Gefeuert - und froh darüber: Unterschied zwischen den Versionen

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Roland muss irgendwie abfärben. Was könnte sonst der Grund sein, dass ich diese Jungs nicht hinrichten lassen konnte? Achmed und ALi hätten nichts dagegen gehabt. Im Gegenteil. Es wäre für sie das selbstverständlichste auf der Welt gewesen, den Abschaum sofort exekutieren zu lassen. Vielleicht ist das wiiderum genau der Punkt, der bei meiner Entscheidung eine Rolle gespielt hat. Jemand schubst, ein anderer hat den Fuß an der falschen Stelle stehn und schon ist eine Unschuldige tot. Aber es war keine Mordabsicht im Spiel. Etwas, das mir früher jederzeit hätte passieren können. Etwas, das immer wieder passieren kann. Was hilft es also, wenn uns nichts anderes einfällt, als jeden umzubringen? Wir wollen doch alle zusammen auf diesem verdammten Asteroiden ankommen! Wenn uns Bridgett jetzt verlässt ist das ein echtes Problem. Ist sie deswegen zwei Menschenleben wert? Wie kann ich überhaupt den Wert eines Menschen bestimmen? Für Adelige ist das einfach. Für jemanden wie mich, der bis jetzt immer zu den untersten Schichten gehörte, ist es das erste Mal, dass ich solche Entscheidungen beeinflussen kann. Bin ich total bescheuert, wenn ich anfange daran zu glauben, dass man sich darüber Gedanken machen sollte? Ich weiß es nicht. Und ich hoffe sehr, dass ich nicht den größten Fehler meiner bisherigen Karriere als Sicherheitschef gemacht habe. Ich fürchte, meine Leute werden Schwierigkeiten haben, es zu verstehen. Wie denn auch, wenn deine Ansichten immer von denen die über dir stehen geformt wurden.  
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Roland muss irgendwie abfärben. Was könnte sonst der Grund sein, dass ich diese Jungs nicht hinrichten lassen konnte? Achmed und Ali hätten nichts dagegen gehabt. Im Gegenteil. Es wäre für sie das Selbstverständlichste auf der Welt gewesen, den Abschaum sofort exekutieren zu lassen. Vielleicht ist das wiederum genau der Punkt, der bei meiner Entscheidung eine Rolle gespielt hat. Jemand schubst, ein anderer hat den Fuß an der falschen Stelle stehn und schon ist eine Unschuldige tot. Aber es war keine Mordabsicht im Spiel. Etwas, das mir früher jederzeit hätte passieren können. Etwas, das immer wieder passieren kann. Was hilft es also, wenn uns nichts anderes einfällt, als jeden umzubringen? Wir wollen doch alle zusammen auf diesem verdammten Asteroiden ankommen! Wenn uns Bridget jetzt verlässt, ist das ein echtes Problem. Ist sie deswegen zwei Menschenleben wert? Wie kann ich überhaupt den Wert eines Menschen bestimmen? Für Adelige ist das einfach. Für jemanden wie mich, der bis jetzt immer zu den untersten Schichten gehörte, ist es das erste Mal, dass ich solche Entscheidungen beeinflussen kann. Bin ich total bescheuert, wenn ich anfange daran zu glauben, dass man sich darüber Gedanken machen sollte? Das man etwas ändern sollte? Ich weiß es nicht. Und ich hoffe sehr, dass ich nicht den größten Fehler meiner bisherigen Karriere als Sicherheitschef gemacht habe. Ich fürchte, meine Leute werden Schwierigkeiten haben, es zu verstehen. Wie denn auch, wenn die Welt dazu eine vollkommen klare Meinung hat? Bis jetzt zumindest. Ich kann es verstehen, dass man Rache für den Tod eines lieben Menschen nehmen will. Sehr gut sogar. Ist es dann nicht meine Pflicht, zu einem Zeitpunkt an dem ich einigermaßen objektiv bleiben kann, die Regeln festzulegen, nach denen die Ährengarde spielen soll? Wie soll ich sie auch sonst jemals einhalten, sollten sie eines Tages mich selbst betreffen, wenn sie nicht lange vorher aufgestellt wurden? Ich fühle mich nur so furchtbar was Bridget angeht: Ich mag sie. Es tut mir schrecklich leid um ihre Tochter. Ich will nicht, dass sie geht. Sie ist ja selbst fast so etwas wie ... hm ... eine Mentorin für mich. Jemand, dem ich vertraue. Und jetzt kann ich ihr nicht einmal glaubhaft mein Beileid aussprechen, denn ich bin derjenige, der sie daran hindert das einzige zu tun, was ihr noch bleibt: Vergeltung. So ein Dreck. Wieso mache ich das nur? Wieso nutze ich nicht einfach gemütlich meine Stellung aus, um an gutes Essen zu kommen und überlasse ansonsten alles den McGurks? Wieso fühle ich mich nur so verdammt verantwortlich? Für die komplette Ährengarde. Den dümmsten Mistschaufler und meine High-End-Elite-Senioren. Eins weiß ich jedenfalls ganz gewiss: ich kann es einfach nicht leiden, Menschen mit Zahlenwerten zu versehen. Hab dafür wohl zu lange die Null auf der Stirn kleben gehabt. Ob ich es nicht doch schaffe, Bridget das zu erklären? Wenn Sie es akzeptieren könnte, wie viel wäre mit ihrer Hilfe erreichbar ... Ich kann mir allerdings schon vorstellen wie so ein Gespräch laufen würde. Sie würde es höflich als idealistischen Unfug und nicht praktikabel zur Seite legen. Oder so ähnlich. Wie auch immer, es ist zu spät, um noch etwas an meiner Entscheidung zu ändern. Ich werde dabei bleiben.
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Wenigstens sind wir gut auf dem Planeten gelandet. Dort wartete zur Abwechslung mal eine angenehme Überraschung auf mich: ich habe meine Schwester und meinen Cousin wiedergefunden! Es war eigentlich nur Zufall, dass ich auf die Seitenstraße geachtet habe, in der die beiden gerade von einem korrupten Stadtwachenschwein aufgehalten wurden. Dumm war nur, dass ich meine Rüstung an Bord gelassen hatte, weil ich unauffällig ein paar Infos einholen wollte. Plötzlich bekam ich unerwartete Verstärkung: zwei der Spinnenreiter mischten sich ein, was für eine zügige, endgültige Lösung der Situation und eine satte Spinne sorgte. Debei gab es gleich noch eine Überraschung! Die nette Kommunikationsoffizierin gabs im Doppelpack. Zwillinge! Kein Wunder, dass sie zu fast allen Zeiten wie aus dem Ei gepellt und frisch aussah ... Ist doch toll wenn man sich abwechseln kann. Die eine hat mir sogar ihren Namen verraten. vielleicht mögen sie mich doch ein wenig, anstatt mich nur unterhaltsam zu finden. Wir werden sehen. Nun werde ich erst mal mit meiner Familie reden.
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Aktuelle Version vom 13. September 2011, 20:05 Uhr

