Jungfräulicher Schnee oder: Juro, Ritter des Lichts

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Juro:

Wenn ich diese Vision nicht mitten während einer Messe gehabt hätte, dann würde ich vermutlich mehr darüber nachdenken, ob sie nicht vom Chaos persönlich stammt. Aber dieses Wesen hat nicht mal versucht, mich zu irgendwas zu überreden, mir etwas anzudrehen – oder mir weis zu machen es wüsste, was das Beste für die Menschen wäre. Nein, es hat mir eine Geschichte erzählt, die sehr gut zu der Wirklichkeit passt, wie ich sie kenne. Alles Fakten also? Ich hatte bei der ganzen Sache durchweg ein gutes Gefühl – das hätte ich nicht, wenn es um dämonische Einflüsterungen ginge, da bin ich mir sicher! Außerdem schien das Wesen – Uriel – kein Freund von Ramona zu sein und bezeichnete sie als „Agentin des Chaos“. Sogar Roland gegenüber war sie sehr misstrauisch. Ja „sie“, eindeutig eine Frau. Erinnerte mich leicht an Ariane. Ich nehme an, sie hat die Bilder aus meinem Geist gefischt. Aber ich kann keine bösartige Motivation dahinter sehen, die nur dem Zweck dient mein Vertrauen zu erschleichen. Ich glaube eher, es ist Uriels Versuch, ihre Gestalt in eine für mich fassbare Erscheinung zu packen …

Ich hatte ja erwartet, dass wir herausfinden, was es mit den Visionen der Spinnenreiter und diesem Alien-Asteroiden auf sich hat, aber so schnell? Roland und ich sind zuerst einmal mit den Spinnenreitern auf Erkundung gegangen. Mit Rosamunde aus dem Orbit auf einen Planeten springen war gigantisch! Was ein Anblick! Diese Tiere sind wirklich unglaublich. Wir fanden Eis und Schnee –genau das, was wir erwartet hatten. Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl. Als könnte uns hier nicht wirklich etwas Schlimmes zustoßen.

Dann begannen die Baumaßnahmen. Der Planet hat unsere Leute gleich am Anfang ziemlich verwirrt. Es bildete sich nämlich urplötzlich eine passende Basaltröhre als Verbindungsgang zwischen unseren Bauarbeiten und der thermischen Energiequelle im Erdinneren, die uns nun einiges an Bohrarbeiten erspart. Es lief so gut und friedlich, dass unsere Edlen schon fast frustriert davon waren, keine Gefahren bekämpfen zu dürfen. Kallyria und wohl auch einige der anderen Spinnenreiter beobachteten allerdings etwas Merkwürdiges: ihre Tattoos fingen an zu verblassen. Die Zeichnungen auf ihren Körpern, die den Asteroiden abbildeten. Ich fand das irgendwie gar nicht so beunruhigend. Wir waren schließlich angekommen, wozu also noch Karten und Hinweise?

Die neue Kathedrale wurde als erstes eingeweiht. Eine mehrere Stunden währende Zeremonie, währenddessen Schwester Zaishen zur Priesterin ernannt wurde. Das hat sie sich mehr als verdient! Kathedrale des Mutes - Wirklich ein passender Name. All die Namen derer vorgelesen zu bekommen, die es nicht bis hierher geschafft haben, war schlimm. Doch gleichzeitig zeigte es mir, wie sehr die Menschheit doch fähig ist ein Ziel zu verfolgen und zu erreichen. Wir waren hier an unserem Bestimmungsort. Niemand hatte uns davon abhalten können.

