Kreißsaal unter Strom

aus Die Bibliothek, der freien Wissensdatenbank
Version vom 22. April 2014, 19:49 Uhr von Moni (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) Nächstältere Version→ | view current revision (Unterschied) | ←Nächstjüngere Version (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Juro:

Die Trümmerteile im Asteroidenfeld stammten von etwa 26 Schiffen, die dort vor circa 1000 Jahren zerstört wurden. Sind wohl aus dem Chaos mitten ins Feld gesprungen – da hatten die Schilde keine Chance. Hat ne Menge Leute das Leben gekostet. Darf man gar nicht genauer drüber nachdenken. Wir sind mit den Spinnen und einigen Mann rüber gesprungen. Rosamunde war sehr froh darüber, dem engen Frachtraum zu entkommen. Für uns auch mal ne gute Übung, dieser Außeneinsatz in der Schwerelosigkeit. Die mumifizierten Überreste der Crew-Mitglieder waren etwas gruselig, aber ansonsten wartete auf der „Sharknado“ tatsächlich ein gefülltes Frachtsegment auf uns! Die Wette über den Inhalt hat keiner gewonnen, doch profitieren werden wir alle davon – wenn wir irgendwann mal genug Leute mit genug Kompetenz haben, um den Orbitallift samt dazugehöriger Raumstation aufzubauen.

Zurück auf Nova Arctica haben wir die Flüchtlinge schnell ins System integriert. Genug Platz ist ja da. Olga und Petar waren plötzlich doch ziemlich eingeschüchtert von mir, nachdem sie mit Jelena, Tasha und Miroslav gesprochen hatten. Gegen ein bisschen Respekt hab ich nichts einzuwenden, ich hoffe nur, dass sich auf Dauer ein für uns alle angenehmes Level im Umgang miteinander einspielen wird.

Ramonas Wehen hatten in der Zwischenzeit nicht wieder eingesetzt. Emmanuelle hat sich gewundert, meinte aber das wäre kein Grund zur Sorge. Sie würde sie einfach künstlich einleiten und Ramona könnte so die normale Geburt bekommen, die sie wollte. Ramona und in den Wehen liegen? Ramona und Natur? Roland war wohl noch überraschter als ich über diese neuen Gedanken, aber vielleicht war das ja tatsächlich ein Schritt hin zu einer positiven Entwicklung. Dass sich Ramona ein Kinderzimmer einrichten hat lassen, hat Roland nicht so ganz gefallen. Er konnte aber besser mit dem Gedanken umgehen, als wie vor einigen Wochen. Immerhin kann ich mich noch erinnern, dass er am Anfang ihrer Schwangerschaft gehofft hatte, die Mutterschaft würde Ramona normalisieren. Sein Wunsch könnte in Erfüllung gehen. Doch der Weg bis zu Anouks Geburt war um einiges steiniger und chaotischer als wir es uns vorgestellt hatten …

Sobald die Wehen eingesetzt hatten, richtete ich mich neben Roland im Raum nebenan ein. Ist immerhin ne gute alte Trémaly Tradition, den werdenden Vater moralisch zu unterstützen und ein bisschen von den Schreien abzulenken. Die Geburt war wohl keine einfache Angelegenheit, insofern zog sich alles ziemlich hin. Na, in meiner Rüstung kann ich gleichzeitig mit Leuten telefonieren und Browsergames spielen, also alles bestens. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem Emmanuelle meinte, wir sollen und keine Sorgen machen, das Kind würde sich schon noch rechtzeitig drehen. Aha. Keine Ahnung warum, aber bei so einem Spruch läuten immer meine Alarmglocken. Bin also erst recht dageblieben. Roland und ich waren zwischendurch gerade am Wegnicken, als uns der Sicherheitsalarm beide hochschrecken ließ. Alarm in der Krankenstation! Elektrokinetischer Angriff! Ich weiß nicht mehr, wer von uns die Tür zum Kreißsaal aufgerissen hat, der Blick hindurch schockierte uns beide: Ramona in nicht mehr bewusster Agonie, die Lampen tot, die zuckenden Blitze elektrischer Entladungen erhellen den Raum, zwei Schwestern und die Ärztin leblos am Boden. Während ich noch die Situation verarbeitete, war Roland schon in den Raum gehechtet und versuchte Emmanuelle nach draußen zu ziehen. Eine ziemlich lebensgefährliche Sache – ohne Rüstung! Zum Glück ist Roland hart im Nehmen, er hat einiges abgekriegt, Die beiden Schwestern konnte ich gut bergen, doch als ich Ramona berührte, um sie irgendwie wieder zu Bewusstsein zu bringen, hats mich dann doch erwischt. Dank meiner guten Rüstung war ich nur kurz bewusstlos. Roland hatte echte Hemmungen, Ramona außer Gefecht zu setzen, weil sie ja noch immer mitten im Geburtsvorgang steckte. Eine andere nicht tödliche Lösung hatten wir aber beide nicht in petto. Bridget hat die ganze Elektrokinese dann mit einer Ladung Betäubingsmittel und einem Blasrohr beendet. Einem Blasrohr! Meine Güte, was die Frau alles mit sich rumträgt … Doch damit waren die Probleme ja noch nicht vorbei! Wie Anouk auf die Welt holen, wenn die Ärztin bewusstlos und Roland ziemlich lädiert … Er versuchte sein Bestes, um einen Kaiserschnitt vorzubereiten. Ich hab ihm eher als Notlösung vorgeschlagen, die Kleine mit Psi aus dem Mutterleib zu holen. Aber nur wenn die OP anfangen würde, schief zu gehen. Er sah mich entgeistert an und schrie, wie ich auf die Idee komme, er wüsste wie ein Kaiserschnitt gehen würde und ich solle tun was ich könne und zwar sofort! Da hielt ich es für keine gute Idee mehr, noch über eventuelle Risiken meines Vorschlags nachzudenken oder sie gar zu äußern und begann mich zu konzentrieren. Ich versuchte es nicht. Ich tat es. Ich konnte das kleine Wesen mit ESP fühlen. Ich konnte es wahrnehmen und dann …. Dann hielt ich es in meinen Händen. Urplötzlich. Einfach so. Ich habe noch nie ein solches Staunen empfunden, wie über dieses Baby in meinem Arm. Erst jetzt setzte ein innerliches Zittern ein. Den Rest übernahm glücklicherweise Roland. Und ja, ich bin Anouks Taufpate! Mann war ich bei der ganzen Zeremonie gerührt. Wir hatten sogar gewartet, bis Ramona wieder wach war. Auch diese Sache hat sie überlebt. Die Frau ist zäh! Nur ihre Elektrokinese ist weg. Verschwunden. Ausgepowert? Exorziert? Ist mir egal, Hauptsache ein weiterer Schritt hin zu einem dämonenfreien Leben.

Beim Einen, ich will auch Kinder!

Roland:





Zurück zur Die "Falsch beurteilte" Chronik