Gelöschte Erinnerungen, Achmeds Verlobte und ein Geschenk des Einen
Juro preist sich als Babysitter an: "Ich kann auch Windeln wechseln."
Roland: "Echt?"
SL: "Er hat da so ne neue PSI-Begabung, um alles wegzuporten."
Juro: "Ih, aber nicht in meine Hand!"
Juro, als Roland an ihm seine Kochkünste testen will: "Steht also das Essen auf dem Tisch, wenn ich von der Arbeit komme, Schatz?"
Roland schmeißt Juro das Kochbuch nach. Lun kommt vorbei: "Ah, Ehekrach."
Juro: "Er hat seine Tage."
Lun: "Du solltest mal mit ihm reden. Er will Frauen mit Kochen beeindrucken."
Juro: "Ach, deshalb soll ich probeessen!"
Lun: "Ähm... So genau will ich's nicht wissen, Sir…"
Xandra will Roland gleich als Koch anstellen. Roland: "Ich bin auch ein guter Mediziner, echt ein Multitalent!"
SL: "Du könntest Stücke aus Leuten rausschneiden und kochen. Du könntest ein guter Psychopath werden."
Juro, mit Blick auf die diversen dunklen Hintergründe der meisten Expeditionsbeteiligten: "Verhafte die Chefkellnerin, sie hat kein Problem!"
Xandra: "Da hab ich jetzt ein Problem."
Juro: "Ok, lasst sie frei!"
Roland: "Wie heißen eigentlich deine Schwester und Cousins offiziell mit Nachnamen?"
Juro: "Wir heißen alle Smith."
Roland: "Ah, wir heiraten nur untereinander – das erklärt auch vieles."
Roland: "Ich hab Schnauze voll, dir zuzuhören, wie du mit Frauen flirtest."
Juro: "Sieh zu und lerne!"
Roland:
Jetzt hab ich über die ganze Aufregung über die Ankunft des unbekannten Schiffes und Achmeds Verlobung per Schattenwurf eine gute Gelegenheit verpasst, mit Xandra über das Baby zu reden, das bald Teil meines Lebens sein wird... In einem Monat, liebe Güte! Ich versuche momentan noch, Anouk wie ein logistisches Problem zu behandeln, um nicht in Panik zu geraten: Spielzeugtiere schnitzen, Kinderzimmer einrichten lassen, einen Garten mit Teich und Sandkasten, ein Zimmer für den Babysitter... Ich bin dafür nun doch in den Palast umgezogen. Juro stopft seinen Flügel mit einem absurden Mischmasch von Luxusartikeln voll. Aber seine pure Freude über Whirlpool und Kronleuchter ist irgendwie putzig. Na ja, spätestens, als ich den ersten Handwerker ins Quartier gelassen hab, war’s aus: Xandra hat sicher längst über Buschfunk erfahren, dass ich Vater werde. Hoffentlich auch, dass ich mit der Mutter nichts mehr zu tun hab.
Ein paar Wochen lang war ich innerlich wie erstarrt. Aber irgendwie bin ich jetzt wieder aus dem Loch gekrabbelt und hab angefangen, Dinge zu tun, statt nur zu funktionieren. Dass Ramona unsere persönliche Interaktion darauf beschränkt hat, mir wöchentliche Updates ihres Gesundheitszustands zu schicken, hilft dabei. Xandra ist mir einfach nicht aus dem Kopf gegangen, aber wie sollte ich ihr gegenübertreten, nachdem ich diesen Schlussstrich gezogen hab? (Masken und Maskeraden) Sandrose hat sich ziemlich ämüsiert, dass ich von ihr eine Analyse menschlicher - eigentlich weiblicher - Psyche haben wollte. Sie meinte, ich hätte eh zu viel zu tun, sie wüsste gar nicht, wie das Juro mit zwei Frauen schafft und ich sollte Xandra keinesfalls ansprechen. Sarkasmus steht meiner Tox-Freundin, aber in dem Moment hat er etwas genervt. Trotzdem hat mich diese billige Umkehrpsychologie in Gang gebracht: Ich hab ein fast vergessenes Hobby reaktiviert und mir eine Küche einrichten lassen. Lun mag denken, was er will - ich meine, es beeindruckt eine Frau, wenn du dir die Mühe machst und ihr selbst was kochst. Vor allem, wenn es gelingt. Allerdings wurde bei der Gelegenheit mal wieder deutlich, dass Xandra vieles über uns, wir aber rein gar nichts über sie wissen: Wie kann ein Mensch kein Lieblingsessen haben?