Roland:

So sieht's also aus. Sonntag Umzug auf die Full Moon Rising, die die Ährengarde mit den Spinnenreitern zum Asteoriden bringen wird. Die Aufklärer haben es geschickt eingefädelt, dass die Svensson-Kolumbus quasi befördert wurde und uns gefeuert hat, weil sie bei ihrer neuen Aufgabe auf einem Stahldingsbums keine Bauern brauchen kann. Ganz ohne Verrat, Untergraben oder Abservieren. Gut, dass Achmed und Ali nochmal zu ihr hin sind und sie zusammengefaltet haben. Juro und ich haben nämlich in der Besprechung nicht gerade überzeugend überrascht reagiert und haben die Nachricht für einen Außenstehenden erstaunlich gelassen aufgenommen. Obwohl die Tussi sowieso so mit sich zufrieden war und der Tatsache, uns los zu werden, dass es ihr wohl nicht aufgefallen ist. Tja - wir sind eben die Zeugen für ihre Unfähigkeit bisher.

Und das Schlimmste war ja Ramona! Sie saß da und lächelte und ließ sich von der Svensson mit Vornamen anreden und meinte, sie müsse noch entscheiden, ob sie die Versetzung annimmt. Ich konnte kein Wort zu ihr sagen. Warum sollte sie auch die Chance nicht nutzen? Der neue Job wäre sicherer, besser bezahlt und weg von den Leuten, die von ihren Intrigen und ihrer Dämonenpaktiererei wissen. Meine Güte, ich wusste ja selbst nicht, was ich mir wünschen sollte! Als sie dann aber abends in mein Quartier kam und mir sagte, dass sie bleibt, war ich so glücklich: Juchhuh, meine Probleme werden weiter gehen! Ramona und das Kind, verdammt! Das war ja ihre offizielle Begründung an die Svensson: Dass sie mit Leunant Beagle ein Kind erwartet und deshalb aus privaten Gründen nicht wechseln will. Aber ich musste mir natürlich gleich einreden, dass es auch daran liegt, dass sie mich doch mag und Vertrauen zu mir hat und meine Hilfe möchte, mit dem Dämon fertig zu werden. Oje, oje... Ich musste erst mal feiern, auch wenn Juro gleich anfing, das Ganze nach möglichen Intrigen abzuklopfen. Ich komme so einfach nicht von ihr los...

