Die Dämonen sprechen mit Marella

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Marellas Ende: Da war die Stimme wieder... Leise, schmeichelnd, verführerisch. Die Stimme sprach von den Unterdrückten, die sie befreien würde, sie sprach von den Geknechteten die sie in die Freiheit führen, von den Sklaven, deren Fesseln sie durchschneiden würde. Die Stimme erzählte ihr von gewaltigen Schlachten, die die Rechtlosen unter ihrem Kommando gegen ihre Unterdrücker führen würde, und natürlich sprach die Stimme auch von den Kräften die sie ihr, Marella, verleihen würde.

Wie gebannt hörte Marella der Stimme zu. Wie konnte jemand, der ihr diese Möglichkeiten offenbarte ein Dämon sein? Dämonen waren finstere Kreaturen der Hölle, die alles daran setzten die Menscheit ins Unglück zu stürzen. Und die Stimme in ihrem Kopf sprach von Hoffnung. Sie sprach von Freiheit. Sie sprach von Ruhm und Ehre - von der Rettung Milliarden unschuldig versklavter Seelen. Niemals würde ein Dämon so etwas tun. Und dennoch, leise Zweifel blieben in Marella keimten in Marella auf, als die Stimme sie bat, doch ihre Schutzzeichen abzulegen. Warum sollte sie ausgerechnet im Chaos ihre Schutzzeichen ablegen? Doch die Stimme erklärte ihr geduldig und langsam, anhand vieler Beispiele, daß auch die Kirche nichts anderes im Schilde führte, als die Menschen zu knechten. Und hatte die Stimme nicht recht? Waren nicht Hartek, Emanuelle und alle ihre Leute nur deswegen Sklaven geworden, weil sie nicht länger für einen korrupten Bischof arbeiten wollten? Waren nicht Millionen von Menschen gestorben, weil die Kirche gegen Homosexualität predigte? Gut, Schwester Zaishen wareine sympathische Frau, aber nicht wirklich representativ für ihre Kirche. Inquisitoren, die von ewiger Verdamnis predigten, Kirchenschiffe, die ganze Planeten wegen Verdachts auf Ketzerei aus dem Orbit auslöschten, das waren repräsentative Beispiele für die Kirche des Einen!

Marella legte ihre Schutzzeichen ab, und sofort wurde die Stimme stärker und lauter. Die Stimme erklärte Marella, daß sie für die Befreiung der Leibeigenen erstmal eine Waffe brauchte, nachdem alle anderen Waffen von den Dienern der Adeligen, diesen menschenverachtenden, korrumpierten Diktatoren, beschlagnahmt waren. Also machte sie sich daran ein Vierkantrohr messerscharf zu schleifen und in ihrer Tasche zu verstecken. Danach stand sie auf und wanderte Gedanken verloren über den Gang.

Sie verließ den Passagierbereich und ging aus der Sicherheitsschleuse in den allgemeinen Teil des Decks. Warum sie das tat, war ihr nicht ganz klar, aber sie mußte nachdenken, und da tat ein wenig herumwandern ganz gut. Sie kam am Schott zum Arboretum vorbei, daß unverschlossen schien. Und dahinter? Dahinter war Dunkelheit, und in der Dunkelheit sah sie zu Ihrem Entsetzen finstere Gestalten umherschleichen, die sich daran machten Aoraki und die anderen Tiere in Ketten zu legen, offenbar um sie weg zu bringen, vielleicht um sie zu opfern, oder schlimmer noch, um sie auf die Leibeigenen zu hetzen. Adelige ließen bekanntermaßen und nur zu ihrem Vergnügen Menschen und Tiere bis zum Tode gegeneinander kämpfen. Es schockierte sie zwar, daß offenbar sogar Roland, der bisjetzt immer so nett gewesen war, dabei war, grade machte er sich daran Aoraki ein Halsband umzulegen. Dieser Mistkerl! Machte einen auf guter Kumpel und war in Wahrheit genauso von Macht korrumpiert wie sein Freund Juro. Grade erst hatte sie sich gemeinsam mit ihm besoffen, und jetzt half er dem Feind, Tiere zum Kampf gegen die Leibeigenen abzurichten! Sie mußte das verhindern!

Marella nahm die Waffe in die Hand und schlich sich leise heran. Aoraki schien ihre Anwesenheit nicht zu bemerken, und auch Roland machte keine Anstalten, daß Halsband weg zu legen, als sie sich durch die Dunkelheit heranpirschte. Mit einem gewaltigen Satz sprang sie über Aoraki hinweg, und schlug auf den überrascht wegrollenden Roland ein. Ein Kampf entsponn sich, und sogar Aoraki griff sie an, wo sie doch nur seine Freiheit wollte. Schweren Herzens setzte sie sich zur Wehr und verletze den Greifen an der Brust wobei sie genau darauf achtete nur soviel Kraft wioe unbedingt nötig einzusetzen. Der Greif erkannte nun offenbar, daß sie auf seiner Seite war und ließ von ihr ab, so daß Marella sich wieder auf Roland stürzte. Doch wie alle Adeligen und ihre feiges Anhänger-Pack beschloss auch Roland zu flüchten, als er sah, daß er dem gerechten Zorn des Volkes nicht gewachsen war. Schnell wie der Steppenwind fegte sie hinter ihm her und hätte ihn beinahe erreicht, als sich ein Tor direkt vor ihr schloss. Typisch! Verbarrikatierte sich der Adelige in Seiner Festung und überließ das tobende Volk seinen Lakaien. Doch nicht mit Marella! sie ließ die gewaltigen Knochenkrallen die ihr die Stimme genau für solche Fälle geschenkt hatte aus ihrer Hand hervorbrechen und begann mit ihren gewaltigen Kräften das Tor niederzureißen. Wie zu erwarten war, war der Zorn der Massen stärker als die Mauer der Adeligen und so brach sie bald durch das Tor. Der Schmerz der sie auf der anderen Seite erwartete war unermesslich und für den Bruchteil einer Sekunde wurde ihr klar, was sie eben getan hatte. Für den Bruchteil einer Sekunde erkannte sie, daß sie getäuscht worden war. Sie stolperte auf Roland zu, wollte ihm erklären, was passiert war, als eine zweite Welle grauenhafter Hitze sie erfaßte und ihr Körper zusammenbrach. Das letzte Geräusch daß Marella wahrnahm war das höhnische Lachen der Stimme, die ihr bis vor kurzem so sympathisch gewesen war.