Jungfräulicher Schnee oder: Juro, Ritter des Lichts: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | ''oder: Wettrüsten gegen das Chaos: Wer hat die meisten Propheten?''<br> | ||
+ | <br>''Roland und Juro springen mit den Spinnenreitern in die Atmosphäre des Planeten. Roland: "Dass sich Achmed und Ali dafür nicht angemeldet haben..."''<br> | ||
+ | ''SL: "Die sind schon längst unten."''<br> | ||
+ | <br>''Juro über den Eisklotz: "Das ist ein großer Kryo-Tank."''<br> | ||
+ | ''Roland nimmt den Helm ab und atmet die Luft der neuen Welt ein. Die Spinnenreiter schauen irritiert.'' <br> | ||
+ | ''Juoro erklärt: "Er ist unser Kanarienvogel.''<br> | ||
+ | <br>''Kallyria gewinnt auf der Oberfläche langsam ihre Lebensgeister. Juro: "Endlich taut sie wieder auf."''<br> | ||
+ | ''SL: "Bei minus 10 Grad."''<br> | ||
+ | <br>''Juro: "Was ist ein Paladin?"''<br> | ||
+ | ''Uriel: "Jemand wie du."''<br> | ||
+ | ''Juro: "Ein Kleinkrimineller?"''<br> | ||
+ | <br>''SL: "Amazon, der Dämon, der die Geschenke bringt. Bei der Recherche hat mit Dämon Google geholfen."''<br> | ||
+ | ''Juro: "Das kann kein Dämon sein. Er hat uns nur verwirrt, er war kein bisschen nützlich."<br> | ||
+ | ''SL: "Ja, irgendwo steht der Dämon und denkt sich: Mist, Mist, falsche Verkleidung, falsche PR-Abteilung! Ich hätte lieber als Lichtgestalt auftreten sollen statt als zwielichtigee Kuttenträger."''<br> | ||
+ | <br>''Juros Sticker: Es gibt irgendwo einen Brahin, der mich nicht töten will.''<br> | ||
+ | <br>''Juro zu Roland: "Es kann ja gar nicht so schlimm sein mit dir - du hast den Paladin-Stempel."''<br> | ||
+ | ''Roland schlägt ihm, auf den Hinterkopf. "Bild dir bloß nicht zu viel ein!"''<br> | ||
+ | ''Juro: "Och, Menno, nur ein paar Minuten..."''<br> | ||
+ | ''Roland grummelt: "Ich hab immer noch die höheren moralischen Ansprüche hier!"''<br> | ||
+ | <br>''Neue Geschichten aus dem Nicht-Weichei-Universum:'' <br> | ||
+ | ''SL: "Ramona hat einen neuen, fiesen Masterplan."''<br> | ||
+ | ''Juro: "Vielleicht sollte ich sie doch töten."''<br> | ||
+ | ''SL: "Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt."''<br> | ||
+ | ''Roland: "Was, wo sie schwanger ist?"''<br> | ||
+ | ''Juro: "Ach, ihr könnt euch eh nicht richtig um das Kind kümmern. Das ist reine Barmherzigkeit."''<br> | ||
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'''Juro:'''<br> | '''Juro:'''<br> | ||
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<br><br>Die neue Kathedrale wurde als erstes eingeweiht. Eine mehrere Stunden währende Zeremonie, währenddessen Schwester Zaishen zur Priesterin ernannt wurde. Das hat sie sich mehr als verdient! Kathedrale des Mutes - Wirklich ein passender Name. All die Namen derer vorgelesen zu bekommen, die es nicht bis hierher geschafft haben, war schlimm. Doch gleichzeitig zeigte es mir, wie sehr die Menschheit doch fähig ist ein Ziel zu verfolgen und zu erreichen. Wir waren hier an unserem Bestimmungsort. Niemand hatte uns davon abhalten können. | <br><br>Die neue Kathedrale wurde als erstes eingeweiht. Eine mehrere Stunden währende Zeremonie, währenddessen Schwester Zaishen zur Priesterin ernannt wurde. Das hat sie sich mehr als verdient! Kathedrale des Mutes - Wirklich ein passender Name. All die Namen derer vorgelesen zu bekommen, die es nicht bis hierher geschafft haben, war schlimm. Doch gleichzeitig zeigte es mir, wie sehr die Menschheit doch fähig ist ein Ziel zu verfolgen und zu erreichen. Wir waren hier an unserem Bestimmungsort. Niemand hatte uns davon abhalten können. | ||
<br><br>Noch während ein Teil von mir die Lieder mitsang, der Predigt folgte und an den richtigen Stellen niederkniete, war ein anderer Teil meines Geistes plötzlich an einem fremden Ort. Eine Art Tempelanlage, in Weiß und Gold gehalten. Ein heiliger Ort. Ich war nicht allein. Neben mir Roland, hinter mir unser ganzes Expeditionsteam der Ährengarde. Sie sahen aus, wie Steinstatuen – Symbole der Menschen, die zu mir gehören. Ramona sah ich allerdings nicht. Alle waren in weiße Gewänder oder Rüstungen gekleidet, mit einem Symbol darauf, dass mich an das Clansymbol der Trémaly erinnerte: eine Sonne in einem Viereck, deren Strahlen davon wegezeigen. Da waren aber noch mehr steinerne Gruppen, die sich hinter einem Anführer um den Altar in dem Steinkreis versammelt hatten. Ich konnte kaum glauben, was ich da sah und gleichzeitig kam es mir irgendwie vertraut vor. Als hätte das alles schon seine Richtigkeit und ich würde den Sinn bald erkennen … Doch zuerst sah ich mich neun Gruppen von Derishia, einer Chang und – beim Einen, sie sind tatsächlich so furchteinflößend wie man sagt – einem Brahim gegenüber! Der mich gleich anbrüllte. Interessanterweise