Eine heimliche OP
Aus dem bösartigen Paralleluniversum: Juro hört Arianes letzten Worte ab, doch der Chaoseffekt schlägt zu und verzerrt die Nachricht. "Was ich dir noch vor meinem Tod sagen wollte: Du bist scheiße im Bett, Mbutu ist viel besser..."
Roland stürmt nachts aus seinem Quartier in Richtung möglicherweise korrumpierten Tox.
SL: "Ziehst du deine Rüstung an?"
"Nein, aber ich trage tatsächlich Schuhe!"
Roland:
Ich fass es immer noch nicht, dass mich der alte Sack tatsächlich mit einer Waffe bedroht hat! Und mich dabei noch beleidigt! Wär es nicht um Dornfuß' Leben gegangen, ich hätte nichts dagegen, dass die anderen mal mitkriegen, dass Professor Becker nicht der nette, harmlose Opa ist, für den ihn alle halten... Ich war sowieso den ganzen Tag schon gereizt, weil Ramona erst drei Stunden mit dem alten Idiot gefrühstückt hat und dann auch noch wer weiß wie lang in seinem Quartier war. Keine Ahnung, welche Vorstellung mich mehr stört: Dass Becker ihr Lügengeschichten über mich erzählt oder dass sie ihn in irgendeinen perfiden Plan einbauen will. Dafür einen senilen Greis umgarnen? Nee, nee, in die Richtung will meine Fantasie gar nicht gehen. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, mit Ramona zu reden, wegen des Dämons. Aber ich wusste nicht, wo anfangen. Musste mich Juro dran erinnern, dass es nicht nur nutzlos, sondern auch albern ist, ihr Quartier zu durchsuchen - wenn wir ihr schon Vertrauen schenken, müssen wir das durchziehen, sonst hätten wir sie gleich erschießen können. Da hat er ja recht. Aber ihr leeres Quartier ist harmloser als Ramona selbst gegenüber zu stehen. Aber dazu kam ich ja gar nicht! Eineinhalb Stunden bin ich wie ein Trottel in den Mannschaftsquartieren rumspaziert und hab versucht so auszusehen, als ob ich ein Ziel hätte, statt nur auf Ramona zu warten, die bei Becker war. Eineinhalb Stunden! Schließlich hab ich den Prof angerufen unter dem Vorwand, nach Dornfuß fragen zu wollen. Geht Ramona dran, als wäre es das Selbstverständlichste on der Welt. Sie will dem Alten helfen, "seinen Tagesablauf zu organisieren". Beim Einen, dass er das nötig hat, würde ich als Letzter bezweifeln, aber dafür braucht man keine Stunden - und warum sollte sie das tun? Wünscht Ramona mir fröhlich einen schönen Tag - und Emanuelle will mich zur Schwester schicken, weil ich mich im Chaos seltsam verhalte. Also im Flur stehe und frustriert rumschreie. Aber Emanuelle ist jetzt wirklich niemand, der ich von meinen Frauenproblemen erzählen möchte. Warum kann ich das Kapitel Ramona nicht einfach abhaken?
Als ich um vier Uhr früh von der eingehenden Nachricht geweckt wurde, dass Becker mich so schnell wie möglich in der Kühlkammer sehen will, dachte ich, Dornfuß wacht vielleicht bald auf und es wäre besser, wenn ich dabei bin, bevor die Sicherheitsleute was Vorschnelles tun. Aber kaum betrete ich den Raum, schaue ich in den Lauf einer Waffe - die Becker hält! Regina, sein Begleitschutz, liegt bewusstlos am Boden. Er hat sie betäubt - eine Schwangere! Total durchgeknallt, dämonenbesessen! Er will meine Hilfe, sagt Becker. Tolle Art, das zu zeigen, mein ich nur. Der alte Sack hat das schon lange geplant: Dornfuß hat einen chaosmutierten Parasiten am Rückgrat, der schon bis an die Hirnrinde vorgedrungen ist. Nach und nach hat der Prof alles für eine Operation herbeigeschafft, inklusive einem Eimer Weihwasser, um das Vieh zu vernichten. Aber allein kann er nicht operieren, und wenn irgendwer sonst davon erfährt, wird Dornfuß ohne viel Diskussion erschossen. Er steht ja nicht umsonst unter Beobachtung. So weit, so gut - aber Becker kann ja nicht einfach mit seinem Problem auf mich zu kommen und um Hilfe bitten! Sondern meint, mich mit vorgehaltener Waffe zu irgendwas zwingen zu können, der Arsch! Er wär nicht überzeugt, dass mir das Wohlergehen der Aliens am Herzen liegt - weil ich ja wie meine Mutter bin! Immerhin hatte sich der Alte doch ganz gut unter Kontrolle: Als ich ihn nach dem Satz zusammenschlagen wollte, Waffe hin oder her, hat er nicht geschossen. Flink auf den Beinen, das Alterchen. Es gibt da einfach Punkte, wo ich austicke. Muss ich mal dran arbeiten - ist einfach zu gefährlich. Pah! Aber schließlich war er es, der was von mir wollte. Was hat sich der Depp vorgestellt? Dass ich ihn mit seiner Knarre machen lasse, was er will? Dass die Sicherheit es hinnimmt, dass die Tür verbarrikadiert ist? Ich hab ihn dazu gebracht, den Laser wegzulegen, Juro informiert, dass wir ein medizinisches Problemchen in den Griff bekommen müssen und Reginas Ablösung abgewimmelt. Die OP hat einige Stunden gedauert, aber wir haben das dämonische Miststück gekriegt, verschmurgelt, verdampft und den Eimer verschrottet. Leider sieht's nicht danach aus, dass der Prof jetzt eine bessere Meinung von mir hat, aber wen schert's?
