte mich misstrauisch. Ich bat darum kurz von seinem Telefon aus mit meiner Zentrale telefonieren zu dürfen. Natürlich hatte ich ein Handy, aber ich wollte einfach sehen wie er reagiert. Zuerst sah ich einen Anflug von Panik in seinen Gesichtszügen, aber sofort riss er sich zusammen. Er sah mir direkt in die Augen und meinte: „Sie haben Ihren Abschluss nicht geschafft. Gehen Sie heim und genießen Sie den Abend!“ Er betonte es irgendwie komisch, aber ich dachte mir da nichts dabei. Ich entgegnete, dass ich ja nicht einmal eine Gelegenheit hatte ihm unser Angebot vorzustellen. Wie könne ich da den Abend genießen. Irgendwie wirkte er darüber sehr erstaunt. Wieder sah er mir direkt und etwas unhöflich in die Augen: „Gehen Sie einfach nach Hause!“. Wieder versuchte ich ihn mit allen mir zur Verfügung stehenden retorischen Tricks in ein Gespräch zu verwickeln. Plötzlich wirkte er sehr interessiert. Er bat mich in die Wohnung. Hier sah ich dann in einem gemütlichen Ledersessel den wahren Mr. Holmes. Tief in einer art hypnotischen Trance starrte er mit weit offenen Augen vor sich hin ohne mir oder dem Eindringling die geringste Aufmerksamkeit zu schenken. Wie ich später erfuhr, hatte der Mann der mich empfangen hatte, nennen wir ihn mal Mr. X, gerade versucht dem Geschäftsmann einige Anweisungen für die nächsten Fusionsverhandlungen seiner Firma einzugeben. Von seinem Termin mit mir hatte er leider nichts gewußt.

Dieselbe Gabe oder wie er es später nannte, dieselbe „Disziplin“ wollte er auch benutzen um mich los zu werden. Und als dies nicht funktionierte, wurde er neugierig. Nachdem man in meiner Branche doch mit sehr vielen seltsamen Menschen zusammen kommt trage ich seit Jahren (illegalerweise) eine kleine Pistole bei mir. Bevor ich diese jedoch noch ganz gezogen hatte, bewegte er sich. Anders kann ich es nicht nennen, denn bevor ich auch nur eine Bewegung richtig wahrnehmen konnte, hatte er meinen rechten Arm bereits gepackt, herumgedreht und mich in einen unentrinnbaren Haltegriff gebunden. Meine recht hilflosen Tritte ignorierend, trug er mich ins Nebenzimmer, wo er mich fesselte und knebelte. Nachdem er meinen Kunden fertig „behandelt“ und diesen dann vermutlich betäubt hatte, kam er zurück um mich zu verhören. Stur ließ ich ihn um jedes Wort und jede Information kämpfen. Als er herausgefunden hatte, dass ich hier vor Ort keine Verwandten oder Bekannten und auch keine richtige Familie hatte, meinte er nur, dass ich ihm gerade recht kommen würde. Dann bohrten sich schon seine Fänge in meinen Hals. Statt Schmerz spürte ich nur die reine Extase, zumindest bis es schwarz um mich wurde. Das letzte was ich Bewußt wahrnahm war ein metallischer Geschmack und die Worte: „Und nun Trink!“

Heute Abend fand ich mich dann in einem mir unbekannten Zimmer wieder. Zusammen mit Mr. X, der mich über einige schockierende Änderungen meiner persönlichen Zukunftspläne in Kenntnis setzte. Er behauptete mich zu einem „Vampir“ gemacht zu haben. Da ich Zeuge seiner Hypnoseaktivitäten war und er es nicht geschaft hatte mein Gedächtnis zu löschen, sah er nur die Alternative mich entweder mit „in die Nacht zu nehmen“ oder mich zu töten. Dass er sich für ersteres entschieden hat verdanke ich nur meiner Sturheit. Oder wie er es sag, meiner eisernen Willenskraft. Die sei eine gute Voraussetzung für ein Leben in ewiger Dunkelheit.

