Blinde Passagiere der normalen und der chaotischen Art

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Moni (angesichts der immer länger werdenden Liste der verstorbenen Sicherheitsleute): Wir müssen mal ein paar Leute zu Namen befördern: "He, Redshirt, du bist jetzt ein richtiger Charakter!"

Roland:

Wow, wow, eigentlich sollte Juro in meinem Quartier übernachten, damit er Zeit hat, über Arianes Verlust wegzukommen, ohne die ganze Zeit den Ort vor Augen zu haben, wo sie zusammen in einem Bett schliefen und frühstückten und glücklich waren. Aber jetzt bin ich froh, dass er da ist. Auch wenn er mir gegen meinen nächtlichen Besucher nicht helfen konnte. Nicht mal meine Schutzzeichendecke konnte helfen. Wohin geht der Geist, wenn man schläft? Warum kann der Dämon mit mir sprechen, mich lähmen, mir das Aufwachen unmöglich machen, wenn mein Körper geschützt ist? Wie kann er einen Haufen Leichen und den einzigen Überlebenden der Chaos-Rigg auf unser Schiff bringen?

Ich hab gar nicht mehr an den Kampf gedacht, sondern war damit beschäftigt, Juro zu beobachten und darüber nachzugrübeln, was in ihm vorgeht und was ich tun kann, um ihn zu trösten. Er fällt ständig von arbeitswütiger Verdrängung in starre Teilnahmslosigkeit. Aber jetzt hat er Arianes Sachen in eine Kiste gepackt, vielleicht ist das ein erster Schritt. Und dass er wütend ist auf Bridget, weil sie ihm seine Trauer nicht lassen will, werte ich auch als gutes Zeichen. Was soll die Alternative sein? So zu werden wie sie? Creepy! Ich möchte gar nicht wissen, wie schwer es für Juro war, die Daten anzusehen, die Bill zusammengestellt hat. Ich hab mich ja schon innerlich gekrümmt, als ich die Stimmen von Mbutu und Ariane hörte, wie sie erkannten, dass wir gegen die Übermacht von Chaos-Mutanten keine Chance haben und ihren selbstmörderischen Plan umsetzten. Verdammt, dieser Mbutu! Ohne Rüstung, einen Atomsprengkopf auf den Rücken geschnallt, wie er durch den Strom von Angreifern watet... Es war die richtige Entscheidung, in der Offiziersmesse der ganzen Führungsrige die Bilder vorzuspielen, nicht nur der Sicherheit. Klar hat das meine Leute mitgenommen (und ich hätte darauf achten müssen, dass Xandra rausgeht, ich Idiot - sie ist zwar jemand, der solche Nachrichten gut weiter verbreiten kann, aber sie sah so fertig aus, ich hab sie einfach vergessen...)! Klar brauchten wir alle erst mal einen Schnaps! Aber wenn Ariane und Mbutu sich für uns opfern, müssen wir ihr Opfer auch ehren. Ich hab den Eindruck, dass sich die Stimmung schon geändert hat, dass wir enger zusammengeschweißt sind, dass es nicht mehr dieses wir Zivilisten hier, die Sicherheit da gibt. Hannibal hält die Truppe für total verrückt, aber er war sofort bereit, eine Siegesfeier zu stiften. Siegesfeier... Der arme Juro! Wie hat er es nur geschafft, sich zusammen zu reißen? "Wir brauchen niemanden, der uns Händchen hält, wir nehmen unsere Aufgabe ernst und werden mit allem fertig, was auf uns zukommt", hat er in seiner Rede gesagt. Sehr mitreißend und beeindruckend. Verdammt, ist er ein guter Lügner und Schauspieler. Weiß er doch so gut wie ich, wie knapp es war und dass wir eine Scheißangst haben. Nein, die Sicherheitsleute sind nicht verrückt (außer Bridget vielleicht), sie tun einfach das, was sie am besten können, und scheren sich nicht um morgen. Sauf eine Nacht mit ihnen und du erfährst Dinge, bei denen sich die Haare sträuben!