konnte ich sogar den Sinn hinter seinen „Worten“ verstehen. Er freute sich, dass ich kein Derishia war und würde es schade finden, sollte mich einer seiner Verwandten auffressen. Na toll. Die Chang war anscheinend genauso überrascht wie ich, hier zu sein. Ich fand das beruhigend. Sie übermittelte mir ein paar Koordinaten und lud mich ein. Ja klar, mich laden ja dauernd Aliens zum Tee ein! Meine Güte! Aus den Gesichtern der restlichen Anwesenden schlugen mir die unterschiedlichsten Gefühle entgegen: Überraschung, Schockiertheit, Zufriedenheit, Freundlichkeit und blanker Hass. Ich, ein Mensch, in dieser illustren Runde? Das schien für die meisten unerwartet zu sein. Warum? | <br><br>Noch während ein Teil von mir die Lieder mitsang, der Predigt folgte und an den richtigen Stellen niederkniete, war ein anderer Teil meines Geistes plötzlich an einem fremden Ort. Eine Art Tempelanlage, in Weiß und Gold gehalten. Ein heiliger Ort. Ich war nicht allein. Neben mir Roland, hinter mir unser ganzes Expeditionsteam der Ährengarde. Sie sahen aus, wie Steinstatuen – Symbole der Menschen, die zu mir gehören. Ramona sah ich allerdings nicht. Alle waren in weiße Gewänder oder Rüstungen gekleidet, mit einem Symbol darauf, dass mich an das Clansymbol der Trémaly erinnerte: eine Sonne in einem Viereck, deren Strahlen davon wegezeigen. Da waren aber noch mehr steinerne Gruppen, die sich hinter einem Anführer um den Altar in dem Steinkreis versammelt hatten. Ich konnte kaum glauben, was ich da sah und gleichzeitig kam es mir irgendwie vertraut vor. Als hätte das alles schon seine Richtigkeit und ich würde den Sinn bald erkennen … Doch zuerst sah ich mich neun Gruppen von Derishia, einer Chang und – beim Einen, sie sind tatsächlich so furchteinflößend wie man sagt – einem Brahim gegenüber! Der mich gleich anbrüllte. Interessanterweise konnte ich sogar den Sinn hinter seinen „Worten“ verstehen. Er freute sich, dass ich kein Derishia war und würde es schade finden, sollte mich einer seiner Verwandten auffressen. Na toll. Die Chang war anscheinend genauso überrascht wie ich, hier zu sein. Ich fand das beruhigend. Sie übermittelte mir ein paar Koordinaten und lud mich ein. Ja klar, mich laden ja dauernd Aliens zum Tee ein! Meine Güte! Aus den Gesichtern der restlichen Anwesenden schlugen mir die unterschiedlichsten Gefühle entgegen: Überraschung, Schockiertheit, Zufriedenheit, Freundlichkeit und blanker Hass. Ich, ein Mensch, in dieser illustren Runde? Das schien für die meisten unerwartet zu sein. Warum? | ||
− | <br><br>Diese Frage wurde mir beantwortet, als die Lebendigkeit aus den marmornen Stauten wich und eine strahlende weibliche Gestalt hinab schwebte. Uriel. Sie schien sich nicht über meine Anwesenheit zu wundern, jedoch darüber dass Roland auch hier war. Sie war misstrauisch. Ob sie spürte, dass das Chaos ein besonderes Interesse an ihm zu haben schien? Wie auch immer, ich vertraue Roland und würde meine Hand für ihn ins Feuer legen – er konnte genauso hier sein wie ich. Uriel schien beruhigt. Dann legte sie los. Eine Schöpfungsgeschichte, wie ich sie so noch nicht gehört hatte. Am Anfang das Chaos und die Ordnung. Eine explosive Begegnung beider Gegensätze, die zur Entstehung des Universums führt und beiden Kräften eine Quentchen des jeweils Anderen verleiht. Die Entstehung der Zeit, was notgedrungen dazu führt, dass sich die Waage zu Gunsten der Entropie und des Chaos neigt und eines Tages das Universum vom Chaos verschluckt wird. 12 Paladine der Ordnung, die dem Chaos entgegen treten und für ein Gleichgewicht kämpfen. Jeder von ihnen mit einem Wesen in seiner Nähe, das älter als die Welt ist und ihnen Zugang zu diesem Tempel bietet. Ich, Juro, ehemaliger Kleinkrimineller und Überlebenskünstler der neueste Streiter im Sternentempel? Ernsthaft? Uriel meinte, das sei sehr einfach zu erkennen, denn jeder Paladin verfüge über die „Gabe der Ordnung“. Es dauerte etwas, bis ich das in Zusammenhang mit meiner neuen Psi-Fähigkeit der Teleportation gebracht hatte. Die Gabe, die es ermöglicht, Dinge an die richtige Stelle zu setzen und die als einziges kein Chaos verursacht. Oder war damit vielleicht noch mehr gemeint? Leute in die richtigen Positionen bringen? Menschen zueinander? Mein Schädel fing an zu brummen … Ich weiß nicht, ob ich alle wichtigen Fragen gestellt hatte. Ich weiß nur dass ich mich irgendwann erschöpft fühlte, wie nach einem kilometerlangen Lauf. Ich muss erst mal darüber nachdenken, was das zu bedeuten hat. Ob und wenn ja was für Konsequenzen es hat. Wie das in mein Weltbild passt. Was Roland davon hält (außer sich einen abzulachen bei der Vorstellung von mir als einer Art „Paladin“). Ordnung und Chaos ins Gleichgewicht