Ich konnte Juro nur schwer böse sein, als der Sicherheitschef mir gestand, Xandra mit allen sich bietenden Mitteln und Helfern - technisch und psionisch - hinterhergeforscht zu haben. Ich mein, bei meinem Händchen für Frauen hätte es mich kaum gewundert, wenn sie eine Superspionin gewesen wäre, auch wenn mir mein Gefühl etwas anderes sagte. Als er anfing, dass Xandra wohl mal für die Unterweltgilde gearbeitet hat, dachte ich: Nicht schon wieder! Aber es ist anders: Diese verdammten Schweine haben diese wundervolle Frau in die Prostitution gedrängt und ihr regelmäßig das Gedächtnis gelöscht, damit sie keine Geheimnisse ihrer "Kunden" ausplaudern kann. Sie hat tatsächlich kein Lieblingsessen, keine Lieblingslieder, keine Hobbys, weil sie nichts mehr weiß von der Zeit vor ihrer Kellnerausbildung in einem kircheneigenen Hotel! Das ist einerseits entsetzlich – wie kann man ganze Persönlichkeiten vernichten? - , andererseits ist Xandra so sicher vor den Nachstellungen ihrer alten „Arbeitgeber“. Im Gegensatz zu Ramona und Juro steht nicht zu befürchten, dass sie als Verräterin gejagt wird. Trotzdem ist da diese dumpfe Wut in mir, die ich zu gut kenne. Wenn ich je herausfinde, wer das Xandra angetan hat, wird meine Mordliste noch länger...
Juro hat allerdings recht, wenn er sagt, dass ich jetzt dafür sorgen kann, dass Xandra schöne neue Erinnerungen bekommt. Aber ich schaffe momentan noch nicht den Sprung von bestem Freund zu Freund. Ok, das Picknick unter dem Eisbaum war romantisch (und sie mag Fliegen mit Aoraki), aber momentan hab ich den Eindruck, dass sie lieber was in der Gruppe unternimmt, wie Tanzen im Ballsaal - von dem wir bis dato nichts wussten - mit Juro, Jack und den GUs, oder Botchia mit Hartek. Und wer mag es ihr verdenken, so, wie ich sie behandelt hab? Vielleicht glaubte sie sich nur in mich zu verlieben, weil sie kaum andere Männer kennt! Und was ist, wenn ich sie küsse und unterbewusst irgendein scheußliches Déjà-vu auslöse? Wer weiß, was diese Unterwelt-Ärsche mit ihr gemacht haben? Zum Glück hat Juro mich nicht verstanden, als ich in der ersten Wut sagte: „Versprich mir, dass du nie in diesem Bereich gearbeitet hast.“ Frauen quälen, nein, das kann mein Freund nicht.
Egal. Die erste Kindstaufe als Anlass, mit Xandra ein tiefergehendes Gespräch zu führen, ist vertan. Reginas Tochter hat als Zweitnamen Provenance, wie unsere Stadt Provenance Harbour, die Quelle allen Neuem... Erstname Ariane, das hat Juro einen Moment aus dem Gleichgewicht gebracht. Die Feier war schön, ein guter Anlass für alle zusammenzukommen. Und eine Aufheiterung, nachdem wir einen Toten aus einer Schneelawine ziehen mussten. Erst befürchteten wir, es hätte mit einer Schlägerei um ein Mädchen zu tun, aber der Skiunfall hatte nicht mal indirekt damit zu tun. Ich war noch nie im Schneegebirge, woher soll ich die Gefahren kennen? Jetzt haben wir Sicherungsmaßnahmen ergriffen. Doch die größte Überraschung kam erst noch...
