Hochzeitspläne mit der Knarre im Rücken

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Roland:

Einfach nicht zu viel nachdenken. Sonst schieb ich die ganze Zeit nur Panik: Weil ich mich längst nicht reif genug fühle für's Heiraten, weil ich nicht weiß, wie ich's dieser Frau je recht machen soll, weil ich die Verantwortung nicht will und weil der ganze Plan ruckzuck platzen kann und dann sind mindestens zwei der Menschen, die ich am meisten liebe, tot.

Wenn ich überhaupt jemals den Mut aufgebracht hätte, Ramona einen Antrag zu machen, hätte ich mir das viel romantischer vorgestellt. Aber Juro sitzt da und deutet vehement an, dass die Unterweltgilde nicht nur Ramona, sondern auch ihn killen wird, sollte ihr Aufenthalt auf der Krautfass bekannt werden. Und weil ihr Deckname Fjellstroem schon bekannt ist, muss ein anderer her. Damit unsere Leute keinen Verdacht schöpfen, bleibt nur eins: So schnell wie möglich heiraten. Also geb ich Ramona einen Schmatzer auf die Backe, frage: Willst du mich heiraten, und schon planen wir mit Zaishen die Zeremonie. Hab ich mich vor ein paar Wochen noch mit Händen und Füßen gewehrt, dass mich Hannibal mit Carla verkuppelt, bleibt mir jetzt quasi nichts anderes übrig. Juro ist ein guter Kumpel, er hat schon Achmed und Ali abgewürgt, die das über Ramona rausgefunden haben und sie ausliefern wollten (zum Glück glauben sie allen möglichen Mist). Wie soll ich ihm dann etwas abschlagen, was sein Leben rettet - und das Leben der Frau, die ich mag, und sie ganz nebenbei noch an mich bindet? Du lieber Himmel...

Das wird ein Desaster! Ramona hat eh nur ja gesagt, weil sie sich ansonsten gleich mit einer Zielscheibe um den Hals vor das "Al Capone" stellen könnte. Niemals wegen mir! Oder doch? Niemand braucht mir Ramonas Fehler vorzubeten. Scherbchen war die einzige, die es mir ins Gesicht gesagt hat: "Was willst du mit der arroganten Tussi?" Ist ja süß, dass sich alle Sorgen um mich machen, aber sie sind unfair. Und Hannibal meint zu Juro, Ramona erpresst mich garantiert. Ich hab mir eine Geschichte für ihn aus den Fingern gesogen von wegen uneheliches Kind und ich heirate sie, um ihre Ehre zu retten. Auch auf die Gefahr hin, dass er seine Klappe nicht halten kann und die Geschichte die die Runde macht: Wie hätte ich ihm sonst erklären sollen, dass ich das "heilige Ritual" der Mannswerdung, das sich Sandrose ausgedacht hat, diesmal ignoriere? So zieht eine Lüge die nächste nach sich. Scheiße!

Ich schlafe nicht sehr viel, aber das liegt ausnahmsweise nicht am Grübeln. Sorgen hin oder her, die Nächte mit Ramona sind einfach atemberaubend - und herrlich anstrengend. Sie hat noch gar nichts zu meiner Mutation gesagt - ob sie das Schwänzchen überhaupt bemerkt hat, weiß ich nicht. Ich vergesse ganz, dass es da ist. Das ist nicht mehr passiert, seit ich Hinterwald verlassen hab.

Ramona ausliefern? Selbst wenn sie mich nur benutzt, selbst wenn sie tatsächlich von einem anderen schwanger ist, das könnte ich genauso wenig, wie ich mir den Arm abhacken kann. Selbst um Geld für den Reg-Tank zu kriegen. Sandrose kriegen wir auch so gesund. Heute Nacht fliegen wir ins Kriegsgebiet, um mit Professor Becker zu sprechen. Es muss einfach gut gehen! Scherbchen ist wirklich eine gute Pilotin, auch wenn ihre zweite Überraschung zunächst mehr einer Entführung glich. Aber der Nachmittag auf der Palmeninsel mit ihr, Juro, Ariane und meinem neuen Seehund-Kumpel war genau das Richtige, um mal abzuschalten. Offenbar hat's der Teenie verkraftet, dass Juro nicht mit ihr ins Bettchen springt. Aaahh! Das macht mich echt wahnsinnig. Wie viel von mir abhängt, wie viele Leute sich auf mich verlassen. Vor allem eine...

Juro:

Vielleicht geht das alles noch gut. Vor Montag kommen keine neuen Leute aufs Schiff und bis dahin sind Roland und Ramona verheiratet und sie wird seinen Namen tragen. Verheiratet. Oh Mann. Ich bin zwar derjenige, der auf diese glorreiche Idee gekommen ist, aber wohl ist mir auch dabei nicht. Der einzige Lichtblick besteht darin, dass Scheidung immerhin möglich ist. Oder sich Ramona in absehbarer Zeit zufällig in die Luft sprengt, wenn sie an einem ihrer Heizkraftwerke arbeitet. Oder ich merke, dass Roland sie nicht mehr liebt, aber viel zu gutmütig ist, sie loszuwerden. Dann wäre alles viel einfacher. Egal. Hauptsache, die Situation ist für den Moment gerettet. Wobei mich diese Vorgehensweise unangenehm an mein früheres Leben erinnert. Na egal.

Zwischendurch hat uns Scherbchen ziemlich auf Trab gehalten. Dieses Mädel ist einfach anstrengend! Verschwindet sie so einfach vom Schiff ohne sich abzumelden und - noch schlimmer - ohne ihre Rüstung. Sie weiß doch, wie zerbrechlich sie ist, verdammt! Die Suchaktion war natürlich für die Katz', hier ist alles viel zu groß und unübersichtlich. Dann kriege ich plötzlich einen Anruf, ich solle mit Ariane und Roland so schnell wie möglich auf ein bestimmtes Gebäude kommen. Von Scherbchen. Arghh! Nix wie hin und was passiert? Ein Transportflieger kommt an, öffnet die Ladeluken und Scherbchens Stimme fordert uns auf, einzusteigen. Ich stürme den Flieger, mit der Absicht, Scherbchen aus dem Cockpit zu holen und ihr (zumindest verbal) den Hintern zu versohlen, aber blöderweise gibt es keinen Durchgang nach vorne und das Ding fliegt los. Müssen die auch alle unterschiedlich gebaut sein? Und woher wissen wir, das Scherbchen tatsächlich vorne drin sitzt? Toll! Ein paar Stunden später ist meine Laune auf dem Tiefpunkt. Als wir endlich landen und sich die Klappen öffnen rolle ich mich gekonnt raus und sichere die ... Palme?? Wo sind wir denn jetzt? Sandstrand, Meer, Sonne, tiefblauer Himmel ... Sowas. Alles ist friedlich. Scherbchen traut sich die nächsten 2 Stunden nicht aus dem Cockpit, aber nachdem wir die Kisten mit Badekleidung, Grill, Sonnenschirm und anderem Zeug, das man für einen entspannten Tag am Strand braucht entdeckt haben, kann ich ihr nicht mehr wirklich böse sein. Vor allem, als ich sehe, wie sehr Ariane das Schwimmen im Meer genießt. Scherbchen und ihre Überraschungen, das ist echt ne Sache für sich. Komme aber wirklich entspannt an Bord zurück und fühle mich dem nächsten Tag vollkommen gewachsen.



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