Im freien Fall
SL (nach dem Abhören von Nostromos Nachricht: "Wahrscheinlich gab es keinen einzigen echten Gormogon-Verschwörer auf diesem Schiff..."
Juro und Roland sitzen mit einer verletzten, bewusstlosen Isis in einer Wand fest, über sich Smog, weit unter sich arme Menschen, die auf dieser Müllkippe leben.
Roland: "Hast du einen Erste-Hilfe-Kasten an deiner Rüstung?"
Juro: "Ich, äh... hab ein paar Handgranaten."
SL: "Du könntest sie runterwerfen und diesen Abschaum von seinem Leiden erlösen."
Roland: "Nie im Leben ist Bridget besessen - an die traut sich doch kein Dämon ran!"
Klatschbase Donald (nachdem Juro mit seiner Schwester Jelena und seinem Cousin Miroslaw aus dem Quartier gekommen ist): "Der Chef ist jetzt schwul und bi!"
Nachrichten aus dem Nicht-Weichei-Universum:
Juro zu seinen Verwandten: "Wenn jemand fragt: Ich heiße Smith mit Nachnamen und Leutnant mit Vornamen! - Bevor ihr hier aufgetaucht seid, war alles in Ordnung. Ratet mal, was das für euch heißt..."
Bridget: "Ich kündige - und erkläre Ihnen hiermit den Krieg!"
Roland:
Das ist wieder so ein Tag, an dem ich mich nach den Zeiten zurücksehne, wo alles einfach war! Wo ich einfach hätte genießen können, einen Abend mit einer Frau zu verbringen. Und mit Aoraki zu fliegen - meine Güte, was für ein Ritt! Aber ich erinnere mich schon kaum mehr daran, weil wir zu konzentriert waren auf die scheinbar unmögliche Aufgabe, die vor uns lag. Wenn wir nur einen Moment zu spät gewesen wären... Wenn Bridget nicht dagewesen wäre... Ja, die Rentnergang hat uns mal wieder den Tag gerettet. Ihre Erfahrung, ihre Entschlossenheit, ihr Können... und bisher verborgene Talente sind nicht zu ersetzen. Aber da können Juro und ich noch so viele Sondersitzungen mit flüssiger Inspiration im Kommandobunker haben - der Patentlösung für unser hausgemachtes Problem sind wir keinen Schritt näher gekommen. Hausgemacht? Muss ja sein. Wieso sind wir die einzigen, die Probleme haben, ihre Sicherheitsleute bei Laune zu halten? Wenn die Chefs ein ehemaliger Kleingauner und ein hoffnungsloser Träumer sind, die meinen, bei einem Todesfall noch nach Absicht oder nicht fragen zu müssen, statt einfach draufzuballern - dann, ja dann sind wir offenbar das Problem. Oder die gesamte Gesellschaft. Und wer stärker ist, braucht man gar nicht zu fragen.
Da sieht man, wohin uns unsere guten Absichten geführt haben. Genau wie mit den Falken. Beim Einen, aber den Schuh können wir uns nicht auch noch anziehen. Wir hätten damals kaum anders reagieren können (Abgehoben) oder auch nur im Mindesten ahnen, dass Nostromo kein Gormogon-Verschwörer, sondern ein Spion war, der dem unseeligen Treiben dieser Sekte Einhalt gebieten sollte. Doch das ändert nichts daran, dass so viele Menschen für nichts und wieder nichts gestorben sind, nicht zuletzt Nostromo selbst. Kein Wunder, dass Isis endgültig die Nerven verloren hat. Das Kid ist unglaublich! Sie hätte sich auch gleich vom Dach stürzen können. Aber sie dachte noch an uns, an die Expedition. Sie wusste aus dem Vermächtnis ihres Vaters, dass eine ganze Zerstörerflotte bereit steht, die Columbus-Schiffe platt zu machen, bevor die Gormogon-Spinner sie als Dämonen-Köder verwenden könnten (Selbstmordversuche und Verschwörungen). Deshalb hat sie noch den Code zur Entwarnung durchgegeben. Erst dann machte sie sich auf, zu sterben. Oh, verdammt! Juro war regelrecht hysterisch. Ich hatte gerade darüber nachgegrübelt, was es für Probleme mit sich bringen könnte, wenn erst mal noch mehr Mitglieder von der Trémaly-Familie auftauchen. Schwester und Cousin scheint er ja im Griff zu haben. Auch wenn ich über die Umstände der Familienzusammenführung lieber nicht zu viel erfahren will. Aber das war alles nicht so wichtig angesichts der Nachricht: Isis will zu ihrer Familie. Dann hat Juro wieder irgendwelche Erscheinungen, die ihm verraten, wo Isis steckt oder so - und als nächstes zerre ich einen zappeligen Aoraki am Zaumzeug aus dem Aboretrum und wir sprengen den Notausstieg.