bringen – daneben scheint mir der Aufbau eines Raumhafens doch recht überschaubar. Ordnung und Chaos … wieso muss ich da an Jura und Kallyria denken? Wahrscheinlich weil bei meinem Lieblings-Gegensatzpaar besonders Kallyria aus dem Gleichgewicht geraten ist. Ob das wohl heißt, dass ich vielleicht gar nicht die schlechteste Wahl bin, ihr doch noch zu helfen? Der Eine hilf! Oder …. muss ich jetzt sagen „Ordnung steh mir bei“? Noch so etwas, dass ich erst einmal für mich klären muss. Alles nicht so einfach! | + | <br><br>Diese Frage wurde mir beantwortet, als die Lebendigkeit aus den marmornen Stauten wich und eine strahlende weibliche Gestalt hinab schwebte. Uriel. Sie schien sich nicht über meine Anwesenheit zu wundern, jedoch darüber dass Roland auch hier war. Sie war misstrauisch. Ob sie spürte, dass das Chaos ein besonderes Interesse an ihm zu haben schien? Wie auch immer, ich vertraue Roland und würde meine Hand für ihn ins Feuer legen – er konnte genauso hier sein wie ich. Uriel schien beruhigt. Dann legte sie los. Eine Schöpfungsgeschichte, wie ich sie so noch nicht gehört hatte. Am Anfang das Chaos und die Ordnung. Eine explosive Begegnung beider Gegensätze, die zur Entstehung des Universums führt und beiden Kräften eine Quentchen des jeweils Anderen verleiht. Die Entstehung der Zeit, was notgedrungen dazu führt, dass sich die Waage zu Gunsten der Entropie und des Chaos neigt und eines Tages das Universum vom Chaos verschluckt wird. 12 Paladine der Ordnung, die dem Chaos entgegen treten und für ein Gleichgewicht kämpfen. Jeder von ihnen mit einem Wesen in seiner Nähe, das älter als die Welt ist und ihnen Zugang zu diesem Tempel bietet. Ich, Juro, ehemaliger Kleinkrimineller und Überlebenskünstler der neueste Streiter im Sternentempel? Ernsthaft? Uriel meinte, das sei sehr einfach zu erkennen, denn jeder Paladin verfüge über die „Gabe der Ordnung“. Es dauerte etwas, bis ich das in Zusammenhang mit meiner neuen Psi-Fähigkeit der Teleportation gebracht hatte. Die Gabe, die es ermöglicht, Dinge an die richtige Stelle zu setzen und die als einziges kein Chaos verursacht. Oder war damit vielleicht noch mehr gemeint? Leute in die richtigen Positionen bringen? Menschen zueinander? Mein Schädel fing an zu brummen … Ich weiß nicht, ob ich alle wichtigen Fragen gestellt hatte. Ich weiß nur dass ich mich irgendwann erschöpft fühlte, wie nach einem kilometerlangen Lauf. Ich muss erst mal darüber nachdenken, was das zu bedeuten hat. Ob und wenn ja was für Konsequenzen es hat. Wie das in mein Weltbild passt. Was Roland davon hält (außer sich einen abzulachen bei der Vorstellung von mir als einer Art „Paladin“). Ordnung und Chaos ins Gleichgewicht bringen – daneben scheint mir der Aufbau eines Raumhafens doch recht überschaubar. Ordnung und Chaos … wieso muss ich da an Jura und Kallyria denken? Wahrscheinlich weil bei meinem Lieblings-Gegensatzpaar besonders Kallyria aus dem Gleichgewicht geraten ist. Ob das wohl heißt, dass ich vielleicht gar nicht die schlechteste Wahl bin, ihr doch noch zu helfen? Der Eine hilf! Oder …. muss ich jetzt sagen „Ordnung steh mir bei“? Noch so etwas, dass ich erst einmal für mich klären muss. Alles nicht so einfach!<br> |
+ | <br>'''Roland:'''<br> | ||
+ | <br>Ich sollte panisch sein. Es ist schon schlimm genug, 10.000 Leute zu führen und auf einem Eisklotz eine Gesellschaft aufzubauen, die vielleicht ein klein wenig besser ist als anderswo. Und jetzt soll Juro noch das ganze Universum vor dem Chaos retten. Geht es nicht ein bisschen kleiner? Juro Trémaly, Paladin des göttlichen Lichts, der erste menschliche Streiter im Namen der Ordnung! Wenn ich in seiner Gegenwart jetzt öfter mal Background-Himmelschöre nachahme, hat das weniger damit zu tun, dass ich das lustig finde. Oder nicht glaube. Es ist wohl meine Art, ihn auf dem Boden zu halten. Oder auch einfach nur mit dieser absurden Situation umzugehen. Ich denke, Juro versucht gar nicht so viel dran zu denken momentan. Auserwählt zu sein, was auch immer, das kommt ihm sicher noch abgedrehter vor als mir. Ich hab ja gesehen, wie er sich im letzten halben Jahr verändert hat, wie er jeden Tag darum kämpft, sein Bestes zu geben und das Richtige zu tun. Bin ich neidisch? Auf diese Verantwortung, die ihm ein Wesen, dieser Alien-Asteroid, ein Prophet, ein Was-auch-immer auferlegt hat, garantiert nicht. Vielleicht ein wenig darauf, dass er Gedankenkontakt zu den anderen Alienrassen hatte, da in diesem Tempel. Sogar ein Brahim war dabei - ich wusste doch, dass keine Rasse im Universum von Grund auf böse sein kann! Die Brahim haben es vor den Menschen in die Paladin-Runde geschafft. Aber was heißt das eigentlich?<br> | ||