Noch während ein Teil von mir die Lieder mitsang, der Predigt folgte und an den richtigen Stellen niederkniete, war ein anderer Teil meines Geistes plötzlich an einem fremden Ort. Eine Art Tempelanlage, in Weiß und Gold gehalten. Ein heiliger Ort. Ich war nicht allein. Neben mir Roland, hinter mir unser ganzes Expeditionsteam der Ährengarde. Sie sahen aus, wie Steinstatuen – Symbole der Menschen, die zu mir gehören. Ramona sah ich allerdings nicht. Alle waren in weiße Gewänder oder Rüstungen gekleidet, mit einem Symbol darauf, dass mich an das Clansymbol der Trémaly erinnerte: eine Sonne in einem Viereck, deren Strahlen davon wegezeigen. Da waren aber noch mehr steinerne Gruppen, die sich hinter einem Anführer um den Altar in dem Steinkreis versammelt hatten. Ich konnte kaum glauben, was ich da sah und gleichzeitig kam es mir irgendwie vertraut vor. Als hätte das alles schon seine Richtigkeit und ich würde den Sinn bald erkennen … Doch zuerst sah ich mich neun Gruppen von Derishia, einer Chang und – beim Einen, sie sind tatsächlich so furchteinflößend wie man sagt – einem Brahim gegenüber! Der mich gleich anbrüllte. Interessanterweise konnte ich sogar den Sinn hinter seinen „Worten“ verstehen. Er freute sich, dass ich kein Derishia war und würde es schade finden, sollte mich einer seiner Verwandten auffressen. Na toll. Die Chang war anscheinend genauso überrascht wie ich, hier zu sein. Ich fand das beruhigend. Sie übermittelte mir ein paar Koordinaten und lud mich ein. Ja klar, mich laden ja dauernd Aliens zum Tee ein! Meine Güte! Aus den Gesichtern der restlichen Anwesenden schlugen mir die unterschiedlichsten Gefühle entgegen: Überraschung, Schockiertheit, Zufriedenheit, Freundlichkeit und blanker Hass. Ich, ein Mensch, in dieser illustren Runde? Das schien für die meisten unerwartet zu sein. Warum?

Diese Frage wurde mir beantwortet, als die Lebendigkeit aus den marmornen Stauten wich und eine strahlende weibliche Gestalt hinab schwebte. Uriel. Sie schien sich nicht über meine Anwesenheit zu wundern, jedoch darüber dass Roland auch hier war. Sie war misstrauisch. Ob sie spürte, dass das Chaos ein besonderes Interesse an ihm zu haben schien? Wie auch immer, ich vertraue Roland und würde meine Hand für ihn ins Feuer legen – er konnte genauso hier sein wie ich. Uriel schien beruhigt. Dann legte sie los. Eine Schöpfungsgeschichte, wie ich sie so noch nicht gehört hatte. Am Anfang das Chaos und die Ordnung. Eine explosive Begegnung beider Gegensätze, die zur Entstehung des Universums führt und beiden Kräften eine Quentchen des jeweils Anderen verleiht. Die Entstehung der Zeit, was notgedrungen dazu führt, dass sich die Waage zu Gunsten der Entropie und des Chaos neigt und eines Tages das Universum vom Chaos verschluckt wird. 12 Paladine der Ordnung, die dem Chaos entgegen treten und für ein Gleichgewicht kämpfen. Jeder von ihnen mit einem Wesen in seiner Nähe, das älter als die Welt ist und ihnen Zugang zu diesem Tempel bietet. Ich, Juro, ehemaliger Kleinkrimineller und Überlebenskünstler der neueste Streiter im Sternentempel? Ernsthaft? Uriel meinte, das sei sehr einfach zu erkennen, denn jeder Paladin verfüge über die „Gabe der Ordnung“. Es dauerte etwas, bis ich das in Zusammenhang mit meiner neuen Psi-Fähigkeit der Teleportation gebracht hatte. Die Gabe, die es ermöglicht, Dinge an die richtige Stelle zu setzen und die als einziges kein Chaos verursacht. Oder war damit vielleicht noch mehr gemeint? Leute in die richtigen Positionen bringen? Menschen zueinander? Mein Schädel fing an zu brummen … Ich weiß nicht, ob ich alle wichtigen Fragen gestellt hatte. Ich weiß nur dass ich mich irgendwann erschöpft fühlte, wie nach einem kilometerlangen Lauf. Ich muss erst mal darüber nachdenken, was das zu bedeuten hat. Ob und wenn ja was für Konsequenzen es hat. Wie das in mein Weltbild passt. Was Roland davon hält (außer sich einen abzulachen bei der Vorstellung von mir als einer Art „Paladin“). Ordnung und Chaos ins Gleichgewicht bringen – daneben scheint mir der Aufbau eines Raumhafens doch recht überschaubar. Ordnung und Chaos … wieso muss ich da an Jura und Kallyria denken? Wahrscheinlich weil bei meinem Lieblings-Gegensatzpaar besonders Kallyria aus dem Gleichgewicht geraten ist. Ob das wohl heißt, dass ich vielleicht gar nicht die schlechteste Wahl bin, ihr doch noch zu helfen? Der Eine hilf! Oder …. muss ich jetzt sagen „Ordnung steh mir bei“? Noch so etwas, dass ich erst einmal für mich klären muss. Alles nicht so einfach!



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