Datum (6 Wochen später) In den letzten Wochen erklärte mir Mr. X die Grundlagen des Lebens als Vampir. Offenbar gibt es irgendwie verschiedene Familien oder besser Clane von Vampiren. Mein „Erzeuger“ meinte ich würde da nicht dazu gehören, dafür hätte ich auch keinen Fluch eingefangen. Er hat allerdings nicht erklärt was er damit genau meint. Ich lernte noch drei andere vor kurzem gezeugte Vampire kennen.

Lucill Rodrigez (18), könnte ein heiße Braut sein wenn Sie sich nur mal richtig herausputzen würde. Hat noch ein sehr kindliches Gemüt und geht mir damit teilweise extrem auf die Nerven. Dafür ist sie allerdings so verdammt „knuffig“, dass man es ihr nie wirklich übel nehmen kann. Scheint technisch recht begabt zu sein, jedenfalls tippt sie dauernd auf Ihrem Laptop rum. Vielleicht chated sie aber auch nur dauernd über ICQ. Sie meint sie wäre eine „Toreador“, sieht aber überhaupt nicht spanisch aus.

Donald „Wolfsblut“ Flinn (?), ein großer langhaariger Indianer. Gehört zum Clan Gangrel. Seinen Geschichten nach sind das Vampire die sich mit entsprechender Erfahrung in Tiere verwandeln können. Bis jetzt kann er nur seine Augen leuchten lassen und damit im Dunkeln sehen. Ganz tolle Fähigkeit. Konnte mir grade so verkneifen ihm zu erzählen, dass es seit langem Nachtsichtgeräte gibt.

Kevin „Mad Dog“ Johnson (?), ein Riese von einem Kerl, muskulös und mit gut verteilten Muskeln. Ein Mitglied des Clans Bruhja. Mein „Erzeuger“ meinte die wären alle besonders reizbar. Eben deswegen solle man sie aber tunlichst nicht darauf ansprechen. Der Kerl sieht aus als ob er Eisenstangen zum frühstück isst. Den werde ich ganz bestimmt nicht reizen!

Einige Übungen durften wir zusammen durchführen und teilweise unterrichtete uns einer der anderen Vampire gemeinsam. Alle paar Tage schlich ich mich unbemerkt in ein Nebenzimmer um von meinem Handy aus ungestört Roberta anzurufen und zu beruhigen. Sie fehlt mir, aber ich habe keine Ahnung wie ich ihr die Änderung in meinem Tagesablauf noch weiter glaubhaft machen soll.

Morgen werden wir dem „Prinzen“, dem orbersten Vampir der Stadt, vorgestellt. Scheint wichtig zu sein. Mein „Erzeuger“ instruierte mich seit Tagen in der entsprechenden Etikette. Außerdem erzählte er mir, ein wenig zögerlich, dass man mich und die drei anderen „Frischlinge“ gezeugt habe, weil man dringend Verstärkung gegen einen in den nächsten sechs Monaten erwarteten Angriff des „Sabbat“ brauchte. Das scheint eine Horde besonders irrer Vampire zu sein die von den „guten“ Vampiren der „Camarilla“-Organisation in Schach gehalten werden. Näheres erfahren wir dann Morgen vom Prinzen. Da bin ich mal gespannt. Ich weiß nicht ganz was ich in einer Art Schlacht zu suchen haben sollte. Ob die beim Anblick von Lebensversicherungen spontan endgültig sterben?


Datum: 25.06.07

Das wird ein sehr kurzer Eintrag, da gleich die Sonne aufgeht. Wir haben es gerade so eben mit dem Auto in ein Hotel in einem Vorort von LA geschafft. Wenn sich der dumme Teenager an der Rezeption noch länger Zeit gelassen hätte mit dem Check-In, hätte uns die Sonne in der Eingangshalle erwischt. Kevin wäre beinahe über die Theke gesprungen um ihn zu erdrosseln. Scheint er aber gemerkt zu haben, denn plötzlich ging alles richtig flink.