+ | <br>Mann, was sagt das über mich Egozentriker aus, dass ich alles gleich auf mich beziehe? Es hat mich getroffen, als diese Uriel sagte, das Chaos schätze mich, mein Herz gehöre einer Agentin des Chaos - Ramona - und mir sei nicht zu trauen. Juro hat sich gleich für mich eingesetzt. Ich wünschte, ich könnte mir genauso vertrauen, wie er es tut. Ich war bereit, mit Ramona zu gehen. Was, wenn der Dämon über meine Gedanken Geheimnisse der Paladine erfährt? Obwohl wir nicht wirklich was erfahren haben. Zumindest nichts Praktisches. Ich weiß nicht, wie Juro mit der Vorstellung klar kommt, dass der Eine, an den er mit ganzem Herzen glaubte, kaum mehr ist als ein Konstrukt des menschlichen Geistes, weil es den großen Kampf Ordnung gegen Chaos sonst nicht erfassen kann. Ich weiß nicht, ob ich es begriffen habe. Aber insgesamt hat mich Uriels Erklärung mehr in meinem eigenen Gefühl bestärkt. Die Kirche ist eine Hilfskrücke gegen das Chaos, aber wenn ich ihr nicht von ganzem Herzen folgen kann, heißt das nicht, dass ich nicht der Ordnung gehorche. Und Uriel irrt sich bei Ramona. Ich kann sie retten! Jetzt weiß ich sogar noch besser als zuvor, wonach ich Ausschau halten muss. Und die Kirche allein ist nicht mit Ordnung gleichzusetzen. Sonst würde unsere Welt nicht dem Untergang entgegensteuern, wie Uriel sagt. Wenn die Fürsten, der Imperator, die Kirche die Repräsentanten der Ordnung wären, müssten wir sicher sein. Und die anderen Alienrassen, die zum Beispiel Demokratie haben, müssten dem Chaos viel näher sein. Was sagst du dazu, Uriel! Agentin des Chaos, kiss my ass. <br> | ||
+ | <br>Wundervoll, nicht wahr? Wenn das mal keine hochverräterischen und ketzerischen Gedanken sind, weiß ich das auch nicht. Was nutzt Juro dieser antiquierte Titel? Was nutzt es ihm zu wissen, dass wir mit jeder Chaosreise das Chaos in unsere Welt hineinlassen? Er ist Paladin in einer anderen Sphäre, irgendwo gibt es Aliens wie ihn - aber weder Achmed und Ali, geschweige denn der Imperator, werden auf ein Wort von Juro Trémaly hin das Chaosreisen abschaffen, aufhören zu kämpfen und die frohe Botschaft verbreiten. Gibt es niemanden... Mächtigeren, der als Paladin geeignet wäre? Bisher kann Juro mit seiner neuen Kraft gerade mal Wassergläser verschieben, aber noch längst nicht durchs Universum reisen - und dabei ganz Nova Arctica mitzunehmen! <br> | ||
+ | <br>Ich dachte ja bisher, es wäre schon Lebensaufgabe genug, diesen Asteroiden zu besiedeln. Wenn wir Achmed und Ali keine Sandoase in der Eiswüste schaffen, ist es ganz schnell vorbei mit dem ersten menschlichen Paladin! Es hat so gut getan, endlich in Gang zu kommen, der Sicherheit und den GUs zu zeigen, dass meine Leute weit mehr sind als Ballast, dass sie es drauf haben und dafür sorgen, dass wir alle hier überleben. Ah, das kommt mir vor wie in einem anderen Leben, dass wir auf den Spinnen durch die Atmosphäre getaucht sind. Was für ein Ritt! Und dieser jungfräuliche Schnee, diese absolute Stille, die Luft, die nach gar nichts schmeckt, als ob wir wirklich ganz allein auf einer Welt sind, die nur für uns geschaffen wurde. Na ja, so ist es ja auch, wenn man davon absieht, dass diese Welt - Uriel - sich extra so für uns bereit gemacht hat... Walt meint, er kann die Gedanken der Spinnen fast so lesen wie von Menschen - oder so interpretiere ich es. Je mehr ich von den GUs sehe, umso mehr wird mir klar, dass sie wirklich Partner sind, keine Haustiere. Ich hab's fast bedauert, als wir mit dem Bau angefangen haben. Nach Monaten auf Schiffen und Stahlwelten mal kein Motorgedröhn, kein Lüftungszischen oder Computerpiepsen. Der erste Ausritt mit Aoraki war einfach wunderbar. Wir wollte beide gar nicht mehr auf die Erde zurück! Als der Tiefbautrupp die Basaltröhren entdeckte, die uns den Bau des Erdwärme-Kraftwerks so einfach machten, war ich nicht so locker drauf wie Juro. Ihn hatte das Wesen, auf dem wir stehen, schon total eingelullt. Zurecht, denke ich. Nach unserer Begegnung im Sternentempel kann ich nicht mehr daran zweifeln, dass es gut ist. Oder zumindest der Ordnung gehorcht. Um der Ordnung willen können auch viele Menschen sterben, ohne, dass es Uriel etwas ausmachen würde oder dem "big picture". Macht es mich schon chaotisch, dass ich auf jeden Einzelnen achte? <br> | ||