Die Erzräuber wenigstens bedauern unseren Weggang. Das waren auch echt nette Leute. Ich glaube, wir werden auch ihre Kompetenz früher oder später noch vermissen. Aber ich hadere jetzt nicht mehr mit der Entscheidung. Vielmehr kommt wieder der alte Abenteurer durch. Wir haben auch schon die Commodorin, den Piloten und die Navigatorin der Full Moon Rising kennen gelernt. Profis, die schon alles mögliche an alle möglichen Orte transportiert haben, inklusive eines seltenen Riesekraken-Aliens. Ich hoffe, ich werd dazu kommen, mir ein paar von den Geschichten anzuhören. Dieser Erik scheint ganz umgänglich, auch wenn er ein durchgeknallter Fan ist - von Isis! Wusste nicht, dass die Kleine berühmt ist, weil sie mal ein verrücktes Wettfliegen gewonnen hat. Angeblich war es langweilig, sagt sie.

(Roland: Das kommt davon, wenn man sein Kind in einem Kampffliegertrupp aufzieht. Nostromo hat sein Gör verzogen und wir müssen's ausbaden!)

Hab ihr wenigstens entlocken können, dass sie jetzt natürlich nicht vorhat, auf dem Planeten auszusteigen. Das blöde Kind wollte Juro noch ein bisschen zappeln lassen und er fällt natürlich drauf rein. Genauso wie die Spinnenreiter, die jetzt Witze machen, sie müssen sich das nochmal überlegen mit der Kooperation, wo wir schließlich von unserem Vor-Arbeitgeber entlassen wurden. Pf! Ich bin ganz froh, dass sie ihr Interesse bisher auf Juro beschränkt haben. Coole Riesenspinnen hin und her, letztlich ist es ganz gut, wenn ich mich und meine Leute von denen fernhalten kann. So gut es eben geht, wenn man zusammen auf einem Schiff oder einem Asteroiden festsitzt. Na ja, wie dieser Planet wenigstens aussieht, haben wir vielleicht ganz gute Chancen, für unsere frischen Lebensmittel, die wir entbehren können, etwas Kapital rauszuschlagen. Damit wir wenigstens das Notwendigste auf unserer Einkaufsliste besorgen können: Fusionsreaktor, Nachschub für den Reg-Tank, Rüstungen und Bohrer. Achmed und Ali, die Spinner, meinen, wir könnten mit unserem Budget auch noch die Aufgaben der anderen Abteilungen übernehmen. Und die unterirdischen Felder mit ner Schaufel anlegen. Ich glaube, die haben noch Restalkohol vom Chaos. Keine Ahnung, wie man so leben kann wie die Leute hier auf Thyssen. Kein Baum, kein Lebenwesen, keine Luft, nicht mal einen Blick auf den Himmel! Technik bis zum Kern und Getränke, die wie ein ganzes Chemielabor schmecken. Wahrscheinlich haben die gar keine Geschmacksnerven mehr für echten Whiskey. Wir werden sehen.

Diesen Umzug zu organisieren lenkt mich wenigstens von unangenehmen Gedanken ab. Nachdem schon der blöde Becker mit Kommentaren über Agnes meine Vergangenheit aufgestört hat, bekomme ich jetzt die dämliche Episode von Dumont nicht mehr aus dem Kopf und von meinem Gewissen runter. Hab Schwester Zaishen das Ganze nochmal gebeichtet. Vor vier Jahren habe ich mir, glaub ich, nicht so viele Gedanken gemacht, als ich das dem Priester vorgesetzt hab. Ich war wie taub, hab's nur weggedrängt. Jetzt seh ich den Typ wieder vor mir, wie er da liegt mit verdrehtem Hals und der Blutlache, die durch den zerschmetterten Kneipentisch sickert. Höre ihn die Tox beleidigen und fühle wieder diese unglaubliche Wut, die mich so ausrasten ließ. Klar bin ich gleich abgehauen - aber so lieb die Schwester das auch gemeint hat, ich kann mir nicht einreden, dass er das überlebt hat. Ich hasse mich, wenn ich so bin. So, wie ich Sandroses Rettung in Gefahr gebracht hab, weil ich diese Alienhasserin gegen die Wand geschleudert hab, bevor wir sie befragen konnten (Alienhasser und Gefühlsver(w)irrungen).