So hatte ich mir den ersten Ritt nicht vorgestellt. Ich wollte Aoraki vorbereiten, austesten, ich wusste ja nicht mal, auf welchem Trainingsstand er war. Oder ob ein Hütegreif auf andere Hilfen reagiert als ein Pferd. Auch hätte ich ihn nicht durch enge Straßenschluchten gejagt, immer in Gefahr, von der Luftabwehr erfasst und abgeknallt zu werden - mit einem zappelnden Rüstungsträger hintendrauf und einem Todescountsown im Nacken. Ich hab auf eine Rüstung verzichtet, ich wollte spüren, wie es Aoraki geht und auf jede seiner Regungen reagieren können. Es hätte sondt was passieren können. Aber er ist ein großartiges Tier! Nach kleinen Abstimmungsschwierigkeiten legte er richtig los - oh, das Gefühl, wenn diese mächtigen Flügel neben dir anfangen zu schlagen... Doch ohne Bridget, Tini und Mr. Miller wäre trotzdem alles zu spät gewesen. Miller hat die Abwehr des Funclubs außer Kraft gesetzt, Tini einen Flieger gekapert - und Bridget sprang Isis einfach hinterher. Einfach? Mein Verstand weigert sich, ein allzu klares Bild von dem zu liefern, was sie da mit ihrem Körper tat, es ging auch alles so schnell. Am ehesten lässt es sich beschreiben mit einem menschlichen Fallschirm. Wie viele Leute mit heimlichen PSI-Kräften wir wohl noch auf dem Schiff haben? Jedenfalls hielt Bridget Isis fest und bremste den Fall mit ihrem plötzlich sehr breit gewordenen Körper. Wir kamen von unten und konnten Isis auffangen, als Bridget sie uns zuwarf - und abstürzte. Tini mit dem Flieger hinterher - mittlerweile wissen wir, dass sie es überlebt haben, aber das kommt mir immer noch wie ein Wunder vor! Weil uns nun von allen Seiten Geschütze und Sicherheitskräfte bedrängten nahmen wir den einzigen Weg, der offen blieb: In die Schlucht und in eine stinkende Wolkendecke hinein.
Gosh, wie können dort unten Menschen leben? Auf der Müllkippe, in diesem Gestank und auf dem strahlenverseuchten Untergrund? Da sieht man, wie dieser angeblich so reiche Planet seinen Wohlstand, seine chemischen Drinks und das Air-Conditioning bezahlt: mit dem Elend der anderen. Die ganze verdammte Stadt steht auf einem riesigen Müllhaufen. Kein Wunder, dass die Bonzen alle möglichen Abwehrmechanismen entwickelt haben, um sicherzugehen, dass nichts aus dieser Wolke wieder nach oben kommt. Die elektrischen Störquellen haben Juros Rüstung ordentlich durcheinander gebracht und Isis mit ihrem Schädelrechner komplett ausgeknockt. Das war allerdings ein Segen, denn in der Eile hatte ich nicht mal ein Erste hilfe Paket eingesteckt. Brüche natürlich, wie auch sonst bei Glasknochenkrankheit. Aber wir mussten uns erst mal vor den Patrouillen verstecken, bevor wir in einer Kirche in dem Elendsviertel Zuflucht und eine medizinische Erstversorgung fanden. Das heißt, zuerst wurden wir fast von einem privaten Sicherheitstrupp abgeknallt, als wir mit dem Hütegreif auf dem Vorplatz landeten. Juros offizielle Rüstung hatte also doch was Gutes. Meine Güte, das dürfte unsere arme Schwester Zaishen nicht sehen, wie verbittert der Pfarrer dort geworden ist. Aber er bleibt, das muss man ihm anerkennen. Hab ich auch - mit 200 Imkies. Was Isabel alles für Strippen gezogen hat, damit das Krautfass-Oberkommando wegen der Ausstiegsluke keinen Stunk machte und uns ein Trupp mit Transporter im Sperrbezirk abholen konnte, ohne dass wir durchsucht wurden... Es hat funktioniert. Und der Zwischenfall am Funpark ging einfach in den Wirren dieser riesigen Metropole unter. Allerdings darf sich Aoraki nicht mehr sehen lassen. Dabei hat er gerade Spaß daran gefunden, seine Flügel zustrecken, der Gute!