Ich hab Juro im Nachhinein gesagt, dass es meine Entscheidung war, diese OP zu machen. Becker soll sich nicht einbilden, seine Puste hätte irgendwas damit zu tun! Aber was gab es schon zu verlieren? Jetzt stehen die Chancen umso besser, dass wir einen gesunden und unkorrumpierten Tox an Bord haben werden, wenn Dornfuß erst mal aufwacht. Und wenn was schief gelaufen wär, hätte der Sicherheitschef immer noch die nötigen Schritte einleiten können. Immerhin hab ich die Risiken diesmal selbst auf mich genommen und Juro nicht mit rein gezogen. Es war seinem Gesicht anzusehen, dass er Dornfuß gleich erschossen hätte, hätte er von Becker das mit dem Parasiten gehört. Und ich kann ihm keinen Vorwurf machen. Umgedreht hat er auch mir keinen Vorwurf gemacht. Er vertraut meinem Urteil und wir sind Freunde. Ich vertraue auch Beckers Urteil in Alien-Angelegenheiten - aber das muss uns wahrhaftig nicht zu Freunden machen! Wenigstens musste ich nicht mehr höflich zu ihm sein und konnte mich mal richtig ausfluchen und dem alten Sack sagen, was ich von ihm und seinen Beagle-Tiraden halte!
((Tassi: Ach, du beschimpfst nur Leute, die dich mit einer Waffe bedrohen? Das Konzept solltest du schleunigst überdenken...))
Es hat mir nur leid getan, dass Regina den Eindruck haben musste, sie wäre ein schlechter Sicherheitsposten, weil sie plötzlich eingeschlafen ist. Wir haben es aufs Baby geschoben (dem es zum Glück gut geht - aber das ist nicht Beckers Verdienst!). Die Sicherheitsleute sind aber alle noch voll durch den Wind und wer will es ihnen verübeln? Das Basiliskenwolf-Training ist mehr zu einer Selbsthilfegruppe geworden. Isis war so nervös, dass sie gleich Sicherheitsalarm ausgelöst hat, weil Juro irgendwas verwechselt hat - als ob es was neues wäre, dass er manchmal Stuss redet. Ich mein - hallo! Er hat gerade Ariane verloren, da kann man nicht immer voll auf der Höhe sein! Aber die Klone und die McGurks wollten im Chaos auf Nummer sicher gehen und haben Juro in die Krankenstation zum DNA-Test geschleppt um zu schauen, ob er auch wirklich er ist. Mein erster Gedanke war ja, sie haben rausgefunden, dass Mr. Smith einen anderen Namen hat. Ach ja, der arme Kerl... Er läuft immer noch rum wie ein Traumwandler, und als Scherbchen wieder auf ihn losgehen wollte von wegen er kümmert sich ja nicht um sie, hab ich Juro einfach nur weggeschickt und dieser Zicke mal die Meinung gesagt. Sie sollte am besten wissen, wie man sich fühlt, wenn man einen geliebten Menschen verloren hat! Da kann man etwas Rücksicht erwarten, Pubertät hin oder her! Jetzt bin ich erst mal meine Fluglehrerin los, aber bitte... Juro hat wohl Arianes letzte Nachricht abgehört. Und die im Chaos nicht gerade gesunde Gewohnheit wieder aufgenommen, schwimmen zu gehen (Chaos, in mehrfacher Hinsicht). Aber wenn es ihn nun mal an sie erinnert, dann sitze ich halt am Beckenrand und passe auf. Vielleicht hilft die Trauerzeremonie am Samstag...
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