Juro, der Profikiller

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Juro:
Mann fühlt sich das gut an! Nach dem Gefühlschaos der letzten Stunden ist endlich wieder alles richtig. Ich glaube ich muss mich bei Erwin und dem Sandsack bedanken. Und bei M'Buto natürlich. Scheiße, ohne ihn hätte ich Ariane vermutlich verloren. Das rechne ich ihm wirklich hoch an!

Der Tag fing seltsam genug an. Ich hatte eine Mail von Ariane mit hoher Prioriät bekommen, in der sie um ein Treffen bat und gleichzeitig eine von M'Buto mit höchster Dringlichkeit, in der er um ein Treffen mit ihm bat, bevor ich mit Ariane reden würde. Und bitte unauffällig! Ich schnappte mir also einen Kaffee und verabredete mich mit M'Buto im Laderaum. So nervös hatte ich ihn noch nie erlebt. Er wollte ne ganze Weile nicht damit rausrücken, was eigentlich los war und beteuerte andauernd, dass es nicht seine Art wäre, Kollegen zu hintergehen. Was zum Teufel hatte er nur? Endlich konnte ich es ihm aus der Nase ziehen. Und dachte mich trifft der Schlag: Ariane habe vor, das Schiff auf dem Planeten zu verlassen. Aus persönlichen Gründen. Das wolle sie mir heute mitteilen. Doch die persönlichen Gründe beträfen mich, so M'Buto. Ariane sei in mich verliebt, doch Betsy hätte wohl ein Gespräch mit ihr geführt und ihr klargemacht, dass eine Romanze mit ihrem Vorgesetzten weder für sie noch für mich gut sei. Entweder würde ich es nicht erwidern und sie würde sich nur quälen oder ich würde es erwidern und sie würde mich nur ablenken. Ich konnte kaum meinen Ohren trauen. Was bildet sich Betsy da eigentlich ein? Das ist meine Sache, ob ich mich verliebe oder nicht oder mich ablenken lasse oder nicht! Meine! Und deswegen hat Ariane vor, ganz alleine auf einem krisengeschüttelten Planeten das sichere Schiff zu verlassen. Mich zu verlassen! Verdammt! Ich dachte wir wären Freunde ... Vielleicht ja auch mehr, aber wie soll ich das rausfinden, wenn ich nie die Chance dazu kriege? Das kann ja wohl nicht wahr sein!

M'Buto hat sich dann zügig verabschiedet, er müsste zum Dienst. Und ich saß da wie bedeppert. Nach einer Weile fühlte ich mich in der Lage, Ariane um ein Treffen zum Mittagessen zu bitten. Wenn ich sie bitten würde zu bleiben, dann würde sie hoffentlich einsehen, dass es Blödsinn wäre, das Schiff zu verlassen. ich durfte aber auf keinen Fall durchblicken lassen, das M'Buto mir mehr verraten hatte. Vorher hatte ich noch eine andere Sache zu erledigen: Henriette. Androsch wollte nicht dabei sein, insofern haben Roland, Emanuelle, Zaishen und ich Henriette aufgeweckt, um zu klären an was sie sich erinnern kann und was nun mit ihr zu tun ist. Doch die, die uns da aus großen verwirrten Augen ansah, das war nicht Henriette. Ich meine, es war definitiv derselbe Körper, aber irgendwie nicht dieselbe Person. Sie konnte sich an gar nichts erinnern, nicht mal an uns oder ihre Familie. Als ich sie nach ihrem Namen fragte, da meinte sie, sie wäre Helen. Eine Nachfrage bei Androsch ergab, dass Helen der Name der ältesten verstorbene Tochter der beiden gewesen war. Da läufts einem doch kalt den Rücken runter oder? Was soll man denn bitte mit so jemanden anstellen? Wir haben sie fürs erste in die Arrestzelle verlegt. Vielleicht wäre es das Beste, sie auf dem Planeten in kirchliche Obhut zu geben. Auf dem Schiff will ich sie jedenfalls nicht haben. Wer weiß, welche Persönlichkeit als nächstes zum Vorschein kommt ...