+ | <br>Meine Leute waren richtig übermütig, endlich am Ziel zu sein. Warum auc nicht? Sie wollen hier den Rest ihres Lebens verbringen und müssen nie wieder durch Chaos reisen. Die Kinder waren nicht die einzigen, die eine Schneeballschlacht gemacht haben, Ich habe Hartek gebeten, sich ein bisschen um Luna und ihre Leute zu kümmern. Ramona gewinnt wieder einen Teil ihrer Arroganz zurück. Eigentlich wäre mal wieder ein eindringliches Gespräch vonnöten, vor allem jetzt, wo ich weiß, wie weit sie innerlich noch von unserer Seite entfernt ist. Sie kann den Dämon immer noch jederzeit zu uns einladen mit den falschen Taten und Gedanken! Ah, was tun? Wenn der Tag kommt, dass ich mich zwischen Ramona und Juro entscheiden muss... wir müssen das Universum vor dem Chaos retten. Ich denke immer "wir". Weil mir dort im Sternentempel klar geworden ist, dass Juro vielleicht kostbarer ist, als er selbst weiß. Weil ich mir nicht vorstellen kann, ihn allein zu lassen mit dieser Aufgabe. Ist es das, was man Familie nennt? Dass man zusammensteht, weil die Alternative einfach undenkbar ist? Ganz davon abgesehen, dass ich der einzige bin, der dabei war, der Juro glaubt und ihn nicht gleich als Ketzer verbrennen würde. Er hat herausgefunden, was die Spinnenreiter wissen wollte. Wie lange wird es dauern, bis Kallyria das in seinen Gedanken liest, wenn sie allabendlich ins einem Kopf einschläft, quasi? Und würden sich die GUs, diese brutalen Aufklärer, auf unsere Seite schlagen? Immerhin hat der Bruder des Legaten ja die Lichtgestalt vorhergesehen... Mein Kopf! Nicht zu viel dran denken. Einen Schritt nach dem anderen. Bohren wir noch ein paar Löcher in unseren Propheten. <br> | ||
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Version vom 11:29, 7. Apr 2013
oder: Wettrüsten gegen das Chaos: Wer hat die meisten Propheten?
Roland und Juro springen mit den Spinnenreitern in die Atmosphäre des Planeten. Roland: "Dass sich Achmed und Ali dafür nicht angemeldet haben..."
SL: "Die sind schon längst unten."
Juro über den Eisklotz: "Das ist ein großer Kryo-Tank."
Roland nimmt den Helm ab und atmet die Luft der neuen Welt ein. Die Spinnenreiter schauen irritiert.
Juoro erklärt: "Er ist unser Kanarienvogel.
Kallyria gewinnt auf der Oberfläche langsam ihre Lebensgeister. Juro: "Endlich taut sie wieder auf."
SL: "Bei minus 10 Grad."
Juro: "Was ist ein Paladin?"
Uriel: "Jemand wie du."
Juro: "Ein Kleinkrimineller?"
SL: "Amazon, der Dämon, der die Geschenke bringt. Bei der Recherche hat mit Dämon Google geholfen."
Juro: "Das kann kein Dämon sein. Er hat uns nur verwirrt, er war kein bisschen nützlich."
SL: "Ja, irgendwo steht der Dämon und denkt sich: Mist, Mist, falsche Verkleidung, falsche PR-Abteilung! Ich hätte lieber als Lichtgestalt auftreten sollen statt als zwielichtigee Kuttenträger."
Juros Sticker: Es gibt irgendwo einen Brahin, der mich nicht töten will.
Juro zu Roland: "Es kann ja gar nicht so schlimm sein mit dir - du hast den Paladin-Stempel."
Roland schlägt ihm, auf den Hinterkopf. "Bild dir bloß nicht zu viel ein!"
Juro: "Och, Menno, nur ein paar Minuten..."
Roland grummelt: "Ich hab immer noch die höheren moralischen Ansprüche hier!"
Neue Geschichten aus dem Nicht-Weichei-Universum:
SL: "Ramona hat einen neuen, fiesen Masterplan."
Juro: "Vielleicht sollte ich sie doch töten."
SL: "Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt."
Roland: "Was, wo sie schwanger ist?"
Juro: "Ach, ihr könnt euch eh nicht richtig um das Kind kümmern. Das ist reine Barmherzigkeit."
Juro:
Wenn ich diese Vision nicht mitten während einer Messe gehabt hätte, dann würde ich vermutlich mehr darüber nachdenken, ob sie nicht vom Chaos persönlich stammt. Aber dieses Wesen hat nicht mal versucht, mich zu irgendwas zu überreden, mir etwas anzudrehen – oder mir weis zu machen es wüsste, was das Beste für die Menschen wäre. Nein, es hat mir eine Geschichte erzählt, die sehr gut zu der Wirklichkeit passt, wie ich sie kenne. Alles Fakten also? Ich hatte bei der ganzen Sache durchweg ein gutes Gefühl – das hätte ich nicht, wenn es um dämonische Einflüsterungen ginge, da bin ich mir sicher! Außerdem schien das Wesen – Uriel – kein Freund von Ramona zu sein und bezeichnete sie als „Agentin des Chaos“. Sogar Roland gegenüber war sie sehr misstrauisch. Ja „sie“, eindeutig eine Frau. Erinnerte mich leicht an Ariane. Ich nehme an, sie hat die Bilder aus meinem Geist gefischt. Aber ich kann keine bösartige Motivation dahinter sehen, die nur dem Zweck dient mein Vertrauen zu erschleichen. Ich glaube eher, es ist Uriels Versuch, ihre Gestalt in eine für mich fassbare Erscheinung zu packen …
Ich hatte ja erwartet, dass wir herausfinden, was es mit den Visionen der Spinnenreiter und diesem Alien-Asteroiden auf sich hat, aber so schnell? Roland und ich sind zuerst einmal mit den Spinnenreitern auf Erkundung gegangen. Mit Rosamunde aus dem Orbit auf einen Planeten springen war gigantisch! Was ein Anblick! Diese Tiere sind wirklich unglaublich. Wir fanden Eis und Schnee –genau das, was wir erwartet hatten. Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl. Als könnte uns hier nicht wirklich etwas Schlimmes zustoßen.