Wir sind von Leuten umgeben, die es drauf haben - und darauf angewiesen, dass sie uns treu bleiben. Aber alles scheint uns unmerklich durch die Finger zu gleiten. Ich kann mir noch so den Mund fusselig reden - meine Zivilisten haben Angst, dass sich die Sicherheit irgendwie für Julias Tod rächen wird. Sie geben Hannibal und Co die Schuld und sind der Meinung, wir hätten alle an der Schlägerei Beteiligten besser hinrichten sollen (Gefeuert - und froh darüber). Das kommt mir vor wie ein Blutopfer an die Rachegelüste der Sicherheitsleute! Aber so einfach ist das nicht. Klar sind die sauer, wenn sie das Gefühl haben, sie riskieren ihr Leben und haben keinerlei Vorteile gegenüber dem, der gemütlich auf seinem Hintern sitzen bleibt. Aber das stimmt auch nicht! Die Zivilisten leisten genauso ihren Beitrag zum Gelingen der Expedition und ich weiß einfach nicht, wie wir dieses verschissene Zwei-Klassen-Denken los werden sollen. Alles fällt auseinander, egal, was ich tue. Juro und ich sind uns einig, dass wir unser Urteil nicht nachträglich ändern werden. Wir würden auch vor Bridget nur das Gesicht verlieren - ganz davon abgesehen, dass es ein verdammter Unfall war und bleibt. Wir können nur versuchen, an ihre Vernunft zu appellieren. Wenn sie nur erst heil zurück ist...
Ausgerechnet diese heikle Zeit hat sich Xandra ausgesucht um... ja, was? Mich anzubaggern? Das klingt so banal. Wir haben einen schönen Abend in der Oper gehabt - beeindruckende Musik, wenn auch nicht ganz mein Stil -, uns nett unterhalten, ich hab ihr das Du angeboten - wie Hartek und den anderen halt auch! Und wenn mich Juro nicht kirre gemacht hätte, hätte ich ihr auch nichts geschenkt. Gut, Xandra hat sich sehr über die Orchidee gefreut, ich erkenne mittlerweile den Unterschied zwischen ihrem professionellem Lächeln und einem echten. Aber ich hoffe, sie interpretiert da nicht zu viel rein. Ich werde bald Vater! Natürlich erwischte mich Ramona eiskalt vor der Hauptschleuse, als ich da mit Blume wartete. He, sie ist diejenige, die mich benutzt und mit meinen Gefühlen gespielt hat. Es geht sie gar nichts an, wenn ich mich mal amüsiere. Aber ich fürchte, sie heckt wieder irgendwas aus in ihrem hübschen Kopf, irgendwas, was Xandra schaden wird, nur aus Prinzip... Da erwacht der Beschützerinstinkt in mir. Aber ehrlich - ich weiß, dass Ramona schlecht für mich ist, mich nicht liebt, meinen besten Freund hasst - dagegen Xandra, dieser herzensgute Mensch, mit dem man gern zusammen ist... Und doch, und doch... Scheiße!
zurück zu Die "Falsch beurteilte" Chronik