Warum ich mit den drei anderen „Frischlingen“ plötzlich in LA bin? Nun, die Vorstellung beim Prinzen verlief etwas aufregender als Erwartet. Während Lucill noch eine beeindruckende „Ahnenreihe“ runterrasselte, wurde es plötzlich stockfinster im Raum. Man hatte das Gefühl nicht mehr atmen zu können (obwohl wir ja gar nicht atmen müssen). Dann ertönten überall durch die fast tastbare Dunkelheit hindurch gedämpfte Schreie und Kampflärm. Wir waren noch nahe an dem Seiteneingang, durch den man uns herangebracht hatte und wo wir warten sollten bis wir mit unserer Vorstellung dran waren. Daher schafften wir es gerade so raus zu kommen. Vor dem Haus musste Kevin noch ein drei Meter großes häßliches Monster aus dem Weg schubsen. Und hinter uns kamen noch mehr! Wir haben nicht lange diskutiert, sondern sind einfach gerannt wie die irren. Dann hat Lucill ein Auto geknackt (lernt man das heutzugage auf der High-School?) und wir sind ab durch die Mitte. Einfach die nächste Autobahn hoch. Und die führte eben nach LA. Hier werden wir uns erstmal verstecken.

Irgendwie schätze ich, die anderen Vampire von Vegas sind bei dem Überfall umgekommen. Wir werden also mit dem wenigen an Wissen überleben müssen, dass man uns bisher gegönnt hat.


Datum: 26.06007

Nach Sonnenuntergang erwachte ich. Das erste was ich bemerkte, waren die schlafenden Körper von Lucill und Kevin. Donald fehlte! Nachdem ich Lucill geweckt hatte und sie dann den leicht reizbaren Kevin wecken lies, suchten wir ihn. Er war recht leicht zu finden. Durch die Hoteltür konnten wir direkt in ein offenes Zimmer gegenüber sehen. Dort kauerte er über der übel zugerichteten Leiche eines leicht übergewichtigen Mexikaners.

Er konnte sich an nichts erinnern, außer dass er Hunger gehabt hatte. Nun hatte er den armen Kerl ausgesaugt. Der Hals war völlig zerbissen. Nichts mehr zu retten. Verdammt! Laut den Bildern in seiner Brieftasche hat er Familie. Ich muss besser auf den Kerl aufpassen. Möchte nur wissen wie ich ihn aufhalten soll wenn er nochmal durchdreht. Am besten besorge ich mir erstmal einen Taser. Das könnte ihn evtl. wieder zur Vernunft bringen.

Um die Maskerade zu wahren besorgte Donald einen streunenden Hund von der Straße und ließ diesen den Hals zerfetzen. Anschließend checkten wir aus. Lucill klaute ein neues Auto und wir besprachen die weitere Vorgehensweise.

Da wir alle recht „Durstig“ waren gingen Lucill und Kevin auf die Jagd. Ich will gar nicht so genau wissen was die angestellt haben. Für mich selber besorgte ich bei einem Schlachthof 10l Rinderblut. Das entspricht dem Blutvorrat von zwei Menschen! Ich dachte eigentlich, das würde für uns alle reichen, aber im Gegensatz zu Menschenblut sättigt das fast gar nicht. Wir beschlossen daher demnächst das Lager am Hafen zu überfallen, in dem große Mengen Tierblut nach Asien verschickt werden.

Dann fuhren wir mit dem Pick-Up frech in die Freihandelszone am Hafen. Hier ging einiges schief. Nachdem Kevin den Maschendrahtzaun zerissen hatte, trafen wir auf drei Wachhunde. Donald schaffte es nicht sie mit seinen „Vampirkräften“ vernünftig still zu bekommen. Wenig später traf dann auch schon ein Streifenwagen ein, der das Loch im Zaun bemerkte und offensichtlich über Funk meldete. Donald konnte ihm dann allerdings einen Hund an den Hals hetzen, was ihn vertrieb. Hoffe bloß ihm ist nichts passiert, aber ein bewaffneter Wachmann sollte mit einem Hund fertig werden.