Aber richtig sträuben sich mir erst bei Bridget die Haare! Die Frau macht mich fertig, vor allem, wenn sie freundlich lächelnd in der Krankensation sitzt, ein kleines Mädchen auf dem Schoß, dem sie Märchen vorliest - und dabei immer ihr Schwert in der Nähe, um dem chaosmutierten Freund der Kleinen den Kopf abzuschlagen. Am liebsten hätte ich sie nicht aus den Augen gelassen, aber dann hätte sie erstens gemerkt, dass ich ihr aber auch kein Stück traue (und es ist nie gut, eine Killerin zu beleidigen) und zweitens hätte sich der Rest des Krankenstation-Personals gewundert. Mir ist es lieber, meine Leute bleiben in seeliger Unwissenheit, was Miss Jones betrifft. Wie viel weiß eigentlich Julia? Ist sie auch ein Adoptivkind? Gott oh Gott, wenn ich dran denke... Aber nein, der Reihe nach: Wir haben einen ziemlichen Aufwand betrieben, um einen Container zu öffnen, in dem sich die Kinder als blinde Passagiere von Farmwell versteckt hatten, ein kleiner Gruß der Unterweltgilde. Wir konnten ja nicht wissen, ob statt Saatgut nicht irgendwas Dämonisches da drin steckt, nachdem der ganze Laderaum Kontakt zum Chaos hatte. Aber der Technik ist in dieser Umgebung einfach nicht zu trauen: Als Juro über ein Mikro die Unbekannten aufforderte, friedlich herauszukommen, kam bei den Kids das so an, als wollten ein paar Dämonen sie überreden, herauszukommen und sich fressen zu lassen. Folge: Sie schneiden sich alle miteinander die Pulsadern auf! Scheiße! Dumme Kinder! Egal, wie verzweifelt sie waren, das ist doch... Wir konnten sie alle retten, aber der eine Knabe hat in der Krankenstation eine nette Knochenpanzerung an Arben und Händen entwickelt, als die Schwester ihn segnete. Die Sicherheitsleute sind fast durch die Decke gegangen! Aber ich war nicht bereit, mich verrückt machen zu lassen und die Kinder noch mehr zu erschrecken. Meine Güte, war ich geduldig mit den beiden, die wach geworden sind. Aber ich bin auch froh, dass die Schwester und ... na ja, Bridget die weitere Pflege übernommen haben.