Dann begannen die Baumaßnahmen. Der Planet hat unsere Leute gleich am Anfang ziemlich verwirrt. Es bildete sich nämlich urplötzlich eine passende Basaltröhre als Verbindungsgang zwischen unseren Bauarbeiten und der thermischen Energiequelle im Erdinneren, die uns nun einiges an Bohrarbeiten erspart. Es lief so gut und friedlich, dass unsere Edlen schon fast frustriert davon waren, keine Gefahren bekämpfen zu dürfen. Kallyria und wohl auch einige der anderen Spinnenreiter beobachteten allerdings etwas Merkwürdiges: ihre Tattoos fingen an zu verblassen. Die Zeichnungen auf ihren Körpern, die den Asteroiden abbildeten. Ich fand das irgendwie gar nicht so beunruhigend. Wir waren schließlich angekommen, wozu also noch Karten und Hinweise?
Die neue Kathedrale wurde als erstes eingeweiht. Eine mehrere Stunden währende Zeremonie, währenddessen Schwester Zaishen zur Priesterin ernannt wurde. Das hat sie sich mehr als verdient! Kathedrale des Mutes - Wirklich ein passender Name. All die Namen derer vorgelesen zu bekommen, die es nicht bis hierher geschafft haben, war schlimm. Doch gleichzeitig zeigte es mir, wie sehr die Menschheit doch fähig ist ein Ziel zu verfolgen und zu erreichen. Wir waren hier an unserem Bestimmungsort. Niemand hatte uns davon abhalten können.
Noch während ein Teil von mir die Lieder mitsang, der Predigt folgte und an den richtigen Stellen niederkniete, war ein anderer Teil meines Geistes plötzlich an einem fremden Ort. Eine Art Tempelanlage, in Weiß und Gold gehalten. Ein heiliger Ort. Ich war nicht allein. Neben mir Roland, hinter mir unser ganzes Expeditionsteam der Ährengarde. Sie sahen aus, wie Steinstatuen – Symbole der Menschen, die zu mir gehören. Ramona sah ich allerdings nicht. Alle waren in weiße Gewänder oder Rüstungen gekleidet, mit einem Symbol darauf, dass mich an das Clansymbol der Trémaly erinnerte: eine Sonne in einem Viereck, deren Strahlen davon wegezeigen. Da waren aber noch mehr steinerne Gruppen, die sich hinter einem Anführer um den Altar in dem Steinkreis versammelt hatten. Ich konnte kaum glauben, was ich da sah und gleichzeitig kam es mir irgendwie vertraut vor. Als hätte das alles schon seine Richtigkeit und ich würde den Sinn bald erkennen … Doch zuerst sah ich mich neun Gruppen von Derishia, einer Chang und – beim Einen, sie sind tatsächlich so furchteinflößend wie man sagt – einem Brahim gegenüber! Der mich gleich anbrüllte. Interessanterweise konnte ich sogar den Sinn hinter seinen „Worten“ verstehen. Er freute sich, dass ich kein Derishia war und würde es schade finden, sollte mich einer seiner Verwandten auffressen. Na toll. Die Chang war anscheinend genauso überrascht wie ich, hier zu sein. Ich fand das beruhigend. Sie übermittelte mir ein paar Koordinaten und lud mich ein. Ja klar, mich laden ja dauernd Aliens zum Tee ein! Meine Güte! Aus den Gesichtern der restlichen Anwesenden schlugen mir die unterschiedlichsten Gefühle entgegen: Überraschung, Schockiertheit, Zufriedenheit, Freundlichkeit und blanker Hass. Ich, ein Mensch, in dieser illustren Runde? Das schien für die meisten unerwartet zu sein. Warum?