Dann knackte Lucill die Schlösser der Lagerhalle und zum Kühllager. Ich frage mich ob man das im Studium heutzutage lernt. Ich war gerade dabei ein paar der Blutkanister auszupacken, da ging im Lagerraum wieder Lärm los. Diesmal war es eine drei Meter große Bestie mit riesigen runden Augen die irgendwie ihre Körperteile einzeln durch die Gegend schickte und meine eigentlich recht kampfstarken Kameraden ziemlich alt aussehen lies. Eventuell stammte sie aus der zerbrochenen Kiste am Eingang. Vom Ausehen her erinnerte es mich an die japanischen Oni-Dämonen aus dem Discovery-Channel. Nachdem Kugeln das Monster kalt liesen, ergriffen wir eiligst die Flucht. Draußen waren wir kaum im Wagen, als auch schon drei Streifenwagen hinter uns her jagten. Abhängen konnten wir sie mit der alten Karre nicht, daher verkrochen wir uns durch einen offenen Schacht-Deckel in der Kanalisation.

Hier schnappte sich Donald gleich mal zwei Ratten. Müssen seiner Aussage nach wohl sehr eklig schmecken und nicht sehr nahrhaft sein. Wir besprachen das weitere Vorgehen, wobei wir deutlich erkennbar ziemlich ratlos waren.

Bevor wir uns weiter entfernen konnten, ertönte hinter uns eine Stimme: „Also Frischlinge was? Ihr solltet mir besser folgen.“

Der „Vampier“ stellte sich als Bisam (wie die Ratte) vor. Er führte uns zu einem recht gemütlichen Lager in der Kanalisation und bot uns Hilfe und Informationen an. Und das nur gegen das Versprechen ihm später ggf. ebenfalls behilflich zu sein.

Er lies uns von seiner „Herde“ trinken. Das waren einige Obdachlose die Ihr Blut des „Kicks“ wegen freiwillig an Vampire spendeten. Ich muss zugeben, dass mich diese „Junkie“-Artige gier danach das Blut ausgesaugt zu bekommen zwar abstieß, ablehnen konnte ich das Angebot dann aber doch nicht. Meinen Gefährten ging es ähnlich. Natürlich hielten wir uns alle sehr vorsichtig so weit zurück, dass keiner der Menschen durch den Blutverlust zu sehr geschädigt wurde.

Ich musste meinen Durst an drei der Freiwilligen stillen bevor ich vollständig satt war.

Bisam meinte, man könne solche Freiwilligen über Bestechung, Erpressung oder am besten über das Blutsband gefügig machen. Als wir diesen Begriff nicht kannten, war er sehr belustigt. Offenbar wird jeder der drei mal in unterschiedlichen Nächten von einem Vampir trinkt zu dessen Sklave. Auch andere Vampire! Was für gräßliche Nebenwirkungen hat unser Blut denn noch?

Es erschreckt mich, aber es hätte mir nicht viel ausgemacht noch mehr zu trinken. Menschenblut ist mit Tierblut einfach überhaupt nicht vergleichbar. Möglicherweise macht das auch süchtig. Werde mal sehen, dass ich mich möglichst auf Tierblut beschränke. Das wird sicher so wie mit Rauchen sein. Es ist immer leichter gar nicht erst anzufangen als sich solche unarten wieder abzugewöhnen. Ich habe damals drei Jahre gebraucht bis ich ohne das Verlangen nach einer Zigarette aufstehen konnte. Das bringt mich auf eine Idee, nun da ich mich nicht mehr um Lungenkrebs kümmern muss, könnte ich eigentlich wieder mit rauchen anfangen. Toter werde ich ja nicht…

Bisam klärte uns über viele interessante Dinge auf. Anscheinend gibt es (mindestens) drei Parteien von Vampiren. Die irren und brutalen Schlächter des „Sabbat“, denen die Maskerade meist herzlich egal ist und die Menschen wie Vieh behandeln, die „Camarilla“ (zu der wir auch gehört haben) die großen Wert auf Maskerade und eine geordnete Gesellschaft der Vampire legt und die „Anarchen“. Die scheinen hier in der Stadt am meisten vertreten zu sein.