Ich kreise immer um das Thema drumherum, das mich momentan am meisten aufwühlt. Was soll's: Der Dämon hat es wieder geschafft, mich eiskalt zu erwischen. Ich war fast bereit, mich damit zu beruhigen, der Verwesungsgeruch, den außer mir niemand wahrnehmen konnte, wäre nur mein persönlicher Chaoseffekt. Aber als er ausgerechnet aus Müllschacht 42 kam, wo wir Sandrose rausgezogen hatten (Alienhasser und Gefühlsver(w)irrungen), hab ich mir von Bill eine Kamera an der Angel basteln lassen, um hineinzuschauen. Eiskalt ist mir geworden, als ich an der unteren Klappe die in Blut gefundene Inschrift auf Toxanisch fand: "Hallo, Roland, ein kleines Geschenk für dich." Und Sandrose ist nicht auf ihrem Komm zu erreichen! Ich dachte, er hat es geschafft, die ultimative Rache, sie ist tot!!! Wie weggeblasen die Sorge um Juros Psyche, ich wollte nur noch seine Hilfe! Gegen Erwins Rat ist er in den Müllschlucker hineingekrochen, mein Kumpel! Ständig macht er irgendwelchen Blödsinn und bringt sich in Gefahr, meinetwegen. Und was für ein schauriges Bild: Ein Altar aus Leichen und obendrauf ein verletzter Tox. Nicht Sandrose! Die hatte sich wieder gemeldet und war total verwirrt wegen der Aufregung. Ich habe wirklich geschwankt, ob wir nicht auf Erwin hören und den ganzen Raum napalmisieren sollen: Was sollte es anderes sein als ein weiterer Chaosmutant? Aber ich dachte, es könnte Graufell sein, nachdem das, was der Dämon mir einst gesagt hat, schon eingetreten war. Wenn nur eine kleine Chance bestand, ihn zu retten... Wieder war es Juro, der sich in Gefahr begab und den Verletzten runterholte. Und dabei noch abstürzte, als seine Magnethalterungen versagten! Schließlich stellt sich raus, dass es sich um einen von Sandroses Brüdern handelt. Zaishen hat ihn exoruiert unhd er trug ein intaktes Schutzzeichen. Meine Güte, wie kann er als einziger diesen Höllentrip überstanden haben, ohne korrumpiert worden zu sein? Sandrose sagt, Dornenfuß sei immer sehr willensstark gewesen... Jetzt weicht sie nicht mehr von seinem Krankenbett und ich muss wieder die Sicherheit besänftigen. Na ja, störrischer Idiot hin oder her, Becker wird Dornenfuß wieder hinkriegen, da bin ich sicher. Ich freu mich für Sandrose!
Der Alkohol hat wenig geholfen, mich zu netspannen. Ich hätte es lieber so machen sollen wie die Nacht zuvor: So wenig wie möglich schlafen und alles meiden, was mich am Aufwachen hindert. Obwohl die Stimmen schon vorher anfingen, als ich von Becker zurück auf die Siegesfeier ging. Ich muss mich aufgeführt haben wie ein Verrückter, aber ich konnte keinen Satz mehr rausbringen, weil mir der Dämon ständig ins Ohr geflüstert hat! Die Stimmen sind ein allgemeiner Chaos-Effekt, doch was die anderen nur nervt, ist für mich eine Qual, macht er mir doch sehr konkrete Vorwürfe... Und im Traum stand er wieder da, dieses gekuttete Arschloch. Meint, ich sollte ihm dankbar sein, dass er den Tox gerettet hat. Hätten wir Dornenfuß sterben lassen sollen, nur um keinen Gefallen von einem Dämon anzunehmen? Pah! Da kann er noch so oft beim Einen schwören, dass er nichts Böses will... brrrrr! Vielleicht stimmt es ja, dass wir mitten durch ihr "Wohnzimmer" fliegen, aber wenn die Dämonen wirklich so friedliebend wären, würden sie sich anders verhalten, als sich so zu rächen... Ach fuck, was denke ich überhaupt üebr das nach, was dr Kerl schwafelt? Schließlich habe ich mich aufs Schweigen verlegt und mich aufs Aufwachen konzentriert, während er wieder alles Arsenal auffuhr mit: die sind durch deine Schuld gestorben und wenn du nur auf mich hören würdest... Und dann tauchte diese zweite schimmernde Gestalt auf - Verstärkung? Nein, ein asiatischer Typ, der mir vage bekannt vorkam. Hörte dem Dämon eine Weile zu - dann zieht er sein Schwert, schlägt die Gestalt mittendurch, dass sie verschwindet, verneigt sich und ist weg. Meine Güte, Juro wurde von dem Luftzug wach und selbst der omputer hat was registriert! Sie waren hier! Und mir schauderts, als ich drauf komme, wer mein Helfer war: IkuSturmrufer, Bridhets Adoptivsohn, der so spektakulär mit ihrer Hilfe Selbstmord beging! Ist er wirklich zu einem Schutzgeist geworden? Wie kommet er dazu, mir zu helfen? Muss ich Bridget jetzt dankbar sein? Tausendmal brrrrrr!

Aber ich fühle mich so erleichtert heute morgen! Keine Stimmen! Aber... Was ist mit Ramona? Eigentlich ist sie der Grund, warum ich endgültig überzeugt bin, dass der Dämon böse ist - doch ich habe sie aus meinem Traum heraus gehalten. Will ich einfach nicht an sie denken oder will ich den Dämon nicht auf sie aufmerksam machen? Vielleicht kann ich Iku beim nächsten Mal bitten, auf sie aufzupassen... brrr.

Juro:

Diesmal ist sie zu weit gegangen. Vielleicht wollte sie mir damit helfen, keine Ahnung. Aber wie kann Bridget behaupten, ich sollte mich mehr zusammenreißen, damit es nicht wieder zu einem Zusammenbrechen der Führung käme? Die war nie auch nur im Geringsten gefährdet, in den letzten Tagen! Ja ich habe es gewagt, mich eine halbe Stunde auszuklinken, um mich um Ariane zu kümmern, aber das wars auch schon, zum Teufel! Wozu habe ich Vertreter? So eine ungerechtfertigte Behauptung macht mich wirklich wütend! Ich hab mich verdammt noch mal sowas von zusammengerissen und mich um alles wichtige gekümmert. Soll ich vielleicht ein Roboter sein, der zu keinen einzigen menschlichen Gefühlen mehr im Stande ist? Oder lachend durchs Schiff ziehen, obwohl ich gerade meine Freundin verloren habe? Was wäre ich denn dann für ein Anführer? Sicher kein guter... Dass sie mir vorgeschlagen hat, eine Siegesfeier zu veranstalten, damit die Leute nicht das Gefühl haben, als hätten sie verloren - in Ordnung. Wozu habe ich Berater, wenn sie mir keine Vorschläge machen dürften. Aber ich werde nicht zulassen, dass ich jemals so irre werde wie Bridget, was den Tod angeht. Ich habe nicht vergessen, wie sich ihr Adoptivsohn umgebracht hat. Mit ihrer Hilfe (Atomschlag). Nein danke. Aber ihre eigene Trauer-Bewältigungsstrategie wollte sie mir dann doch nicht verraten. Tja. Ihr Pech. Dann muss sie wohl damit zurecht kommen, dass ich das auf meine eigene Art mache. Auch wenn ich nicht genau weiß, wie die aussieht. Ich habe mich immer noch nicht getraut, Arianes letzte Worte anzuhören. Ich habe nur ihre Sachen in eine Kisten gepackt. Das war schon schwer genug.