Warum ich jetzt darauf komme? Weil ich gerade ein Urteil zu fällen hatte über ein paar Jungs, die sich weit weniger zuschulden haben kommen lassen, aber leider mit einem ebenfalls schlimmen Ausgang: Julia ist tot. Sie wollte auf einer von Dschingis Partys einen Streit schlichten. Einer von Harteks Jungs hat sie zur Seite gestoßen, einer von Dschingis' Teens hatte das Bein im Weg, ein unglücklicher Fall gegen die Wand - und sie ist tot. Als nächstes gibt es fast ein Gemetzel, weil Bridget die Mörder ihres Mündels gleich an Ort und Stelle umbringen will und die gute Betsy mit der Sicherheit es zu verhindern sucht. Mir ist wieder mal bewusst geworden, wie gefährlich es ist, diese Frau an Bord zu haben. Wenn sie uns oder irgendwen sonst wirklich umbringen will, können wir sie kaum aufhalten, Rentnerin hin oder her. Das einzige, was sie irgendwie noch hält, ist der feine Faden an ... ja was? Loyalität vielleicht, die sie irgendwie für Juro empfindet. Aber der traut sich ja kaum, ihr jemals einen Befehl zu geben. Aus Angst, was passieren könnte, wenn sie ihn nicht befolgt, wahrscheinlich. Auch diesmal war er kurz davor, einzuknicken. Seine erste Reaktion war, alle sechs Hauptbeteiligten hinzurichten, dann die beiden Unglücksraben, die den Sturz verursachten, dann wenigstens den Schubser allein. Beim Einen, was war ich wütend auf Hannibal, Dschingis, Androsch und Hartek! Kommen angestürmt und haben nix besseres zu tun, als lauthals die Unschuld ihrer Jungs zu beteuern und den anderen Vorwürfen zu machen. Ausgerechnet jetzt, wo wir so eng zusammenhalten müssen wie nie zuvor, schlagen sich die Kids die Köpfe ein über so dämliche Fragen wie: Wer gehört zur nützlicheren Gruppe? Ich wollte sie alle miteinander nur über's Knie legen, dass sie sich selbst so in Gefahr gebracht haben - also die Kids, nicht meine Abteilungsleiter. Aber es war das erste Mal, glaub ich, dass die mich schreien gehört haben. Kleinlaut wurden und mich "Sir" nannten. Was mich ausnahmsweise nicht gestört hat. Von wo schnappen die Teens so ne elitäre Haltung auf wenn nicht von den Eltern?

Auch wenn ich wusste, dass wir um bestimmte böse Entscheidungen nicht drumherum kommen, war ich aber entschlossen zu verhindern, dass Juro Bridget ein Blutopfer bringt. Das Mündel der Profikillerin darf auch nicht anders behandelt werden. Im Verhör wurde aber auch meinem Kumpel schnell klar, dass Julias Tod einfach ein Unfall war. Die Jungs waren so am Boden! Seltsam, dass ich irgendwie auf einmal die Rolle des "Bad Cop" übernommen hab, oder wie Juros komisches Unterwelt-Spiel heißt. Jedenfalls lief es auf Auspeitschen und Strafarbeit hinaus (was mir Dankesbriefe von meinen Untergebenen einbrachte, dafür hatte ich kaum was getan). Juro fiel es zu, das Bridget zu erklären. Ich mein, wenn sie wirklich so diszipliniert ist, wie sie tut, muss sie auch akzeptieren, dass Juro als Sicherheitschef solche Entscheidungen zustehen. Und die Jungs hinterher auch keine "Unfälle" erleiden dürfen. Aber meine Güte, ich werde niemals Juros Mut anzweifeln... Jetzt ist Bridget erst mal in den Tiefen von Thyssens Raumhafen verschwunden. Vielleicht wäre es besser, wenn sie nicht mehr wieder kommt.