Dass das System nicht völlig abgelegen ist, haben uns ja schon unsere Prähistorischen gezeigt. Dann entdeckten die Sensoren auch noch Trümmer eines Wracks im Asteroidengürtel. So sauber zerlegt, dass wir erst mal nicht viel mehr Rückschlüsse ziehen konnten, als dass es ein Schiff der La Rochelle gewesen sein könnte. Ein Navigationsfehler – oder ein Beispiel, was denen blüht, die in böser Absicht in Uriels Nähe kommen?
Als schließlich dieses Schiffchen der Navigatorengilde auftauchte, wagten wir kaum zu hoffen, dass es uns Nachricht von der Columbus-Flotte mitbringen könnte, die verschollen ist. Aber erst mal verhielt sich die Nussschale sehr merkwürdig: Sie platzierte sich zwischen uns und der Sonne, fuhr ein Segel aus und warf einen Schatten auf unsere Station. Die Reaktion der Adeligen darauf war sehr unterschiedlich und sehr rätselhaft: Ali kam aus dem Lachen nicht raus, Achmed verließ fluchend den Kommandobunker. Sandrose klärte uns auf Nachbohren auf: Die Kapitänin und Navigatorin Nyx hatte mal eine Affäre mit dem einen Ravelnikov-Bruder. Als sie ihm zu aufdringlich wurde, schwor er im Suff, sie erst zu heiraten, wenn sich die Sonne über seiner Heimat verdunkelt – und machte sich aus dem Staub. Zehn Jahre ist das her und diese Wahnsinnige schnappt sich eine alte Schüssel, die kaum größer ist als unsere Armageddon, eine Handvoll Leute und stürzt sich ins Chaos! Das nenn ich mal hartnäckig.
Dass ein Problem unserer Vorgesetzten leider immer auch unser Problem ist, hat Achmed bewiesen. Erst wollte er das Schiff abschießen lassen und ließ sich erst von Juros Hinweis, eine Priesterin sei an Bord, davon abbringen. Dann fütterte er den Computer mit falschen Steckbriefen für jedes Besatzungsmitglied der „Umbra“ und holte mich schließlich um zwei Uhr morgens aus dem Bett, um sich auf dem Nachbarkontinent innerhalb von drei Tagen ein Landhaus bauen zu lassen, wo er angeblich die ganze Zeit seine „Heimat“ gehabt haben will. Zum Glück war er in seiner Panik trotzdem fair genug, mich nicht zu erschießen, als das natürlich missglückte. Wenn ihn einer versteht, dann ich! Clara ist auch nett, trotzdem wollte ich mich nicht verkuppeln lassen (Chaos, in mehrfacher Hinsicht). Andererseits hab ich nie was mit ihr angefangen oder dumme Versprechen gemacht.
Dabei scheint Nyx echt was drauf zu haben. Und der Rest der Crew auch, auf ihre Weise. Sonst hätten sie nie diese Landung überstanden, bei der das Schiff fast auseinandergefallen ist und unsere Feuerwehr mal was zu tun bekam! Bastelgenie Mina hat’s ordentlich die Wirbel gestaucht, aber beim Verhör fragte sie gleich nach Party und Absinth, was ich ihr in Hinblick auf die Medis verbot. In gewisser Weise ist sie wie Isis, nur älter. Die beiden werden sich hassen – und Juro konnte einfach nicht mit dem Flirten aufhören! Die kleine Suraia war schrecklich nervös, hat mir aber gleich ne Bewerbung für die Kantine abgegben – mehr Freizeit für Xandra in Aussicht? Eine Priesterin, ein Mann für alles und ein Töchterchen aus reichem Hause mit fancy Waffen ... Alles was der Paladin für künftige Expeditionen brauchen kann. Und die Navigatorin bringt alle in dieser Schrottmühle glatt durchs Chaos. Toller Zufall, was? Mir gefällt die Vorstellung nicht, dass irgendwelche Kräfte über mein Leben bestimmen-selbst wenn es der Ordnung dient.
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