Diese Frage wurde mir beantwortet, als die Lebendigkeit aus den marmornen Stauten wich und eine strahlende weibliche Gestalt hinab schwebte. Uriel. Sie schien sich nicht über meine Anwesenheit zu wundern, jedoch darüber dass Roland auch hier war. Sie war misstrauisch. Ob sie spürte, dass das Chaos ein besonderes Interesse an ihm zu haben schien? Wie auch immer, ich vertraue Roland und würde meine Hand für ihn ins Feuer legen – er konnte genauso hier sein wie ich. Uriel schien beruhigt. Dann legte sie los. Eine Schöpfungsgeschichte, wie ich sie so noch nicht gehört hatte. Am Anfang das Chaos und die Ordnung. Eine explosive Begegnung beider Gegensätze, die zur Entstehung des Universums führt und beiden Kräften eine Quentchen des jeweils Anderen verleiht. Die Entstehung der Zeit, was notgedrungen dazu führt, dass sich die Waage zu Gunsten der Entropie und des Chaos neigt und eines Tages das Universum vom Chaos verschluckt wird. 12 Paladine der Ordnung, die dem Chaos entgegen treten und für ein Gleichgewicht kämpfen. Jeder von ihnen mit einem Wesen in seiner Nähe, das älter als die Welt ist und ihnen Zugang zu diesem Tempel bietet. Ich, Juro, ehemaliger Kleinkrimineller und Überlebenskünstler der neueste Streiter im Sternentempel? Ernsthaft? Uriel meinte, das sei sehr einfach zu erkennen, denn jeder Paladin verfüge über die „Gabe der Ordnung“. Es dauerte etwas, bis ich das in Zusammenhang mit meiner neuen Psi-Fähigkeit der Teleportation gebracht hatte. Die Gabe, die es ermöglicht, Dinge an die richtige Stelle zu setzen und die als einziges kein Chaos verursacht. Oder war damit vielleicht noch mehr gemeint? Leute in die richtigen Positionen bringen? Menschen zueinander? Mein Schädel fing an zu brummen … Ich weiß nicht, ob ich alle wichtigen Fragen gestellt hatte. Ich weiß nur dass ich mich irgendwann erschöpft fühlte, wie nach einem kilometerlangen Lauf. Ich muss erst mal darüber nachdenken, was das zu bedeuten hat. Ob und wenn ja was für Konsequenzen es hat. Wie das in mein Weltbild passt. Was Roland davon hält (außer sich einen abzulachen bei der Vorstellung von mir als einer Art „Paladin“). Ordnung und Chaos ins Gleichgewicht bringen – daneben scheint mir der Aufbau eines Raumhafens doch recht überschaubar. Ordnung und Chaos … wieso muss ich da an Jura und Kallyria denken? Wahrscheinlich weil bei meinem Lieblings-Gegensatzpaar besonders Kallyria aus dem Gleichgewicht geraten ist. Ob das wohl heißt, dass ich vielleicht gar nicht die schlechteste Wahl bin, ihr doch noch zu helfen? Der Eine hilf! Oder …. muss ich jetzt sagen „Ordnung steh mir bei“? Noch so etwas, dass ich erst einmal für mich klären muss. Alles nicht so einfach!
Roland:
Ich sollte panisch sein. Es ist schon schlimm genug, 10.000 Leute zu führen und auf einem Eisklotz eine Gesellschaft aufzubauen, die vielleicht ein klein wenig besser ist als anderswo. Und jetzt soll Juro noch das ganze Universum vor dem Chaos retten. Geht es nicht ein bisschen kleiner? Juro Trémaly, Paladin des göttlichen Lichts, der erste menschliche Streiter im Namen der Ordnung! Wenn ich in seiner Gegenwart jetzt öfter mal Background-Himmelschöre nachahme, hat das weniger damit zu tun, dass ich das lustig finde. Oder nicht glaube. Es ist wohl meine Art, ihn auf dem Boden zu halten. Oder auch einfach nur mit dieser absurden Situation umzugehen. Ich denke, Juro versucht gar nicht so viel dran zu denken momentan. Auserwählt zu sein, was auch immer, das kommt ihm sicher noch abgedrehter vor als mir. Ich hab ja gesehen, wie er sich im letzten halben Jahr verändert hat, wie er jeden Tag darum kämpft, sein Bestes zu geben und das Richtige zu tun. Bin ich neidisch? Auf diese Verantwortung, die ihm ein Wesen, dieser Alien-Asteroid, ein Prophet, ein Was-auch-immer auferlegt hat, garantiert nicht. Vielleicht ein wenig darauf, dass er Gedankenkontakt zu den anderen Alienrassen hatte, da in diesem Tempel. Sogar ein Brahim war dabei - ich wusste doch, dass keine Rasse im Universum von Grund auf böse sein kann! Die Brahim haben es vor den Menschen in die Paladin-Runde geschafft. Aber was heißt das eigentlich?
Mann, was sagt das über mich Egozentriker aus, dass ich alles gleich auf mich beziehe? Es hat mich getroffen, als diese Uriel sagte, das Chaos schätze mich, mein Herz gehöre einer Agentin des Chaos - Ramona - und mir sei nicht zu trauen. Juro hat sich gleich für mich eingesetzt. Ich wünschte, ich könnte mir genauso vertrauen, wie er es tut. Ich war bereit, mit Ramona zu gehen. Was, wenn der Dämon über meine Gedanken Geheimnisse der Paladine erfährt? Obwohl wir nicht wirklich was erfahren haben. Zumindest nichts Praktisches. Ich weiß nicht, wie Juro mit der Vorstellung klar kommt, dass der Eine, an den er mit ganzem Herzen glaubte, kaum mehr ist als ein Konstrukt des menschlichen Geistes, weil es den großen Kampf Ordnung gegen Chaos sonst nicht erfassen kann. Ich weiß nicht, ob ich es begriffen habe. Aber insgesamt hat mich Uriels Erklärung mehr in meinem eigenen Gefühl bestärkt. Die Kirche ist eine Hilfskrücke gegen das Chaos, aber wenn ich ihr nicht von ganzem Herzen folgen kann, heißt das nicht, dass ich nicht der Ordnung gehorche. Und Uriel irrt sich bei Ramona. Ich kann sie retten! Jetzt weiß ich sogar noch besser als zuvor, wonach ich Ausschau halten muss. Und die Kirche allein ist nicht mit Ordnung gleichzusetzen. Sonst würde unsere Welt nicht dem Untergang entgegensteuern, wie Uriel sagt. Wenn die Fürsten, der Imperator, die Kirche die Repräsentanten der Ordnung wären, müssten wir sicher sein. Und die anderen Alienrassen, die zum Beispiel Demokratie haben, müssten dem Chaos viel näher sein. Was sagst du dazu, Uriel! Agentin des Chaos, kiss my ass.