Juro:

Roland muss irgendwie abfärben. Was könnte sonst der Grund sein, dass ich diese Jungs nicht hinrichten lassen konnte? Achmed und Ali hätten nichts dagegen gehabt. Im Gegenteil. Es wäre für sie das Selbstverständlichste auf der Welt gewesen, den Abschaum sofort exekutieren zu lassen. Vielleicht ist das wiederum genau der Punkt, der bei meiner Entscheidung eine Rolle gespielt hat. Jemand schubst, ein anderer hat den Fuß an der falschen Stelle stehn und schon ist eine Unschuldige tot. Aber es war keine Mordabsicht im Spiel. Etwas, das mir früher jederzeit hätte passieren können. Etwas, das immer wieder passieren kann. Was hilft es also, wenn uns nichts anderes einfällt, als jeden umzubringen? Wir wollen doch alle zusammen auf diesem verdammten Asteroiden ankommen! Wenn uns Bridget jetzt verlässt, ist das ein echtes Problem. Ist sie deswegen zwei Menschenleben wert? Wie kann ich überhaupt den Wert eines Menschen bestimmen? Für Adelige ist das einfach. Für jemanden wie mich, der bis jetzt immer zu den untersten Schichten gehörte, ist es das erste Mal, dass ich solche Entscheidungen beeinflussen kann. Bin ich total bescheuert, wenn ich anfange daran zu glauben, dass man sich darüber Gedanken machen sollte? Das man etwas ändern sollte? Ich weiß es nicht. Und ich hoffe sehr, dass ich nicht den größten Fehler meiner bisherigen Karriere als Sicherheitschef gemacht habe. Ich fürchte, meine Leute werden Schwierigkeiten haben, es zu verstehen. Wie denn auch, wenn die Welt dazu eine vollkommen klare Meinung hat? Bis jetzt zumindest. Ich kann es verstehen, dass man Rache für den Tod eines lieben Menschen nehmen will. Sehr gut sogar. Ist es dann nicht meine Pflicht, zu einem Zeitpunkt an dem ich einigermaßen objektiv bleiben kann, die Regeln festzulegen, nach denen die Ährengarde spielen soll? Wie soll ich sie auch sonst jemals einhalten, sollten sie eines Tages mich selbst betreffen, wenn sie nicht lange vorher aufgestellt wurden? Ich fühle mich nur so furchtbar was Bridget angeht: Ich mag sie. Es tut mir schrecklich leid um ihre Tochter. Ich will nicht, dass sie geht. Sie ist ja selbst fast so etwas wie ... hm ... eine Mentorin für mich. Jemand, dem ich vertraue. Und jetzt kann ich ihr nicht einmal glaubhaft mein Beileid aussprechen, denn ich bin derjenige, der sie daran hindert das einzige zu tun, was ihr noch bleibt: Vergeltung. So ein Dreck. Wieso mache ich das nur? Wieso nutze ich nicht einfach gemütlich meine Stellung aus, um an gutes Essen zu kommen und überlasse ansonsten alles den McGurks? Wieso fühle ich mich nur so verdammt verantwortlich? Für die komplette Ährengarde. Den dümmsten Mistschaufler und meine High-End-Elite-Senioren. Eins weiß ich jedenfalls ganz gewiss: ich kann es einfach nicht leiden, Menschen mit Zahlenwerten zu versehen. Hab dafür wohl zu lange die Null auf der Stirn kleben gehabt. Ob ich es nicht doch schaffe, Bridget das zu erklären? Wenn Sie es akzeptieren könnte, wie viel wäre mit ihrer Hilfe erreichbar ... Ich kann mir allerdings schon vorstellen wie so ein Gespräch laufen würde. Sie würde es höflich als idealistischen Unfug und nicht praktikabel zur Seite legen. Oder so ähnlich. Wie auch immer, es ist zu spät, um noch etwas an meiner Entscheidung zu ändern. Ich werde dabei bleiben.

Wenigstens sind wir gut auf dem Planeten gelandet. Dort wartete zur Abwechslung mal eine angenehme Überraschung auf mich: ich habe meine Schwester und meinen Cousin wiedergefunden! Es war eigentlich nur Zufall, dass ich auf die Seitenstraße geachtet habe, in der die beiden gerade von einem korrupten Stadtwachenschwein aufgehalten wurden. Dumm war nur, dass ich meine Rüstung an Bord gelassen hatte, weil ich unauffällig ein paar Infos einholen wollte. Plötzlich bekam ich unerwartete Verstärkung: zwei der Spinnenreiter mischten sich ein, was für eine zügige, endgültige Lösung der Situation und eine satte Spinne sorgte. Debei gab es gleich noch eine Überraschung! Die nette Kommunikationsoffizierin gabs im Doppelpack. Zwillinge! Kein Wunder, dass sie zu fast allen Zeiten wie aus dem Ei gepellt und frisch aussah ... Ist doch toll wenn man sich abwechseln kann. Die eine hat mir sogar ihren Namen verraten. vielleicht mögen sie mich doch ein wenig, anstatt mich nur unterhaltsam zu finden. Wir werden sehen. Nun werde ich erst mal mit meiner Familie reden.



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