Schon wurde es Zeit für mein Treffen mit Ariane. Jetzt hatte ich Bauchschmerzen. Xandra versprach netterweise, alle Störungen von unserem Tisch fern zu halten. Da kam Ariane auch durch die Tür. Schön wie immer, nur mit geröteten Augen. Und ebenfalls sehr nervös. Das Gespräch war ein Desaster. Es endete mit einem überstürzten Aufbruch Arianes, die mir den Grund nicht nennen wollte und mit Tränen in den Augen flüchtete. Vor mir. Na toll. Xandra schaute schon ganz mitfühlend. Als ich aus der Messe kam, war Ariane schon verschwunden und nur Erwin und einer der Falken zu sehen. Verdammt! Erwin sah mir meine Stimmung wie immer sofort an und meinte nur: "Sandsack, Sir?" Echt eine gute Idee. Ich muss ziemlich wirres Zeug vor mich hingeschimpft haben, aber Erwin wartete einfach ruhig das Schlimmste ab, bevor er mich fragte, was denn eigentlich los sei. Dann riet er mir, erst eine Entscheidung zu treffen und dann zu handeln. Na toll. Wenn ich wüsste, was mit mir los ist, dann könnte ich das vielleicht auch. Wenigstens hatte ich nicht mehr das dringende Bedürfnis jemanden zu verprügeln, der nichts dafür konnte.

Jetzt brauchte ich jemanden zum Reden. Der arme Roland durfte sich die nächste halbe Stunde in aller Ausführlichkeit meinen Geisteszustand anhören. Eigentlich lief es nur auf eine Frage hinaus. Liebte ich Ariane? Ich war mir verdammt noch mal nicht sicher. Soviel Erfahrung mit Liebe hatte ich bis jetzt auch nicht vorzuweisen. Mit Frauen ja. Aber nicht mit was längerfristigem. Ich wusste nur eins. Bei dem Gedanken, Ariane nicht mehr dabei zu haben, rebellierte alles in mir. War das Liebe? Keine Ahnung. Was, wenn ich sie überrede zu bleiben und es dann nicht das Wahre ist und ich sie verletze? Wäre es dann nicht besser, sie ginge gleich? Ich muss mich noch mal bei Roland bedanken, dass er sich das ganze Gesülze anhörte und auch noch versuchte mir zu helfen. Es half tatsächlich. Mir wurde klar, dass ich es noch einmal versuchen musste. Ariane war in ihrer Kabine. M'Buto machte die Tür auf, sah mich, packte mich am Kragen, schob mich durch die Tür nach innen und schloss sie von außen. Beim Schach nennt man das Rochade, glaube ich. Etwas verdattert suchte ich erst Halt, bevor ich Ariane am Tisch bemerkte. Sie weinte. Mann, ich hasse es das zu sehen. Ich ging zu ihr rüber und versuchte nocheinmal ihr klar zu machen, dass ich sie sehr vermissen würde. Aber ich traute mich immer noch nicht, mehr zu sagen. Dann machte es plötzlich klick in meinem Kopf. Was machte ich denn da eigentlich? Was für ein Feigling! Da stand eine wunderschöne Frau vor mir, die ich wirklich mochte und heulte sich die Augen aus. Und ich brachte es nicht fertig, zuzugeben, was sie für mich bedeutete. Juro, manchmal bist du echt ein Idiot. Plötzlich war es ganz einfach, auf sie zuzugehen, sie in den Arm zu nehmen und ihre Lippen auf meinen zu spüren. So vertraut. Ja. Es fühlte sich definitv richtig an. So fühlt sich Glück an.

Ich wurde vom Landungsalarm geweckt. Verabschiedete mich mit einem Kuss und stürzte in den Kommandobunker. Kaum hatte ich meine Rüstung an, wurde ich nach draußen gerufen. Da stand Scherbchen und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Scherbchen? Grinste? Was war los? Das erfuhr ich erst nach einer Tour in den Hangar in einer abgedunkelten Rüstung, in der ich nichts sehen konnte. Als ich mein Visier wieder frei schalten durfte, saß ich in einem Jäger mit Blick auf den freien Himmel und einen Feuersturm, der direkt auf uns zukam. Dann startete Scherbchen durch. Ich flog! Zum ersten Mal in einem richtigen Jäger, nicht in einer Simulation! Gott, war das fantastisch! Was für ein Tag!



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