Wundervoll, nicht wahr? Wenn das mal keine hochverräterischen und ketzerischen Gedanken sind, weiß ich das auch nicht. Was nutzt Juro dieser antiquierte Titel? Was nutzt es ihm zu wissen, dass wir mit jeder Chaosreise das Chaos in unsere Welt hineinlassen? Er ist Paladin in einer anderen Sphäre, irgendwo gibt es Aliens wie ihn - aber weder Achmed und Ali, geschweige denn der Imperator, werden auf ein Wort von Juro Trémaly hin das Chaosreisen abschaffen, aufhören zu kämpfen und die frohe Botschaft verbreiten. Gibt es niemanden... Mächtigeren, der als Paladin geeignet wäre? Bisher kann Juro mit seiner neuen Kraft gerade mal Wassergläser verschieben, aber noch längst nicht durchs Universum reisen - und dabei ganz Nova Arctica mitzunehmen!
Ich dachte ja bisher, es wäre schon Lebensaufgabe genug, diesen Asteroiden zu besiedeln. Wenn wir Achmed und Ali keine Sandoase in der Eiswüste schaffen, ist es ganz schnell vorbei mit dem ersten menschlichen Paladin! Es hat so gut getan, endlich in Gang zu kommen, der Sicherheit und den GUs zu zeigen, dass meine Leute weit mehr sind als Ballast, dass sie es drauf haben und dafür sorgen, dass wir alle hier überleben. Ah, das kommt mir vor wie in einem anderen Leben, dass wir auf den Spinnen durch die Atmosphäre getaucht sind. Was für ein Ritt! Und dieser jungfräuliche Schnee, diese absolute Stille, die Luft, die nach gar nichts schmeckt, als ob wir wirklich ganz allein auf einer Welt sind, die nur für uns geschaffen wurde. Na ja, so ist es ja auch, wenn man davon absieht, dass diese Welt - Uriel - sich extra so für uns bereit gemacht hat... Walt meint, er kann die Gedanken der Spinnen fast so lesen wie von Menschen - oder so interpretiere ich es. Je mehr ich von den GUs sehe, umso mehr wird mir klar, dass sie wirklich Partner sind, keine Haustiere. Ich hab's fast bedauert, als wir mit dem Bau angefangen haben. Nach Monaten auf Schiffen und Stahlwelten mal kein Motorgedröhn, kein Lüftungszischen oder Computerpiepsen. Der erste Ausritt mit Aoraki war einfach wunderbar. Wir wollte beide gar nicht mehr auf die Erde zurück! Als der Tiefbautrupp die Basaltröhren entdeckte, die uns den Bau des Erdwärme-Kraftwerks so einfach machten, war ich nicht so locker drauf wie Juro. Ihn hatte das Wesen, auf dem wir stehen, schon total eingelullt. Zurecht, denke ich. Nach unserer Begegnung im Sternentempel kann ich nicht mehr daran zweifeln, dass es gut ist. Oder zumindest der Ordnung gehorcht. Um der Ordnung willen können auch viele Menschen sterben, ohne, dass es Uriel etwas ausmachen würde oder dem "big picture". Macht es mich schon chaotisch, dass ich auf jeden Einzelnen achte?
Meine Leute waren richtig übermütig, endlich am Ziel zu sein. Warum auc nicht? Sie wollen hier den Rest ihres Lebens verbringen und müssen nie wieder durch Chaos reisen. Die Kinder waren nicht die einzigen, die eine Schneeballschlacht gemacht haben, Ich habe Hartek gebeten, sich ein bisschen um Luna und ihre Leute zu kümmern. Ramona gewinnt wieder einen Teil ihrer Arroganz zurück. Eigentlich wäre mal wieder ein eindringliches Gespräch vonnöten, vor allem jetzt, wo ich weiß, wie weit sie innerlich noch von unserer Seite entfernt ist. Sie kann den Dämon immer noch jederzeit zu uns einladen mit den falschen Taten und Gedanken! Ah, was tun? Wenn der Tag kommt, dass ich mich zwischen Ramona und Juro entscheiden muss... wir müssen das Universum vor dem Chaos retten. Ich denke immer "wir". Weil mir dort im Sternentempel klar geworden ist, dass Juro vielleicht kostbarer ist, als er selbst weiß. Weil ich mir nicht vorstellen kann, ihn allein zu lassen mit dieser Aufgabe. Ist es das, was man Familie nennt? Dass man zusammensteht, weil die Alternative einfach undenkbar ist? Ganz davon abgesehen, dass ich der einzige bin, der dabei war, der Juro glaubt und ihn nicht gleich als Ketzer verbrennen würde. Er hat herausgefunden, was die Spinnenreiter wissen wollte. Wie lange wird es dauern, bis Kallyria das in seinen Gedanken liest, wenn sie allabendlich ins einem Kopf einschläft, quasi? Und würden sich die GUs, diese brutalen Aufklärer, auf unsere Seite schlagen? Immerhin hat der Bruder des Legaten ja die Lichtgestalt vorhergesehen... Mein Kopf! Nicht zu viel dran denken. Einen Schritt nach dem anderen. Bohren wir noch ein paar Löcher in unseren Propheten.
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