Die Anarchen sind ebenfalls sehr für die Maskerade und vor allem für die Freiheit des Einzelnen. Sie schätzen sehr gegenseitige Hilfe und Zusammenarbeit, aber nur auf freiwilliger Basis. Einen „Prinzen“ wie in der Camarilla gibt es nicht. Bisam erklärte uns wo die einzelnen Parteien Ihre Gebiete in LA haben. Camarilla und Sabbat besetzen ca. 20% der Stadt. Außerdem gibt es noch eine Gegend mit Cathayern, Vampiren aus dem fernen Osten mit seltsamen Kräften. So einen scheinen wir in dem Lagerhaus gefunden zu haben. Und im Griffith Park findet man gelegentlich Werwölfe. Na toll…

Bisam handelt mit Informationen, Gefallen und Blut. Er war sehr freigiebig, lies aber durchblicken, dass er es sehr zu schätzen wisse, wenn wir uns ebenso hilfsbereit erweisen würden wenn er unsere Hilfe mal brauchen.

Lucill laberte ihn daher auch gleich mit allem voll, was sie über die Vampire in Las Vegas und den mörderischen Überfall des Sabbat wußte. Inklusive Zeichnungen der monströsen Täter und Angaben zu irgendwelchen „Thaumaturgischen Pfaden“ die sie gelernt hat.

Bisam bot uns weitere Hilfen und Blutversorgung an, wies aber höflich darauf hin, dass wir ihm dann auch was bieten sollten. Bei Art und Zeitpunkt gab er sich sehr flexibel. Offensichtlich denkt dieser Vampir in größeren Dimensionen. Er organisiert offensichtlich die Blutversorgung auch für andere Vampire und ist sehr auf exotische Blutsorten bedacht. Also das Blut übernatürlicher Wesen. Das von Vampiren wird wohl wg. dem Blutsband keiner trinken wollen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das Blut von Untoten besonders gut schmeckt. Sicher irgendwie verwest oder so. An Werwölfe kommt man vermutlich nicht so leicht ran, und wenn, ist es die Gefahr nicht Wert. Er konnte uns allerdings den Namen eines „Elfen“ nennen, der sich in der Stadt aufhält. Elfen! Was es nicht alles gibt…

Meine „Kollegen“ würden den ihren Kommentaren zufolge am liebsten gleich einfach greifen, niederknüppeln und zum Auslaufen im Keller aufhängen. Ich werde mir irgend etwas einfallen lassen müssen um sie zu bremsen. Man kann doch niemanden einfach so von der Straße entführen, nur weil man eine Blutprobe will. Und Donald trau ich bei sowas auch nicht so ganz zu sich zu beherrschen.

Wenn möglich werde ich versuchen erst einmal mehr über diesen Kerl heraus zu finden. Vielleicht mal kennen lernen und dann letztendlich einfach höflich Fragen ob er gegen entsprechendes Entgelt oder anderweitige Gegenleistung zu Blutspenden bereit ist. Vielleicht braucht der ja im Gegenzug Vampirblut?

Was wohl gegen Elfen hilft wenn die bösartig werden? Soweit ich mich erinnere umgekrempelte Kleidungsstücke und Metallwaffen. Bleikugeln sollten also notfalls wirken. Wobei man gegen Vampire auch Knoblauch verwendet, und das wirkt nun wirklich gar nicht. Habe schon eine ganze Knoblauchzehe zerkaut, ohne jede negative Wirkung. Nun gut, mir wurde natürlich schlecht, aber das passiert mir bei allen Nahrungsmitteln außer Blut.

Wir verbrachten die restliche Nacht mit dem schmieden von weiteren Plänen. Priorität hat die Sicherung einer regelmäßigen Geld- und Blutversorgung.

Für’s erste werde ich Versicherungen über’s Internet anbieten. Kundenberatungen Nachts machen schließlich nur wenige Versicherungen.


Datum: 27.06.07

Wir benötigten dringend Kleidung, da unsere (vor allem die blutüberströmte von Donald), nicht mehr öffentlichkeitstauglich war. Nach einigen Einkäufen in der Mall und besuchen bei einer Bank, suchten wir uns ein neues Hotelzimmer.


Lucill erwarb für uns als neue sichere Basis ein kleines Haus mit guter Verkehrsanbindung (günstig, da direkt an einer Lärmschutzwand) und ich ein Auto. Den restlichen folgenden Tag verbrachten wir damit das Haus mit Alarmanlagen usw. zu sichern.

Mal sehen wie wir unsere Blutversorgung sichern können (Wir haben da schon 2 recht gute Ansätze) und was aus diesem Elfen wird.

Heute: 28.06.07