Ich war irgendwie ganz froh, als mich Roland in den Laderaum gerufen hat, um einen verdächtigen Container zu checken. Angeblich sollte da nur Getreide drin sein, aber wozu dann eine externe Luftversorgung? Deswegen Verdacht auf blinde Passagiere. Vielleicht haben wir den Aufwand der Sicherung etwas übertrieben, das Plasmageschütz wäre wahrscheinlich nicht nötig gewesen. Aber nach dem Dämonenangriff wollte ich kein Risiko mehr eingehen. Wir haben am Ende gerade noch rechtzeitig den Container gestürmt, um die Kinder und Jugendlichen medizinisch zu versorgen, die sich aus lauter Angst die Pulsadern aufgeschnitten hatten. Meine Durchsage ist bei ihnen leider korrumpiert angekommen, weshalb sie dachten, wir wären alle Dämonen, die sie essen wollten. Oder schlimmeres. Ich hasse sowas.

Auf den nächsten Notfall hätte ich allerdings lieber verzichtet. Ich fürchte, Roland hat tatsächlich immer noch ein großes Problem mit einem gewissen Dämon. Ich meine, so viele Zufälle kann es selbst im Chaos nicht geben, oder? Wobei mir in diesm Fall nicht klar ist, wo der Haken ist. Haben wir wirklich den einzigen nicht korrumpierten Bewohner der Chaos-Rigg in unserem Abfallschacht gefunden? Säuberlich auf einem Altar aus Mutanten-Leichen serviert? Sehr seltsam, das alles. Aber laut Schwester Zaishen ist er nicht besessen. Wobei es immer noch sein kann, dass er ein Paktierer ist. Oder ein traumatisiertes Wrack. Wir sollten ihn jedenfalls im Auge behalten.

Die Siegesfeier war ... naja. Ich hab versucht, es auch als solche zu sehen. Weiß nicht, ob ichs ganz geschafft habe. Wenigstens ist Isis gekommen. Erwin hat sie irgendwie dazu gekriegt. Sie hatte sich vorher geweigert, auch nur einen Fuß in ihre Rüstung zu stecken, die Erwin und ich selbst repariert hatten. Natürlich sah sie danach nicht mehr wirklich "hübsch" aus. Aber das ist echt das Letzte, das gerade wichtig ist. Ich bin Erwin dankbar, dass er unsere "Diskussion" unterbrochen hat, bevor ich wirklich die Fassung verloren habe. Sie war also da. Isabel war auch nicht so wirklich gut drauf. Ich denke, sie vermisst Landor. Das kann ich nachvollziehen. Mehr, als ich je wollte.

Aber um noch mal zu Bridget und den andren zurückzukommen - ich glaube, da geht irgendetwas vor, dass ich noch nicht so genau einschätzen kann. Die Rentnergang scheint sich in zwei Gruppen gespalten zu haben. Und ich habe das dumme Gefühl, mich genau in der Mitte zu befinden. Als ob jede Partei darauf wartet, welchen Rat ich befolge. Ihren oder den der anderen. Super. Ich kanns mir weder leisten, sie alle zum Teufel zu schicken, noch einen internen Wettstreit à la "Wer hat mehr Einfluss auf den Chef?" an Bord zu haben. Werde wohl in nächster Zeit alles mit etwas mehr Vorsicht genießen müssen, bis ich weiß, was los ist. Was mich im Nachhinein auch nervt, ist, dass ich Bridget meine Verärgerung deutlicher hätte zeigen sollen. Ich sollte aufhören, Angst vor einer Reaktion zu haben. Ich mache meinen Job gut. Das lasse ich keinen unbegründeterweise in Frage stellen. Punkt.